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Herz oder Kopf

Riley Taylor behält am liebsten die Kontrolle über alles, und würde ihre Unabhängigkeit niemals aufgeben wollen – bis sie auf einer Party dem charismatischen Ian Dare begegnet, der sie auf der Stelle fasziniert. Ian hat seine eigenen Dämonen, und seit er herausgefunden hat, dass sein Vater jahrzehntelang ein Doppelleben geführt hat, hat er sich geschworen, sein Herz niemandem mehr zu öffnen. Doch die sinnliche Riley erweckt Seiten in ihm, die er bislang nicht an sich kannte – er möchte diese Frau unbedingt haben.

 

Wer nicht wagt der liebt nicht 

Originaltitel: Dare to Love
Autor: Carly Phillips
Übersetzer: Ursula C. Sturm
Verlag: Heyne
Erschienen: Juni 2015
ISBN: 978-3-453-41842-4
Seitenzahl: 336 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Seinen beiden Schwestern kann Ian einfach nichts abschlagen, das allein hat ihn zu dieser für ihn schrecklichen Geburtstagsfeier seines verhassten Vaters geführt. Doch bevor er sich ganz verabschieden kann, betritt sein Halbbruder mit einer attraktiven Frau an seiner Seite das Parkett. Wer ist diese Frau und was hat sie bloß an sich, dass sie Ian so fasziniert? Eine heiße Affäre beginnt, gerät aber schon bald wieder ins Stocken, weil beide immer die Kontrolle behalten müssen …

Was weder im Klappentext noch in meiner kurzen Zusammenfassung richtig gezeigt wird, ist, dass es vielmehr Ian ist, der als absoluter Macho mit Ausnahme seiner Schwestern und der Mutter alle dominieren muss, sei es im Alltag, Geschäftsleben oder im Bett. Von da her ist die Geschichte zusammen mit dem Cover, durch das man eine romantische Liebesgeschichte erwartet, eine Mogelpackung. Es geht mehr als bei Carly Phillips sonst üblich zur Sache, wobei Dominanz und Unterwerfung eine Rolle spielen. Wer das mag und sich am zuweilen etwas rüden Ton nicht stört, wird hier ausgezeichnet unterhalten.


Stil und Sprache
Auch die Sprache ist nicht ganz das, was ich von Carly Phillips kenne und erwartet hätte. Locker-flockige Kapitel sind eher die Ausnahme, die Familiendramen mehr im Hintergrund. Ein beachtlicher Teil ist der Erotik gewidmet, die überaus detailliert und heiß eingefügt ist. Dabei spielen Macht und Unterwerfung eine Rolle, wobei dir Sprache direkt und unverblümt verwendet wird. Die prickelnden Emotionen werden dabei meist perfekt beschrieben, teilweise wirkten sie für mich jedoch aufgesetzt. Dies hat sicher auch mit den Protagonisten und deren Verhalten zu tun, da vor allem Ian sich hinter einer Maske versteckt und den Drang nach Kontrolle auslebt.

Neugier und Spannung wird hingegen gleichermaßen geweckt. Die Anziehung und brodelnden Emotionen sind für Ian und Riley äußerst heftig und ungewohnt, sodass gar nicht klar ist, ob sie sich anpassen können. Dazu kommen die familiären Rivalitäten und eine Bedrohung für Riley, mit der sie nicht umgehen kann. Somit ist für Spannung reichlich gesorgt und auch die unerwarteten Wendungen nehmen mit zunehmender Seitenzahl immer mehr zu.

Beide Protagonisten führen gleichermaßen in der dritten Person durch die Handlung. Der Schreibstil ist mit Ausnahme der Erotik eher rasant, die eine oder andere Stelle hätte ich mir ein wenig ausführlicher gewünscht, zu schnell rast man durch den Alltag oder zu oberflächlich sind die an sich interessanten Hintergrundgeschichten zur aktuellen Handlung. Das Nachwort – sechs Monate später – ist schlicht ein äußerst gelungener Epilog, der auch gleich zeigt, wer als nächstes die Liebe finden könnte.


Figuren
Ian Dare ist es gewohnt, das zu bekommen, was er will. Sofort, uneingeschränkt und ohne Kompromisse. Für die Liebe hat er weder Platz im Leben noch sucht er sie, denn er fürchtet den Verlust der Kontrolle und das Verlassenwerden. Diese Seite von ihm wird zwar oft erwähnt, die Dominanz kommt jedoch nur im Schlafzimmer wirklich rüber. Dort verfällt er zuerst in seine angestammte Rolle des Gebieters, die von Riley immer wieder durchbrochen wird. Als Geschäftsmann selbst erlebt man ihn in diesem Buch nicht, was mir ein wenig gefehlt hat. Schön zu sehen ist seine Entwicklung, wie Riley Schicht um Schicht seiner harten Schale durchbricht und bis zu seinem Herz vorstößt.

Riley Taylor’s Vater war ein völliger Versager, alkoholkrank und ein Schläger. Bei ihrem Selbstwertgefühl hat dies tiefe Spuren hinterlassen und sie hat sich geschworen, ihre Unabhängigkeit niemals – und besonders nicht für einen Mann – aufzugeben. Ihre Emotionen schwanken zum Teil stark, von einer selbstbewussten Frau, die weiß was sie will und wie sie es sich holen kann, zu einer unsicheren, die sich wie ein Schulmädchen einschüchtern lässt. Teilweise nicht ganz erwartungsgemäß, aber noch immer glaubhaft. Besonders ihr Humor, der leider nur zwischendurch aufblitzt, hat mir sehr gefallen.

Die Nebenfiguren sind zahlreich und auch interessant. Man bekommt einen ersten Einblick in die Familie Dare, den Geschwistern und Halbgeschwistern von Ian. Sie wecken vor allem Neugier, denn vielversprechende Ansätze werden gezeigt, ohne dass man sie einzeln wirklich kennenlernt.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches verspricht für mich eine locker-flockige Liebesgeschichte. Die abgebildete Frau wirkt fröhlich und sympathisch. Dies ist jedoch nur ein kleiner Teil der Handlung. So gesehen verbirgt die Aufmachung eher eine Mogelpackung. Der gewohnte Schriftzug des Autorennamens und des Titels lässt das Buch leicht Carly Phillips zuordnen. Auf der Rückseite ist lediglich die Inhaltsangabe zu lesen. An sich eine frische, schönes Aufmachung, aber eben nicht zur Handlung passend.


Fazit
Wenn man das nicht optimal gewählte Cover außer Acht lässt, bekommt man eine heiße Affäre mit ausführlicher Bettakrobatik, die offen aber ansprechend in eine spannende Liebesgeschichte und mehr verpackt wurde. Nicht das, was man auf den ersten Blick erwartet, aber trotzdem sehr unterhaltsam.


4 Sterne


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