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Kategorie: Ab 10 Jahre

Das Nobelinternat „Cornwall Cottage“ in England. Hier sind sie alle, die Kinder der Reichen und Schönen: protzige Prinzen und Glitzergirls, echte Stars und Dramaqueens. Und Cara Winter. Gerade erst ist sie aus Deutschland gekommen. Fast könnte man das unauffällige Mädchen übersehen. Aber Cara hat ein Geheimnis …

 

Cornwall College 1 

Autor: Annika Harper 
Verlag: Carlsen
Erschienen: 07/2015
ISBN: 978-3-551-65281-2
Seitenzahl: 268 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Cara will endlich ihrer gluckenhaften Großmutter und dem Leben im goldenen Käfig entkommen – auch wenn sie ihre Oma über alles liebt. Aber irgendwann braucht ein Mädchen auch seine Freiheit und muss sich die Luft der Welt um die Nase wehen lassen können. Auf Cornwall College im englischen Cornwall scheint das endlich möglich zu sein, auch wenn Cara schnell begreift, dass sie absolut unwissend und somit für ihre Mitschüler der reinste Naivling zu sein scheint. Und als dann auch noch ihre unfreundliche Zimmergenossin Judy entführt wird und ein schwarzer Van auftaucht und ihre Großmutter schier durchdreht, da wird auch Cara klar: Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht.

Mit einer einfachen Sprache und einem stellenweise etwas merkwürdigen Schreibstil hat Annika Harper diesen Roman zu Papier gebracht.


Stil und Sprache
Aus der Ich-Perspektive von Cara Winter erlebt der Leser eine leicht verschroben wirkende Geschichte, die sich mit mehr oder weniger geglückten Dialogen und köstlichen Szenen über die Seiten erstreckt. Es dauert nicht lange, bis der Leser sich an den Kopf langt und fragt: Wie weltfremd ist diese Cara eigentlich? Was hat die in ihrem bisherigen Leben bloß getrieben bzw. nicht? Geld scheint für die Protagonistin nämlich nur etwas zu sein, das andere haben. Sie selbst hat keins, will aber munter Sachen einkaufen.

Die Geschichte ist in drei Teile gegliedert, wobei man sich als Leser schon fragt, warum eigentlich. Schließlich passiert hier nichts großartig Monumentales, was für den Leser in kleine Happen aufgeteilt werden müsste – zwecks der besseren Verständlichkeit. Im Gegenteil. Das Buch liest sich zügig, was ja schon mal positiv ist, und es gibt ein paar Figuren, die wirklich liebenswert sind und dem Leser so manches Lächeln entlocken können. Doch ansonsten bekommt man nicht wirklich Zugang. Irgendwas verbirgt Cara und was das ist, das bringt Annika Harper in einer einerseits unterhaltsamen, andererseits aber auch sehr eigenartigen Handlung dem Leser nahe. Die Autorin scheint wirklich zu denken, dass selbst eine Zehnjährige nicht eins und eins zusammenzählen kann. Da hilft es auch nicht viel, dass Cara offensichtlich eine rege Wortfantasie und die lustigsten Wortkreationen auf Lager hat. Wobei man sich dann aber auch fragt, woher sie die nur hernimmt, so fremdartig, wie sie sich in der Welt sonst bewegt.

Da sind die vielen englischen Einschläge in den Sätzen schon regelrecht köstliche Untermalung des kurzen Schreibstils. Lange Ausführungen gibt es nicht, weder in den Figurenbeschreibungen, noch was die Schauplätze angeht oder einzelne Szenen. Die Autorin bringt dafür wiederum so einiges an Sarkasmus und Ironie in die Szenen und einzelnen Dialoge bzw. die Gedanken von ihrer Hauptfigur – was den ansonsten etwas lahmen Eindruck dann auch wieder so einigermaßen korrigiert.


Figuren
Annika Harper erweckt in diesem Roman die seltsamsten Charaktere zum Leben und scheint einem allgemeingültigen Vorurteil, dass alles, was Geld hat auch entsprechend zickig, abgehoben und verschroben sein muss, geradewegs in die Hände zu spielen. Das ist zu Beginn der Geschichte ja noch einigermaßen vergnüglich und unterhaltsame, wird für den Leser aber schon bald zu einer etwas nervigen Geduldsprobe. Da kommt schnell die Frage auf, was um alles in der Welt den Privatlehrer überhaupt unterrichten?

Cara ist nicht nur unglaublich weltfremd, naiv und unwissend, sie scheint in ihrem Leben auch noch nie davon gehört zu haben, dass es nicht nur in Deutschland reiche Leute gibt, sondern dass dies auch in anderen Teilen der Welt durchaus vorkommen soll. Sie weiß die einfachsten Dinge nicht und verhält sich oftmals komisch. Auf die Reaktionen ihrer Mitschüler reagiert sie dann auch mit entsprechend fragendem Blick, wenn die sie aufziehen ob ihrer Unwissenheit oder weil sie mal wieder eine besonders seltsame Frage gestellt hat. Ab einem gewissen Punkt fragt man sich als weiblicher Leser dann schon, ob die Autorin sich hier bewusst auf die Weiblichkeit als dummes und naives Wesen eingerichtet hat. Oder kennt die es auch nicht anders?

Pippa und Moritz sowie Hettie sind die einzigen Figuren in diesem Roman, die von der Autorin so dargestellt sind, das man als Leser seine Freude mit ihnen hat. Sie haben Humor, Herz und sehen die Welt mit anderen Augen als Cara es tut. Kurz gesagt: Sie kommen vom selben Planeten wie der Rest der Mitschüler, und nicht von einem anderen Stern, wie es bei Cara offensichtlich der Fall ist.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch wirkt trotz der schwarzen Farbe sehr mädchenhaft. Mit Spotlack sind viele rosa und pinkfarbenen Motive wie Kämme, High Heels, falsche Wimpern oder Turnschuhe und Sektgläser aufgedruckt – wodurch dem Schwarz die Härte genommen wird. Ganz oben ist eine Art Wappen zu sehen und in einem verzierten Handspiegel in der Covermitte steht auf hell rosa gemustertem Hintergrund in schwarzen Großbuchstaben der eigentliche Buchtitel. Die Rückseite des Titels zeigt ebenfalls das Wappen und ein paar Worte zum Buchinhalt, die von ganz vielen rosa Herzchen umrahmt sind. Wirkt verspielt, aber nicht zu sehr.


Fazit
Das Beste am ganzen Buch ist die optische Aufmachung. Der Roman bietet dem Leser kaum Zugang, die Figuren bleiben zum Großteil fremd und das Ende war – bis auf einen kleinen Ausflug in das Gebiet der Action – eher kurios. Schade, aber nach der Kurzübersicht für den Buchinhalt hab ich hier wesentlich mehr erwartet.


2 5 Sterne


Hinweise
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