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Kategorie: Liebes-, Frauen- und Erotikromane

Mit knapp dreißig Jahren vom Freund verlassen, aus der WG gekickt und arbeitslos, weiß Marie Schröder sich keinen besseren Rat, als wieder bei ihren Eltern einzuziehen. Sie kann ja nicht ahnen, dass zur gleichen Zeit zwei Freundinnen der Mutter und ihre Tante in einer Krise stecken und ebenso Zuflucht im Hause Schröder suchen. Unter einem Dach mit den eigenwilligen Eltern, einer Diva, einer Mimose und einem Vollblutweib wird das Alltagsleben schnell zu einer Herausforderung. Die unfreiwillig schräge Hausgemeinschaft kann den einzigen Mann der Umgebung, den Marie ansatzweise interessant findet, eigentlich nur in die Flucht schlagen ...

 

Eigentlich sind wir nicht so 

Autor: Luisa Binder
Verlag: Knaur
Erschienen: August 2015
ISBN: 978-3426516690
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Maries Situation ist alles andere als ideal. Nach ihrem sehr sozialen, aber wirtschaftlich völlig unbrauchbarem Studium hangelt sie sich von Praktikum zu Praktikum und steht im Moment sogar ganz ohne Beschäftigung da. Mit ihrem Freund ist Schluss und mit ihrer WG auch und so muss sie schließlich zurück zu ihren Eltern. Statt des erwarteten ruhigen Elternhauses findet sie aber eine fremde Frau im Bad und jede Menge Durcheinander. Zusätzlich ist die Spendierbereitschaft ihrer Eltern nach all den Ausgaben für soziales Jahr, Studium und Überbrückungszeit aufgebraucht und Marie muss ihr Leben schnellstmöglich auf die Reihe kriegen – was gar nicht so leicht ist, wenn alle Beteiligten sicher sind zu wissen, was am besten für sie ist und auch versuchen sie kräftig in die entsprechende Richtung zu schubsen …

Das Buchcover von „Eigentlich sind wir nicht so“ verspricht einen kauzigen Familienroman und dieses Versprechen hält Luisa Binder voll und ganz. Es geht im Gegensatz zu vergleichbaren Romanen nicht primär um die Suche nach dem Traummann, sondern tatsächlich darum, wie man wieder ein Ziel im Leben findet und nebenbei in der merkwürdigsten Wohngemeinschaft der Welt besteht. Aus diesem Grundkonzept bastelt die Autorin einen durchaus unterhaltsamen Roman, aus dem man sicher auch die eine oder andere Lebensweisheit fürs eigene Leben mitnehmen kann.


Stil und Sprache
Der Roman „Eigentlich sind wir nicht so“ ist in der dritten Person geschrieben und erzählt die Geschichte aus Maries Perspektive. Dadurch gelingt es der Autorin von Anfang an eine Verbindung zwischen ihrer Protagonistin und dem Leser aufzubauen und die Emotionen von Marie rüber zu bringen. Ihr Schreibstil passt gut zur Geschichte und ist einfach und ohne kitschige Wortwendungen gehalten. Sie bringt auch einiges an Humor in ihren bildhaften Beschreibungen unter und verpasst Maries prekärer Situation so den richtigen sprachlichen Rahmen.

Die Schwachstelle des Romans ist der Spannungsbogen. So lustig die unfreiwillige Hausgemeinschaft auch ist, es fehlte mir besonders am Anfang einfach der richtige Zug hinter der Handlung. Stattdessen passiert lange recht wenig und man hatte fast den Eindruck Marie nur dabei zuzusehen, wie sie zu Hause sitzt und sich ein wenig bedauert. Immer wieder unterbrechen zwar komische Szenen diesen Zustand, aber der wirkliche Drang weiter zu lesen stellt sich trotzdem nicht ein. Sobald Marie den Jugendfreund trifft, der sich scheinbar zum männlichen Traumprinzen entwickelt, geht es zwar etwas rasanter voran, aber noch immer gibt es Phasen, in denen zu viel Tempo rausgenommen wird. Durch die chaotischen Mitbewohner bleibt das Buch zwar interessant, aber da hätte man mehr rausholen können. Dass sie das kann, zeigt die Autorin dann auch recht deutlich in den finalen Szenen, in denen sich die Ereignisse plötzlich zuspitzen und auf das große Finale zusteuern. Das ist tatsächlich sehr gelungen und bietet einen passenden Abschluss des Romans.


Figuren
Marie ist zu Beginn des Romans völlig am Ende und hat ihr Leben gewissermaßen mit Ansage an die Wand gefahren. Ein Studium, das ihr nichts bringt, eine gescheiterte Beziehung und jede Menge Stress mit der Familie – so beginnt der Roman von Luisa Binder, und es ist durchaus interessant zu verfolgen, wie Marie nach und nach da wieder rauskommt. Da sie ihre Situation sehr realistisch einschätzt und die Schuld nicht bei der restlichen Welt, sondern bei sich selbst sucht, war sie mir von Beginn an sympathisch. Sie wird als dreidimensionale Person präsentiert, die durchaus auch Schwächen und negative Eigenschaft hat, aber dadurch nur umso realistischer wirkt.

Neben Marie nehmen vor allem ihre Mitbewohner im Haus ihrer Eltern eine entscheidende Rolle ein. Die Autorin geizt hier nicht mit überzeichneten Klischees, baut diese aber so aus, dass deutlich wird, dass es Absicht ist. Dadurch kann man über den überstrengen Papa, die versnobte Freundin und die resolute Tante herrlich lachen. Und ein paar Überraschungen gibt es zum Glück trotzdem. Auch die unbedeutenden Nebencharaktere aus dem Ort bzw. aus Maries vorherigem Leben werden glaubwürdig und humorvoll eingebaut. Zum männlichen Traumprinzen der Geschichte möchte ich hier absichtlich nicht viele Worte verlieren, denn der ist für einige Überraschungen gut und war mir durchgängig unglaublich sympathisch.


Aufmachung des Buches
„Eigentlich sind wir nicht so“ erscheint als broschiertes Buch bei Knaur und das Cover wurde passend zum Untertitel ausgewählt: ein kauziger Familienroman wird mit zwei äußerst schräg anzusehenden Käuzchen dargestellt. Die Zeichnung vor dem grün-weißen Hintergrund und unter dem schräg abgedruckten Titel hat so zwar keinen Inhaltsbezug, lenkt aber die Aufmerksamkeit auf das Buch.


Fazit
Trotz eines gemächlichen Einstiegs und ein paar Durchhängern bietet „Eigentlich sind wir nicht so“ gute Unterhaltung. Die sympathischen Charaktere und das chaotische Zusammenspiel von ihnen sorgen für einige humorvolle Szenen und was daraus lernen kann man auch noch, wenn man das denn will.


3 5 Sterne


Hinweise
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