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Ich wollte noch einmal die Sonne sehen.“ – Erna de Vries

Wer Überlebende des Holocaust trifft, spürt den Abgrund, der sie von anderen Menschen trennt. Sie waren in Auschwitz, Buchenwald, Dachau. Sie haben unsägliches Leid erfahren. Der Tod war ihr ständiger Begleiter. Über 70 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz gibt es nicht mehr viele Zeitzeugen. Umso wichtiger ist es, ihre Erfahrungen für die Nachwelt zu dokumentieren. Im Gedenken an die Toten, aber auch für den Frieden in der Zukunft. Damit sich die Hölle auf Erden nicht wiederholt.

Reiner Engelmann hat Max Mannheimer, Esther Bejarano, Eva Mozes Kor und sieben weitere Zeitzeugen befragt und ihre Erinnerungen für Jugendliche aufgeschrieben. Ein erschütterndes Zeugnis und ergreifendes Mahnmal wider das Vergessen. Und zugleich ein zutiefst bewegendes Plädoyer für das Leben.

 

Wir haben das KZ ueberlebt 

Autor: Reiner Engelmann
Verlag: cbj
Erschienen: September 2015
ISBN: 978-3-570-17197-4
Seitenzahl: 254 Seiten
Altersempfehlung: ab 12 Jahre (Empfehlung des Rezensenten)

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Reiner Engelmann hat für dieses Buch mit 10 Opfern und Zeitzeugen des Nationalsozialismus gesprochen, 10 Menschen, die schwerste Misshandlungen und oft mehrere Konzentrationslager (KZ) überlebten. Hier erzählt er ihre „Geschichten jenseits allen menschlichen Vorstellungsvermögens. Und doch waren es Menschen, die diesen Menschen Unsägliches zugefügt haben. Mit Worten kaum zu beschreiben“ (Seite 9). Die Betroffenen sprechen von systematischer Vernichtung menschlichen Lebens im industriellen Maßstab, von unvorstellbarem Grauen und Grausamkeiten, von Hunger, Durst, Kälte und Leid, von unzähligem Sterben – aber auch von einigen, wenigen Glücksfällen, die für sie oft über Leben und Tod entschieden, von kleinen Gesten der Menschlichkeit in der Finsternis des Europas während der Herrschaft der Nazis. Die vielen Schicksale der im Dritten Reich verfolgten Gruppen – Juden, Roma, Sinti, Widerstandskämpfer und viele mehr – werden in Berichten an den Leser weitergegeben, die von der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung, systematischer Ausgrenzung und Anfeindung, Ghettos, Transporten und Deportationen sowie den Erfahrungen in KZs wie Auschwitz erzählen und von Todesmärschen handeln. Aber ebenso auch von der Befreiung durch die Alliierten, dem Versuch, nach Ende des 2. Weltkriegs in ein normales Leben zurückzufinden, von Vergebung und der unermüdlichen Versöhnungsarbeit der Betroffenen.

Die Erzählungen der Zeitzeugen sind sehr persönlich, schockierend und aufrichtig, die unsäglichen Grausamkeiten besonders der SS-Mannschaften gehen unter die Haut. Reiner Engelmann gelingt es in seinem Buch, ein realistisches und ungeschöntes Bild des Holocaust zu zeigen und dies zugleich für eine junge Leserschaft perfekt zu dosieren, ohne sie zu überlasten. Ebenso auf diese Zielgruppe abgestimmt ist die Sprachgestaltung: aufrichtig, ernst und erschütternd, aber doch jugendgerecht. Denn Reiner Engelmanns Bücher richten sich vorrangig an die heranwachsende Generation, eine Generation, bei der die Gräuel des Nazi-Regimes nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Selbstverständlich ist dieses Buch ebenso gut auch von Erwachsenen zu lesen. Einige der Schicksale werden in der Vergangenheitsform, andere wiederum – so z.B. das von Philomena Franz – in der Gegenwartsform erzählt. Im Bericht von Heinz Hesdörffer wechselt diese Form mitten im Text, wird aber nur von sehr aufmerksamen Lesern wahrgenommen und ist nicht störend.


Aufmachung des Buches
Das Buch mit dem seidenmatten Umschlag ist fest gebunden und – wie man es von cbj nicht anders kennt – tadellos verarbeitet, so dass man es immer wieder zur Hand nehmen, darin lesen und blättern kann. Die Gestaltung ist zugleich schlicht und wirkungsvoll, stellt im unteren Drittel eine Schreibmaschine dar, während im oberen Drittel das weltbekannte Foto von der Befreiung des KZ Auschwitz erzählt.

Ein Inhaltsverzeichnis erleichtert die Navigation im Buch, während ein umfangreicher Glossar Begriffe aus dem Dritten Reich und den Konzentrationslagern erläutert. Jeder Bericht beginnt mit einer Porträtskizze des jeweiligen Holocaust-Überlebenden, begleitet von einem persönlichen Zitat. Vereinzelt ergänzen Fotos der Betroffenen und ihrer Familien die Erzählungen.


Fazit
„Wir haben das KZ überlebt“ fasst die Schicksale von 10 Holocaust-Opfern zusammen und richtet sich ebenso an junge, wie auch reife Leser. Jugendgerecht aufgearbeitet, sind sie ein wertvolles Zeitzeugnis des dunkelsten Kapitels deutscher Geschichte und gegen das Vergessen.


5 Sterne


Hinweise
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