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Verstohlene Blicke, versteckte Gesten, die Abgründe hinter lächelnden Mündern: Fotografin Mo sieht durch ihre Linse alles. Wenn sie der Welt ohne den Filter ihrer Kamera begegnen soll, wird es kompliziert. Mit ihrer Schwester hat sie sich zerstritten, von ihrem Vater entfremdet. Umso mehr freut sich Mo auf das Familienfest ihres Freundes Leon. Doch das endet in einer Katastrophe. Mo reicht es. Gemeinsam mit Aino, Leons eigensinniger Großmutter, flieht sie nach Finnland. Eine Reise mit vielen Umwegen für die beiden grundverschiedenen Frauen. Als Mo in Helsinki Ainos geheime Lebensgeschichte entdeckt, ist sie selbst ein anderer Mensch.

 

Liebten wir 

Autor: Nina Blazon
Verlag: Ullstein
Erschienen: Juni 2015
ISBN: 978-3548285771
Seitenzahl: 560 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Verlagszusammenfassung gibt einen sehr guten ersten Einblick in die Handlung von „Liebten wir“, suggeriert aber, dass es sehr viel schneller zur Flucht nach Finnland kommt, als es tatsächlich der Fall ist.
Nina Blazons ersten Roman für ein erwachsenes Publikum kann man keinem eindeutigen Genre zuordnen. Es sind historische Elemente enthalten, ebenso wie eine Liebesgeschichte, ein Roadtrip ebenso wie thrillerartige Szenen. Alles in allem also eine bunte Mischung, die die Autorin aber derart stimmig zusammenfügt, dass man jedes einzelne Element beim Lesen genießen kann.


Stil und Sprache
Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mich in die Handlung von „Liebten wir“ hinein gefunden hatte. Der nach der Inhaltsangabe erwartete rasante Einstieg blieb aus, stattdessen findet man auf den ersten fünfzig Seiten nur jede Menge verwirrende Anspielungen, eine sehr düstere Stimmung und eine Protagonistin, die man einfach nicht versteht. Das Zurückhalten von Informationen, was sicherlich zum Spannungsaufbau gedacht war, sorgte bei mir leider eher dafür, dass ich mich weder mit Mo, noch mit ihrer Situation identifizieren konnte, und einfach nicht ersichtlich wurde, was der rote Faden der Handlung sein soll. Besser wurde es erst, als Mo und Aino zu ihrer wilden Reise aufgebrochen sind. Dann konnte ich so langsam in die Atmosphäre eintauchen und gleichzeitig zog auch die Spannung an. Je mehr man erfährt und beginnt die Hintergründe zu verstehen, desto fesselnder wird die Handlung und ich konnte das Buch dann bis zur letzten Seite kaum noch aus der Hand legen. Auch Mo, die als Ich-Erzählerin durch die Handlung führt, wird sympathischer, je mehr man über ihre Vergangenheit erfährt. Gleichzeitig gibt es aber auch bis zum Schluss Überraschungen, sodass es nie langweilig wird. Das Ende führt schließlich alle Fäden zusammen und schließt die Handlung glaubwürdig und zufriedenstellend ab.

Allein wegen Nina Blazons Schreibstil kaufe ich jedes ihrer Bücher, ohne mir den Klappentext auch nur durchzulesen. Wunderschön fängt sie die Szenen ein und schafft es problemlos, selbst Alltagssituationen in ganz besondere Momente zu verwandeln. In „Liebten wir“ überzeugt sie vor allem mit einer hintergründigen Melancholie und einer sehr atmosphärischen Beschreibung der finnischen Besonderheit. Dank ihrer Worte spürt man Mos Einsamkeit ebenso, wie man das Meer riechen und die traurig-ernste Tangomusik hören kann. So taucht man völlig in die Geschichte ein und erst nach dem letzten Satz ganz langsam wieder auf.


Figuren
Mo ist keine ganz leichte Protagonistin. Wir lernen sie als Fotografin kennen, die ihre Kamera nutzt, um die versteckten Verbindungen und Geheimnisse der Abgelichteten abzubilden und zu erforschen. Gleichzeitig sehnt sie sich verzweifelt nach einer glücklichen Familie, hat aber zu ihrer eigenen Schwester und ihrem Vater offensichtlich ein sehr gestörtes Verhältnis. Trotzdem sie auch die Erzählerin der Handlung ist, dauerte es eine ganze Weile, bis ich mit ihr warm wurde. Zu viel ist in ihrer Vergangenheit passiert, als das sie einfach zu verstehen wäre. Es dauert also, bis man sie wirklich verstehen kann und sie ins Herz schließt. Aber auch wenn sie nicht von Beginn an sympathisch ist, so ist sie doch immer glaubwürdig und authentisch.

Neben Mo ist Aino die zweite wichtige Figur des Romans und trotz oder gerade wegen ihrer schwierigen Art, habe ich sie schnell ins Herz geschlossen. Sie verbirgt viele Geheimnisse, aber jede neue Enthüllung macht sie nur umso glaubwürdiger und man leidet mit ihrer Vergangenheit mit.

Die Nebenfiguren wurden ebenso dreidimensional gestaltet wie die beiden Protagonisten. So wirklich sympathisch waren mir die meisten nicht – aber das schien auch voll und ganz von der Autorin gewollt zu sein. Umso stärker wurde dann der Kontrast zu den sympathischen Finnen. Insbesondere die Art, wie Nina Blazon die typischen Klischees eingefangen und weit genug variiert hat, um es spannend zu gestalten, hat mir ausgezeichnet gefallen.


Aufmachung des Buches
Das Cover von „Liebten wir“ erschien mir beim Lesen des Romananfangs völlig unpassend – viel zu romantisch. Nachdem ich nun aber den gesamten Roman gelesen habe, halte ich es doch für ein sehr gelungenes Cover. Wunderschön ist es sowieso. Durch die ungewöhnliche Farbgebung springt es sofort ins Auge und in die Wellen, Wolken und Vögel könnte man aus der Geschichte einiges hineininterpretieren. Alles in allem passt die Gestaltung des Taschenbuchs also großartig und ein wahres Schmuckstück für das heimische Regal ist es auch. Die Verarbeitungsqualität ist gut, sodass es nach dem Lesen nicht zu ramponiert aussieht.


Fazit
Der Einstieg in „Liebten wir“ war nicht ganz leicht. Aber sobald Nina Blazons erster Roman für Erwachsene mich erst mal eingefangen hatte, ließ er mich bis zur letzten Seite nicht mehr los und verzauberte mit der emotionalen Geschichte und dem wunderschönen Schreibstil.


4 Sterne


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