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“Der Erste ist der Gefangene. Ein Dämon hat von ihm Besitz ergriffen.”

Stephen Kings Dark-Fantasy Der Dunkle Turm fasziniert die Leser seit über 30 Jahren. Drei – Der Gefangene, der 12. Band der epischen Graphic Novel, erzählt die klassische Geschichte des Junkies Eddie Dean und wie er vom gefährlichen Pflaster des urbanen New Yorks in die postapokalyptische Wüstenei von Mittwelt gezogen wird. Dort soll er Roland, den letzten Revolvermann, zum Dunklen Turm begleiten. Der Turm droht einzustürzen, wenn Eddie stirbt. Aber der muss zuvor noch mit eigenen Dämonen um sein Leben kämpfen ...

 

Der Dunkle Turm Drei Der Gefangene  Originaltitel: The Dark Tower: The Drawing of the Three – The Prisoner
Autor: Stephen King, Robin Furth, Peter David
Übersetzer: Oliver Hoffmann
Illustration: Piotr Kowalski, Nick Filardi
Verlag: Panini Comics
Erschienen: September 2015
ISBN: 978-3-95798-209-4
Seitenzahl: 140 Seiten
Altersgruppe: ab 12 Jahre (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Die 12. Graphic Novel zum Dunklen Turm-Epos beschreibt Eddie Deans Leben in der ihm bekannten Welt, bevor er nach Mittwelt übertritt und Roland Deschain auf der Suche nach dem Turm begleitet. Diese Erzählung verknüpft das Autorenteam nicht nur mit den Schergen des Scharlachroten Königs, sondern auch mit Geheimnissen des Dunklen Turms, die dem Mafioso Balazar hier detailliert bekannt sind. Damit greift der Plot den Ereignissen, verglichen mit den Romanen, übertrieben stark voraus. Diese Kombination halte ich für zu interpretativ und nicht richtig überzeugend. Zudem werden Ereignisse unnötigerweise hinzu getextet und nicht unwichtige Einzelheiten – wie z.B. der Laden von Calvin Tower, der, auch für die späteren Handlungen entscheidend, ein Büchergeschäft statt eine Delikatesswarenhandlung sein muss – falsch wiedergegeben.

Manchmal sollte man es bei einem Abschluss belassen ...


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Seit ca. 15 Jahren bin ich ein großer Fan von Stephen Kings Fantasy-Epos Der Dunkle Turm und verschlinge die Romane, Hörbücher und Graphic Novels. Dementsprechend gefreut habe ich mich, dass die Comic-Adaption nun fortgesetzt wird. Mit Drei – Der Gefangene eröffnen Robin Furth & Co. den nächsten Zyklus der Graphic Novel-Umsetzung. Doch gegenüber den elf vorausgegangenen Bänden ist bei diesem Comic „der Glammer vergangen“, wie Roland Deschain von Gilead sagen würde. Auch wenn an den Ausgaben des ersten Zyklus verschiedene Zeichner mitgearbeitet haben, so ist doch nicht nur der Zeichenstil, sondern auch ein ganz bestimmter, charakteristischer Bildlook stets beibehalten worden, hatte einen eindeutigen Wiedererkennungswert. Und genau damit hat der 12. Band nichts mehr gemein.

Dabei ist Piotr Kowalskis persönlicher Stil gar nicht mal schlecht (wenngleich er meinen Geschmack nicht ganz trifft). Recht detailliert arbeitet er Eddie Dean zunächst als niedliches Kleinkind und später als Heranwachsenden in der ärmlichen Umgebung Brooklyns heraus, drückt sein Leben vom Tod seiner Schwester bis zur Ankunft in Mittwelt in passenden Bildern aus und verknüpft dies schon früh mit den Niederen Männern. Charaktere, die als Gesichts- bis Vollporträts im Fokus der Panels stehen, setzt Kowalski mit dünnem Strich und einem Auge für Details um, ohne dass sein Grafikstil jedoch heraussticht. Gesichtszüge spiegeln die Emotionen passend wieder, besonders der Sadismus der kannibalischen Schergen des Scharlachroten Königs wird gut getroffen. Statisten, die sich vorwiegend im Hintergrund bewegen, sind nur grob, mit hohlen, angedeuteten Gesichtern zu Papier gebracht. Der Revolvermann Roland Deschain hingegen ist mit seiner früheren Version nicht mehr zu vergleichen und wirkt – entgegen der Erzählung in den Romanen – definitiv zu jung.

Die Figuren sind fast immer vor entsprechende Bildhintergründe gesetzt worden, die dem Leser ermöglichen, sich zu orientieren. Die Hintergrundgestaltung ist größtenteils schlicht und konkurriert nicht mit den Figuren, zeigt oft aber zugleich zahlreiche Einzelheiten. Gelegentlich hat sich der Zeichner an eine besonders aufwendige Illustration gemacht, so beispielsweise die alte Spukvilla, und verleiht damit der Umgebung eine tiefere Bedeutung.

Die Panels folgen, bis auf wenigen Ausnahmen, einem klassischen Aufbau. Getrennt von schwarzen oder weißen Stegen haben sie ein klar angeordnetes Raster, der Lesefluss ist optimal gegliedert. Nur manchmal überlagern kleinere, klar abgegrenzte Bilder größere Zeichnungen. Durchbrochen werden die Randbegrenzungen zuweilen durch Sprechblasen mit Dialogen, die gelegentlich etwas platt wirken. Ergänzend wird die Geschichte durch Textfelder begleitet, die Einblick in Eddie Deans Gedanken geben und aus seiner Sicht erzählen.


Aufmachung des Comics
Im typischen Verlagsformat ist auch diese Softcover-Ausgabe mit Klappbroschur gestaltet. Der matte Umschlag zeigt auf der Vorderseite den zweijährigen Eddie Dean beim Spielen, auf der Rückseite ist eine mystische Version der alten Spukvilla abgebildet, die es in dieser Form in der Graphic Novel nicht gibt. Die Klappen des Umschlags bieten zusätzlichen Informationen zum Inhalt und zu den Machern Platz. Vermisst habe ich die typische Einleitung, die man aus den ersten 11 Bänden kennt und in denen sich Robin Furth direkt an seine Fans wendet. Im Anhang finden sich 17 Seiten mit Alternativ-Covern und Skizzen.


Fazit
Grundsätzlich keine schlechte Graphic Novel, wenn auch mit Schwächen. Aber die Welt hat sich weiterbewegt, und der Zauber der bisherigen Bände ist verflogen. Ihren besonderen Reiz hat die Graphic Novel Adaption mit der Abkehr von dem einzigartigen Bildlook eingebüßt, ist nur noch eine Comicerzählung von vielen.


3 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 7: Die Kleinen Schwestern von Eluria
Band 8: Die Schlacht von Tull
Band 9: Die Zwischenstation
Band 10: Der Mann in Schwarz
Band 11: Last Shots

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