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Habgier und Geldschneiderei im alten Frankfurt.

In Frankfurt steht die Herbstmesse vor der Tür. Ausgerechnet jetzt tauchen überall in der Stadt beschnittene Geldstücke auf, sogar in den Wechselstuben. Schultheiß Krafft von Elckershausen verlangt von Richter Blettner, dass er alles tut, um die Geldschneider noch vor Beginn der Messe zu fassen. Schließlich steht der Ruf der Stadt auf dem Spiel. Dann wird die gute Freundin der Witwe Gustelies, die Geldwechslerin Jutta, gewaltsam überfallen. Weiß sie mehr, als sie sagt? Und was verbirgt der geheimnisvolle Neuling, der Ungeheuerliches vorhat: ein Bankhaus zu eröffnen?

 

Satanskind 

Autor: Ines Thorn
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Erschienen: 30.05.2015
ISBN: 978-3-499-26774-1
Seitenzahl: 304 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
In Frankfurt tauchen beschnittene Münzen auf. Von ihnen wurde der Rand abgefeilt. Deshalb sind sie leichter und haben nicht mehr den Wert, den sie eingentlich haben sollten. Bald soll die große Messe in Frankfurt stattfinden und bis dahin muss die Sache unbedingt aufgeklärt sein. Richter Blettners Spürsinn ist gefordert. Keine einfache Sache, denn ihm sitzt nicht nur der Schultheiß wegen der Geldschneider und der damit einhergehenden Hysterie der Händler im Nacken, sondern auch seine Frau Hella, die ein größeres Haus haben will. Und zwar wenn möglich schon gestern. Als dann auch noch die Geldwechslerin Marlies getötet und Gustelies Freundin Jutta, ebenfalls eine Geldwechslerin, überfallen wird, wächst der Druck auf den Richter enorm und die Sache wird komplizierter, als Blettner anfangs gedacht hatte. Und als würde das alles noch nicht reichen, will der Neffe des Schultheißes ein Bankhaus in Frankfurt eröffnen. So beginnt der Reigen um Gier, Mord und Habsucht, wo viele Leute mehr wissen, als sie jemals zu sagen bereit sind. Doch die Uhr tickt und der Fall muss so schnell wie möglich gelöst werden, denn die Messe und somit der Ruf der Stadt Frankfurt steht auf dem Spiel …

Die Idee ist interessant und wurde kurzweilig und spannend umgesetzt.


Stil und Sprache
Der Roman ist in der dritten Person aus der Sicht des allwissenden Erzählers geschrieben. Kurzweilig und glaubhaft auf „historisch“ getrimmt, wurden immer wieder überlieferte Ausdrücke und Berufsbezeichnungen in den Text eingeflochten. Gut zu lesen und leicht verständlich, sodass man – im Falle dass das spezielle Wort nicht geläufig sein sollte – in Verbindung mit dem Text immer weiß, worum es eigentlich geht und so der Lesefluss nicht gestört wird.

Die Schauplätze wurden gut vorstellbar und so lebhaft beschrieben, dass man sich das historische Frankfurt und seine Bewohner mühelos vorstellen kann. Es wurde auch viel Wert auf die die Gefühlswelt von Pater Nau und Gustelies gelegt und diese schön herausgearbeitet. Die Entdeckung der Geldschneiderei, sowie die Ermittlungen in diesem Fall und dem des Mordes an der Geldwechslerin Marlies werden im Wechsel mit den Befindlichkeiten von Pater Nau geführt, der an schweren Depressionen leidet. Man sieht Gustelies Bemühungen und ihren Zwiespalt, ihr neues Glück mit Henn Goldschlag mit den Bedürfnissen ihres geistlichen Bruders in Einklang zu bringen, ebenso deutlich, wie man Pater Nau's unaufhaltsamer Abstieg in eine tiefe Lebensverdrossenheit beobachten kann.

Die Situation in Frankfurt, die besorgte Bürger, die Hysterie, als die beschnittenen Geldstücke entdeckt werden, werden sehr lebhaft gezeigt und man kann das Misstrauen der Bürger gegenüber den Kunden, die mit Geldstücken bezahlen, gut verstehen. Die Herausforderung, eine Bank in Frankfurt zu etablieren, fordert die Stadtverwalter zusätzlich. Misstrauen, Habgier, Neid und Gier sind auch in diesem Buch wieder die „Protagonisten“ in der ersten Reihe. Wie sehr und wodurch die beschnittenen Geldmünzen mit den Morden und der neuen Bank in Verbindung stehen, kommt erst nach und nach durch die Nachforschungen des Richters ans Tageslicht.
Alles in allem geht es in der Geschichte recht „menschlich“ zu. Absprachen und Anordnungen aus Bequemlichkeit und dem Bedürfnis heraus den leichtesten Weg zu beschreiten, Entscheidungen, die nicht immer rechtskonform aber oft „richtig“ sind und das Leben, Lieben und Leiden der einfachen Bevölkerung stehen im Vordergrund.

Fans von Historischen Romanen werden mit dem Roman viel Freude haben, für Ines Thorn Fans und begeisterte Leser der Reihe „Die Verbrechen von Frankfurt“ ist das Buch ohnehin ein „Muss“


Figuren
Richter Heinz Blettner, hat schon mit seiner dickköpfigen und lebhaften Frau Hella, die sich ein größeres Haus wünscht, genug zu tun, da bekommt es der Familienvater auch noch mit einem Fall von Geldschneiderei und Mord zu tun. Er beginnt zu ermitteln und erfährt so einiges über seine, ach so harmlosen, Mitmenschen. Nicht nur einmal steht er vor der Entscheidung, ob er hart nach gültigem Recht oder moralisch richtig urteilen und handeln soll. Hella und ihre Mutter Gustelies haben in dieser Geschichte untergeordnete Nebenrollen inne. Pater Nau verfällt immer mehr in Depressionen und Lebensüberdrüssigkeit, leider können ihn daraus weder Gustelies noch ihre Tochter oder deren Kinder retten. Die Szenen mit Pater Nau sind immer wieder in den Text eingeflochten und ziehen sich bis zum Ende durch.

Markus von Mehrigen, der Neffe des Schultheißes der Stadt, will eine Bank eröffnen und das ist etwas, das nicht jeder unbedingt zu schätzen weiß. Claudette, Mehringen‘s stumme Helferin, verliebt sich in den Leichenbeschauer Eddie, der jedoch nicht ahnt, dass sie ein dunkles Geheimnis verbirgt, welches jedoch erst zum Ende des Buches gelüftet wird. Der Kaufmann Haberkorn hat ebenfalls eine Menge zu verbergen. Allerdings dauert es etwas, bis der Richter seinen Machenschaften auf die Spur kommt.

Die Figuren sind aktiv und handeln charaktergemäß einmal motiviert, dann wieder langsam und zäh, hektisch oder auch extrem uninteressiert. Ein Schmelztiegel von unterschiedlichen Motiven und Emotionen, die die Figuren mit Leben füllen.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist broschiert und das Coverbild passt ebenso wie der Buchrückentext gut zum Genre und zur Geschichte. Der Titel „Satanskind“ allerdings ist irreführend, da er meiner Meinung nach, weder mit den Figuren noch mit dem Inhalt der Geschichte etwas zu tun hat.  
Einer Kurzvita der Autorin am Beginn des Buches folgen der Titel  und eine Erinnerung an Bernhard Naumann. Die Geschichte umfasst 30 unterschiedlich lange, durchnummerierte Kapitel. Auf dem letzten Blatt findet man eine Auflistung aller Serien und Einzelromane der Autorin bei den Verlagen Wunderlich und „rororo“, dem Rowohlt Taschenbuchverlag. 


Fazit
Der historische Roman ist eine interessante Fortsetzung der vorhergehenden Bände. Man sieht „alte Bekannte“ wieder und kann abermals in ein historisches Frankfurt eintauchen, wo nicht immer alles eitle Wonne und Sonnenschein ist. Eine spannende Lektüre für Leser historischer Geschichten und ein „Muss“ für Ines Thorn Fans.  


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Galgentochter
Band 2: Höllenknecht
Band 3: Totenreich
Band 4: Frevlerhand

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