Unsere Bewunderung der kalifornischen Computerfreaks wie Steve Jobs, Sergey Brin, Larry Page oder Marc Zuckerberg ist riesengroß. Sie tummelten sich einmal zwischen Garage und Universität und sind heute nah dran, die Herrscher einer „neuen“ globalen Ökonomie zu werden.
Unfassbar gebrauchstaugliche Bedürfnisse wurden von ihren Internetkonzernen geweckt, von denen der Nutzer vorher gar nicht ahnte, dass diese sein Leben bereichern und bequemer machen können, siehe Suchmaschine, Apps, Smartphones, Tablets etc.
Die Schattenseite ist, dass Google, Amazon und Co. über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen der „alten“ Ökonomie in ihrer Existenz erschüttern. Sie sind dabei, aus dem einmal freien Internet Spinnennetze zu machen. Am Beispiel zahlreicher Branchen wird gezeigt, wie sie Monopole aufbauen und sich die „alte“ Ökonomie zur Beute machen.
Die Zukunft der Arbeit wird u. a. ab Beispiel der „Casting-Show“ der IBM gezeigt. Die „(alb)traumhaften“ Wechselwirkungen, die Big Data so brisant machen, werden thematisiert. Wird sich die von prominenten Ökonomen (u.a. Thomas Piketty und Brynolfsson / McAfee) vertretene Auffassung der Spaltung in Vermögende und Habenichtse durch die digitale Transformation verstärken?
Was könnten Überlebensstrategien für bestehende Branchen sein? Was sind Zukunftspfade, was Sackgassen? Sharing Economy und Jeremy Rifkins Null-Grenzkosten-Gesellschaft? Ausstieg und Muße statt Wettrennen um Effizienzsteigerung? Event-Ökonomie, also Brot und Spiele, die Arbeitsplatzverluste wie die aufkommende Langeweils kompensieren? Welche Vorschläge kommen von der deutschen und der EU-Politik?
Autoren: Arno Rolf/Arno Sagawe |
Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Durch welche Voraussetzungen konnten sich so weltumfassende Unternehmen wie Google, Facebook, Apple oder Amazon entwickeln und wie schaffen sie es, weitere Nutzer zu gewinnen und ihre "Stammkunden" zu halten, obwohl die User den digitalen Giganten fast Jahr für Jahr einen immer größeren Zugriff auf persönliche Daten und mehr erlauben müssen? Auch warum immer mehr Apps für die IPhone, Tablet’s & Co entwickelt werden und was die Bequemlichkeit des Einzelnen mit dem Verlust der Datensicherheit zu tun hat, erfährt der Leser Schritt für Schritt in diesem Buch.
Interessant aufbereitet und plausibel dargelegt, hält der Text den Leser allein durch die Aktualität des Themas „bei der Stange“. Allfällige Fremdwörter und Spezialausdrücke halten sich in Grenzen und werden zumeist im laufenden Text so verwendet, dass sich auch jenen Lesern, denen vielleicht gewisse Fachbegriffe nicht ganz so geläufig sind, der Sinn der Erläuterungen erschließt. Die Autoren zeigen auf, wie alles, noch bevor die Digitale Technik in die Fabriken und Haushalte Einzug gehalten hat, begann. Sie erklären anhand gut nachvollziehbarer Beispiele, welche „Vorarbeiten“ nötig waren, um den Siegesflug des WWW und der großen Gesellschaften wie Goggle, Amazon & Co zu ermöglichen.
Welche Gefahren in der „Noch schneller, noch moderner und Geiz ist geil-Mentalität“ des einzelnen Users stecken und warum und wie sehr die Datensicherheit gegen die Bequemlichkeit des Nutzers verliert, wird hier genau aufgedröselt. Auch die Gründe, warum der Unterschied zwischen Vermögenden und den Habenichtsen immer größer wird und warum die Mittelschicht zwangsläufig immer mehr schrumpfen wird, findet man gut nachvollziehbar im Buch erklärt.
Die neuen Formen der Arbeit … Feste Anstellungen werden immer weniger, Teilzeit- und Leiharbeiter boomen, oder ist "von Zuhause aus" arbeiten das einzig Wahre? Allzeit bereit und immer und überall erreichbar sein: ein langgehegter Traum mit wünschenswerter Zeitersparnis, oder Zeiträuber, Stress und Überwachung total? Auf diese und viele andere Fragen, auf die man vielleicht bisher noch gar nicht gekommen wäre, gibt‘s in diesem Buch eine einläuchtende Erklärung oder mehrere interessante Antworten bzw. Blickwinkel.
Egal, ob sich die Leser mit der Materie bereits bewusst beschäftigt haben, oder sich erst informieren möchten: das Buch zeigt Schritt für Schritt, wie „anno dazumal“ mit der Automatisierung in den Fabriken ein schleichender Prozess begann, der sich mit www, Smartphone, Tablet & Co unaufhaltsam in eine Richtung weiterentwickelt, welche die bisherigen Vorstellungen und Regeln sprengt. Kapitel für Kapitel wird der Leser tiefer in die Materie geführt, bis er entdeckt, wie sich Netzwerke zu Spinnennetzen weiterentwickeln können, die die Bequemlichkeit der User mit neuen Apps fördern und sie mit ihren wachsenden Bedürfnissen immer fester an die unsichtbaren Fäden „anheften“. Dass diese Entwicklungen nicht ohne Nebenfolgen und Wechselwirkungen bleiben und welche – bis jetzt eher noch unbeachteten – Probleme sich dadurch in weiterer Folge ergeben können, ist gegen Ende des Buches nachzulesen.
Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem praktischen Lesebändchen versehen. Das mit Wassertropfen bedeckte Spinnennetz auf dem Coverbild passt sehr gut zum Thema und unterstützt – ebenso wie der umfangreiche Rückseitentext – die Thematik optimal. Der Inhalt gliedert sich in den Einstieg, einer Erklärung, worum es in dem Buch geht und einem kurzen Anbschnitt über den „Homo oeconomicus“.
Es folgen 5 Teile, die linear von den Kalifornischen Tüftlern über die „neue“ digitale Ökonomie, der smarten Transformation und Smart Factory bis hin zur Frage reicht, ob digitale Transformation und stabile Gesellschaften miteinander vereinbar sind. Im letzten Teil findet sich eine Orientierung in den Digitalen Welten, bevor das Buch mit einem Personen– und Sachverzeichnis und den nummerierten Anmerkungen, die im Text nur mit einer Zahl gekennzeichnet, am Ende aufgelistet sind. Grau unterlegte Kästchen im Text kennzeichnen eine genauere Erläuterung. Einige Abbildungen untermauern die Erklärungen zum besseren Verständnis. Auch kursiv geschriebene, mit jeweils einer Linie oberhalb und unterhalb begrenzte, stichwortartige Zusammenfassungen lassen auf einem Blick erkennen, welche Wichtigkeiten auf der so gekennzeichneten Seite zu finden ist.
Auf den letzten Seiten stellt der Verlag noch die drei Sachbücher „Die Gier nach Gold“ von Michael Bloss, „Europa im Würgegriff“ von Gerald Pilz und „Eine kurze Geschichte der Betriebswirtschaftslehre“ von Günter Schanz vor.
Fazit
Eine spannende Lektüre für alle Leser, die der technischen Entwicklung etwas kritisch gegenüberstehen, die dem Vorgaukeln von permanentem „Friede, Freude Eierkuchen“ im Internet nicht glauben und die davon überzeugt sind, dass sich durchaus Wölfe im Schafspelz im WWW tummeln können. Sie werden in diesem Buch bestimmt viele interessante Fakten und Erklärungen dazu entdecken können.
Hinweise
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