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Bestialische Morde versetzten ganz Hongkong in Angst und Schrecken.
Hongkong 2003. Detective Inspector Johnny Mann ermittelt in einer makabren Mordserie: Über die ganze Stadt verteilt tauchen die zerstückelten Leichen junger Frauen auf. Allesamt waren in Nachtclubs tätig und so genannte „Geistermädchen“, wie die Einheimischen westliche Frauen nennen. Der Fall nimmt für Mann eine persönliche Wendung, als eine weitere Tote gefunden wird, die er gut kannte. Fortan arbeitet er wie besessen, um die Verantwortlichen dingfest zu machen, denn er ahnt, dass sein Erzfeind Triadenboss Chan die Finger im Spiel haben könnte.

 

  Autor: Lee Weeks
Verlag: Goldmann
Erschienen: 05/2009
ISBN: 978-3-442-46883-6
Seitenzahl: 443 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Detective Inspector Jonny Mann, halb Engländer, halb Chinese, ermittelt in einer Mordserie. In Müllsäcken tauchen zerstückelte Leichen westlicher Frauen, von den Einheimischen „Gwaipohs“ – „Geistermädchen“ aufgrund ihrer hellen Haut - genannt, auf. Die Polizei steht vor einem Rätsel, denn die Identität der Opfer kann nur schwer geklärt werden. Die toten Frauen wurden eingefroren und erst Jahre später wieder aufgetaut. Erschwerend kommt hinzu, dass der erste Mord bereits über zwanzig Jahre zurückliegt und so keine Zeugen mehr ausfindig gemacht werden können. Johnny Mann arbeitet mit Hochdruck Tag und Nacht an dem Fall und versucht, über seine Beziehungen zur Glitzerwelt der Hongkonger Nachtclubs Hinweise auf den Täter zu bekommen. Aber es verschwinden weitere Frauen, und mit jeder Stunde, die vergeht, wird ihr Tod wahrscheinlicher, denn der Täter, da ist sich Mann sicher, ist immer noch der Gleiche. Dann nimmt das Ganze eine persönliche Wendung, als eine weitere Tote gefunden wird, die Johnny Mann gut kannte. Fortan ist er wie besessen davon, den Verantwortlichen dieser Gräueltaten dingfest zu machen, ahnt er doch, dass Triadenboss Chan die Finger im Spiel haben könnte. Mit Chan hat er eindeutig noch eine Rechnung offen, und so ist Mann zum Letzten entschlossen.


Stil und Sprache
Die erste Seite, gleichzeitig auch das erste Kapitel, macht den Leser schon direkt neugierig. Wir treffen Glitter-Girl, eine junge Frau, die irgendwo gefangen gehalten wird. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, sieht sie sich einer Wand mit Fotos von toten Frauen gegenüber. Dann wechselt die Autorin geschickt den Handlungsstrang, der Leser lernt Detective Inspector Jonny Mann kennen, der an einer Autopsie teilnehmen muss, und im Hinterkopf haben wir immer noch Glitter-Girl und die toten Frauen.
Die verschiedenen Handlungssträngen, es bleibt nicht bei diesen beiden, scheinen auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun zu haben. Das ändert sich natürlich im Verlauf der Handlung und die Autorin versteht es, diese Stränge miteinander zu verknüpfen, so dass ein großes Ganzes daraus entsteht.
Die Spannung fängt auf ziemlich hohem Niveau an und kann auch eine Zeit lang gehalten werden, flacht dann aber merklich ab. Inspector Mann, und mit ihm der Leser, tritt auf der Stelle. Zwar erfreut uns die Autorin mit sehr detailreichen Beschreibungen der Hongkonger Vergnügungswelt mit ihren verschiedenen Etablissements, aber die Handlung an sich geht nicht wirklich weiter. Das ändert sich erst, als mit dem Auffinden einer weiteren Leiche Inspector Mann plötzlich ein persönliches Interesse an dem Fall hat. Nun kommt wieder Schwung in die Geschichte und die Seiten fliegen nur so dahin.
Lee Weeks schreibt in einer klaren Sprache mit vielen hilfreichen Ausführungen und Beschreibungen über Hongkong und seinen besonderen Stellenwert nach der Rückgabe an China. Auch das System der Triaden wird dem Leser gut näher gebracht, ohne dass der Erzählfluss darunter leidet.
Durch viele, relativ kurze Kapitel, die oft noch durch Absätze unterteilt sind, ist die Lesegeschwindigkeit sehr hoch. Ich habe mich häufig dabei ertappt, schnell noch bis zum nächsten Kapitel oder bis zum nächsten Absatz zu lesen.
Das Buch ist durchweg in der 3. Person aus der Sicht eines personalen Erzählers geschrieben. Durch die häufigen Wechsel der Handlungsstränge ist der Leser überall live dabei. Einige Male gibt es kleine Andeutungen auf Geschehnisse in der Zukunft. Das erhöht die Spannung natürlich sehr.


Figuren
Die Hauptfigur ist Detective Inspector Jonny Mann, von seinen Kollegen Dschingis Khan genannt. Er ist halb Chinese und halb Engländer. Sein Äußeres wird ziemlich gut beschrieben. Ich konnte mir Dschingis beim Lesen gut vorstellen. Als Figur ist er gut ausgearbeitet, hat einen ausführlichen Hintergrund, Strafversetzung in die New Territories, Jugendfreundschaft mit einem jetzigen Triadenboss, gescheiterte Beziehung. Das macht ihn glaubwürdig und seine Motive sehr gut nachvollziehbar. Einzig mit seinem Namen hatte ich am Anfang so meine Schwierigkeiten. Wie alle Personen, wird auch er meist nur mit dem Nachnamen, also Mann, bezeichnet. Für mich stellte sich dann die Frage, welcher Mann? Ach ja, der Inspector Jonny Mann. Das ist natürlich eine Schwierigkeit, die nur bei der Übersetzung in die deutsche Sprache auftaucht.
Manns Kollegen, Konfuzius und Shrimp genannt, bleiben weit hinter ihm zurück. Es gibt zwar auch von ihnen gute Beschreibungen, so dass der Leser sie sich gut vorstellen kann, aber insgesamt bleiben sie eher blass und farblos.  Das hat mich aber nicht gestört, denn die Ermittlungen führt Jonny Mann. Konfuzius lockert allerdings die Gespräche immer mal gerne mit einem chinesischen Sprichwort, passend zur Situation, auf. Das hat mir gut gefallen.
Jonny Mann versucht im Verlauf der Ermittlungen, einen Zusammenhang zwischen den Morden und dem Triadenboss Chan herzustellen, sehr zum Missfallen seines Vorgesetzten. Dieser Chan kommt nicht sehr sympathisch rüber, soll er auch nicht. Er ist der vermeintlich Böse in diesem Spiel. Trotzdem ist auch er glaubwürdig und dreidimensional dargestellt. Seine Motive werden gut dargelegt und sind daher auch nachvollziehbar.
Es gibt noch einige andere Figuren, die ihre kleineren oder auch größeren Auftritte haben. Alle werden gut in die Geschichte eingeführt und haben genau den Hintergrund, den der Leser braucht, um ihre Motive zu verstehen.


Aufmachung des Buches
„Tod der Geistermädchen“ ist als Taschenbuch erschienen. Der Titel steht in roten Buchstaben auf einer beigen Wand. Die Buchstaben sind leicht erhaben und glänzend. Sie sehen so aus, als wären sie mit einem Pinsel nach Art der chinesischen Schriftzeichen gezeichnet worden. Das passt natürlich gut zum Schauplatz des Buches. Um den Titel herum gibt es viele rote Blutspritzer. Damit ist klar, in welche Richtung die Geschichte geht, auch wenn der potentielle Leser noch nicht weiß, was „Geistermädchen“ sind. Dieser Begriff wird aber schon auf der Rückseite in der Inhaltsangabe erläutert.

Der Text ist in 124, teilweise sehr kurze, Kapitel eingeteilt. Innerhalb der Kapitel werden Perspektivewechsel durch Leerzeilen deutlich gemacht.


Fazit
Lee Weeks hat für ihren ersten Roman mit Hongkong einen interessanten Schauplatz gewählt. Er hebt sich wohltuend von den häufig an amerikanischen Schauplätzen spielenden Thrillern ab und bringt etliche neue Perspektiven in einen Thriller. So sind die Polizisten geübt im unbewaffneten Nahkampf und wenn schon Waffen benötigt werden, dann sind es vierzackige Wurfsterne mit Klingen scharf wie Rasiermesser.
Wer also neben thrillermäßiger Unterhaltung auch mal einen etwas anderen Schauplatz kennen lernen möchte, ist bei den Geistermädchen genau richtig.
 

4 5 Sterne


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