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„Weißt du, was wir brauchen, Jess?“ Leslie senkte die Stimme zu einem Flüstern. „Wir brauchen einen Ort für uns ganz allein. Einen Ort, der so geheim ist, dass wir niemandem auf der ganzen Welt je von ihm erzählen dürfen. Es könnte ein geheimes Königreich sein“, fuhr sie fort, „und wir sind seine Herrscher.“

Als Jess das geheime Land jenseits des Flusses betritt, ahnt er sofort: Dieser Ort ist verzaubert. Und nur hier – in Terabithia – sind Leslie und er unbesiegbar. Zum Glück, denn furchterregende Riesen und mächtige Waldgeister treiben im dunklen Pinienhain ihr Unwesen. Doch dann droht ein böser Fluch das fantastische Königreich für immer zu zerstören …

 

  Autor: Katherine Paterson
Verlag: Ravensburger
Erschienen: 2007
ISBN: 978-3-473-34716-2
Seitenzahl: 181 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Jess trainiert jeden Morgen auf der Kuhweide das Laufen, als er eines Morgens einen Umzugswagen vor dem Nachbarhaus stehen sieht. Dass dieser Umstand sein Leben verändern würde, hätte er selbst nicht erwartet. Doch so lernt er Leslie kennen, ein etwas verrücktes und eigenwilliges Mädchen. Zunächst kann er nichts mit ihr anfangen, doch mit der Zeit kommen sie sich näher und es entwickelt sich eine tiefe Freundschaft. Um dem Alltag entfliehen zu können, schaffen sie sich ihre eigene Welt, ihr eigenes Königreich, das nur über ein von einem Ast hängendes Seil zu erreichen ist. Dort erleben sie als König und Königin Abenteuer und strotzen den Gefahren. Doch ein Fluch scheint das Königreich zerstören zu wollen …

Wer nun eine Fantasy-Geschichte erwartet, ist hier sicherlich falsch. Es gibt zwar den einen oder anderen fantastischen Abstecher, doch die Geschichte spielt im Hier und Jetzt, in dieser Wirklichkeit. Die einzigen fantastischen Elemente entspringen der Fantasie der Hauptfiguren Leslie und Jess.


Stil und Sprache
Die Geschichte nimmt ruck zuck Gestalt an und läuft in schillernden Farben vor dem inneren Auge des Lesers ab. Der Schreibstil Katherine Patersons ist schön und bildlich, mit meist passenden, manchmal aber auch ungewöhnlichen Vergleichen, die den Leser kurz stutzen lassen. Einen Abbruch tut dies der Geschichte glücklicherweise nicht.
Manche Beschreibungen, wie die der Lehrerin Miss Edmunds, wirken zunächst zu ausführlich und detailliert, doch für Jess ist sie ein wichtiger Mensch – und für die Geschichte auch. Daher ist es durchaus angebracht, dass die Autorin dieser Figur ein paar Zeilen mehr gewidmet hat.

Katherine Paterson macht deutlich, wie wichtig Statussymbole sind (z.B. ein Fernseher) und wie gehässig Kinder sein können, wenn jemand diese nicht vorweisen kann. Überhaupt zeichnet sie den Schulalltag sehr realistisch: Es gibt die gemeine Siebtklässlerin, die die jüngeren Kinder erpresst und unterdrückt. Es gibt ehrgeizige Jungs, die nicht verlieren können und wollen und Mädchen in ihren Reihen nicht dulden. Es gibt Hänseleien, aber auch Hilfsbereitschaft. All dies bringt die Autorin wie nebenher mit in die Geschichte ein, ohne dass es gezwungen wirkt.

Mir hat es besonders gut gefallen, wie glaubhaft und nachvollziehbar Katherine Paterson die Gefühle der Figuren darstellt. Es ist ein Leichtes, Jess‘ Ängste und Sorgen nachzuvollziehen. Sein Ehrgeiz, der schnellste Läufer der fünften und sechsten Klasse zu sein, sorgt dafür, dass der Leser mit hofft, dass er es auch wird. Doch ihr absolutes Können beweist die Autorin zum Ende des Buches, worauf ich an dieser Stelle nicht eingehen möchte, um nichts vorwegzunehmen.


Figuren
Die Figuren sind treffend gezeichnet, wobei das Hauptaugenmerk auf den Hauptfiguren Jess und Leslie liegt; insbesondere auf Jess. Katherine Paterson bringt dem Leser die Figuren nahe, wobei man aufgrund der gewählten Perspektive Jess und seinen Gefühlen und Gedanken deutlich näher ist. Man sieht ihn schnell vor sich, wird er doch mit wenigen treffenden und aussagekräftigen Details vorgestellt. Er ist ein guter Läufer und trainiert hart, um der Beste der fünften und sechsten Klasse zu werden. Er liebt es zu zeichnen und legt dabei ein großes Talent an den Tag. Sein Leben scheint nur aus Schule, der Arbeit zu Hause und wenigen Momenten der Zuflucht in seiner Zeichnerei zu bestehen – bis er Leslie trifft.
Leslie ist ein unheimlich kreativer und phantasievoller Mensch und schreibt gerne Geschichten. Sie ist eine durch und durch liebenswerte Figur und man zweifelt keinen Moment daran, dass es sie so tatsächlich geben könnte. Sie hat ihre ganz eigene, vielleicht auch eigensinnige, Art, die sie einmalig und unvergesslich macht. Gemeinsam mit Jess denkt sie sich Geschichten aus und sie entfliehen dem Alltag in ihre geheime Welt – Terabithia. Jess und Leslie wirken dermaßen realistisch, dass man fast bezweifeln möchte, dass sie lediglich der Fantasie der Autorin entsprungen sind. Sie haben auch ihre Macken, die sie jedoch nur noch lebendiger werden lassen.
Aber auch die Nebenfiguren wie Jess‘ Eltern und Geschwister und seine Schulkameraden sind gut dargestellt und wirken durch und durch glaubhaft.


Aufmachung des Buches
Die gebundene Ausgabe kommt ohne Schutzumschlag und Lesebändchen daher. Das Cover selbst ist passend zur filmischen Umsetzung des Buches gestaltet: Der Betrachter sieht Leslie und Jess vor dem geheimen Eingang nach Terabithia, Jess hält das schicksalhafte Seil bereits in Händen. Die Gestaltung ist dabei düster, als wäre es Nacht, dabei waren die beiden Freunde nie im Dunkeln in ihrem Reich. Doch es passt zur Geschichte als solcher, denn es gibt einige düstere Momente.

Im Innenteil des Buches befinden sich acht Seiten mit Farbfotos, die Szenen aus dem Film zeigen. Um sich das Geschriebene vorstellen zu können, wären diese zwar nicht notwendig gewesen, doch ist sie ein nettes Extra.


Fazit
„Die Brücke nach Terabithia“ ist eine wunderbare Geschichte über Freundschaft, über Freude, Mitgefühl und Ängste, über Veränderungen und das Weitermachen – ein Buch, über das Leben. Es ist nicht nur für Jugendliche eine durch und durch lesenswerte Lektüre, denn auch Erwachsene können aus diesem Roman einiges mitnehmen, worüber es sich nachzudenken lohnt. Eine tiefgründige, gefühlvolle und wunderbar geschriebene Geschichte!


4 5 Sterne


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