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Kategorie: Essen und Trinken

Tapas in Spanien erfunden, in die Pfalz importiert!

Tapas und die Pfalz gehören nicht zusammen?!? Mit über 60 Rezepten beweist Gina Greifenstein das Gegenteil. Da werden so durch und durch pfälzische Zutaten wie Handkäs oder Saumagen in einer Weise auf den Tisch gebracht, dass es manchem spanisch vorkommen wird. Nämlich als Handkäs in Dornfelder-Zwiebeln, als gebratene Saumagenwürfel mit scharfer Tomaten-Salsa, als Saumagen Carpaccio oder gar als Mini-Fleeschknepp mit Meerrettichsoße. Eingeteilt in sechs Kapitel Tapas mit Käse, mit Fleisch & Wurst, mit Gemüse & Pilzen, mit Fisch, mit Brot & Co und mit Zucker (!) zeigen die Rezepte die ganze Vielfalt der Pfälzer Tapas: von einfach bis anspruchsvoll, von bodenständig bis innovativ. Lassen Sie sich überraschen von Blutwurst-Ravioli, Kürbis-Frittata, von einer Pfälzer Quiche mit grünem Spargel, von Pufferchen aus Zucchini mit geräucherter Forelle oder einer Kastaniencreme auf Dornfelderkirschen oder Mini-Flammkuchen und entdecken Sie, was allen Rezepten gemeinsam ist:

Die köstlichen Kleinigkeiten sind eine Einladung zum Genuss!

 

Pfaelzer Tapas 

Autor: Gina Greifenstein
Verlag: Leinpfad Verlag
Erschienen: 25. März 2014
ISBN: 978-3942291781
Seitenzahl: 128 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Tapas und Pfalz - das passt mit Sicherheit zusammen. Ursprünglich dienten Tapas als Abdeckung des Weinglases, um Insekten fernzuhalten und so hätten man die Kleinigkeiten auch in der Pfalz erfinden können, denn mit Wein und "denne Woimiggelscher" (Fruchtfliegen) kennt man sich hier aus. Trotzdem sei die Frage erlaubt, wie man "Pfälzer Tapas" zu definieren hat: Genügt es, wenn sie in der Pfalz verspeist werden, oder sollten die Zutaten für die Region typisch sein? Bei den Rezepten von Greifenstein trifft beides zu, wobei die echten "Pfälzer" Tapas deutlich in der Unterzahl sind; Saumagen-Variationen und Pfälzer Leberwurst zähle ich dazu, sowie Gerichte, die mit Kastanien zubereitet werden. Gefreut hätte ich mich über ein Rezept mit "Schwarzen Nüssen" (eingelegte grüne Walnüsse), die außerhalb der Pfalz weitgehend unbekannt sind. Zutaten wie Handkäse, Blutwurst und Kartoffeln sind eher Vertreter einer weit verbreiteten bodenständig-rustikalen Küche. Als Lokalpatriotin hat es mich geärgert lesen zu müssen, dass Geifenstein ein Gericht wie Spanischer Obatzter als "Musterbeispiel Pfälzer Tapas" bezeichnet – da ist weniger das Spanische das Problem, als der bayrische (!) Obatzter.

Ansonsten findet man so (un-)typisch pfälzische Gerichte wie Lachstartar, Tomaten-Mozzarella-Spieße, gegrillter Schafskäse oder Gebackene Oliven. Innovativ fand ich das Feldsalat-Pesto und die Gebratenen Saumagenwürfel mit scharfer Tomatensalsa. Wirklich enttäuschend fand ich die Desserts, da hat die Pfalz wesentlich mehr zu bieten als Weingelee, Quarkschichtspeise und Kerscheblotzer (Kirschenmichel), wobei Letzterer eigentlich ein süßes Hauptgericht darstellt ... Einzig die Kastaniencreme auf Dornfelderkirschen fällt da durch die Kastanien etwas aus dem Rahmen, das Gericht selbst ist einfallslos.

Aber mal genug gemeckert – nun möchte ich auch das Positive vermerken: Die von mir getesteten Rezepte waren einfach nachzukochen und schmeckten mir und meinen Testessern gut. Für die allermeisten Rezepte reicht etwas Kocherfahrung aus und so eignet sich diese Rezeptsammlung auch für Anfänger. Fast jedem Gericht widmet die Autorin eine übersichtliche Doppelseite – links die Zutaten und die Arbeitsanweisungen, rechts ein appetitanregendes und Details abbildendes Foto. Die Zutaten sollten in jedem Supermarkt zu besorgen sein, natürlich abhängig von der Saison; frischen Spargel und Feigen gibt es nicht rund ums Jahr. Gut gefallen hat mir, dass sie bei den einzelnen Speisen mit wenigen Zutaten auskommt, im Gegensatz zu manch anderen Kochbüchern. Bei den Arbeitsanweisungen geht sie chronologisch vor und gibt Tipps, was man z.B. bereits am Vortag zubereiten kann. Die Rezepte werden ab und an noch durch Hinweise auf Abwandlungen vervollständigt. Was fehlt und für Anfänger nützlich wäre, sind Angaben zur Zubereitungszeit. Aufpassen muss man, da die Rezepte für 5 – 25 Portionen berechnet sind, und nicht immer klar ist, ob man Portionen mit Personen gleichsetzen kann. Da verfällt selbst der geübte Koch ins Grübeln.


Aufmachung des Buches
Das Cover der "Pfälzer Tapas" ist schlicht und dennoch schön gestaltet und spricht den Betrachter sofort an. Die handliche Klappenbroschur ist mit stabilem, griffigem Papier ausgestattet. Allerdings ist eine Broschur für Kochbücher immer unpraktisch, denn sie schlägt ohne Beschwerung immer zu. Die Inhaltsangabe und das Register ergänzen einander, denn das Register listet noch zusätzlich häufig genutzte Zutaten auf.


Fazit
Der Titel in Verbindung mit dem Klappentext verspricht zu viel und hält zu wenig. Dennoch ist das Buch für all jene geeignet, die ein paar leckere Tapas suchen, die in der Regel einfach herzustellen sind.


2 5 Sterne


Hinweise
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