So ganz kann Dane sich nicht erklären, wie er da hineingeraten ist: Gerade ging er noch (überwiegend) friedlich und unbescholten zur Schule, jetzt hat er einen Aufpasserjob. Dumm nur, dass Billy D., ein neuer Schüler mit Downsyndrom, nicht will, dass man auf ihn aufpasst – viel lieber ist ihm, wenn Dane ihm beibringt, wie man sich prügelt, oder wenn er ihm hilft, seinen Dad zu finden. Der hat Billy nämlich einen Atlas mit geheimnisvollen Hinweisen hinterlassen, und Billy ist überzeugt, dass sie ihn am Ende zu seinem Vater bringen werden. Dane kann den Ärger förmlich riechen, der ihm blüht, wenn er Billy einmal quer durchs Land kutschiert, aber dessen Enthusiasmus hat er wenig entgegenzusetzen. Wo ihr Weg sie schließlich hinführt, hat keiner von ihnen geahnt …
Originaltitel: Dead Ends |
Die Grundidee der Handlung
Die obenstehende Verlagszusammenfassung gibt einen sehr guten ersten Einblick in die Handlung von „Halbe Helden“ – mehr Informationen würden schon zu viel vorweg nehmen. Erin Jade Langes Roman ist ein Jugendbuch, das den Leser tief berührt. Trotzdem sie eigentlich nur einen kurzen Ausschnitt aus dem Leben eines ganz normalen Jugendlichen zeigt, webt sie eine unglaublich bewegende Geschichte daraus, die von jugendlichen Träumen, Freundschaft und Toleranz getragen wird.
Stil und Sprache
Erin Jade Lange hat für ihren Roman „Halbe Helden“ Dane als Ich-Erzähler ausgewählt und damit zweifellos die richtige Wahl getroffen. Durch den persönlichen, frechen Ton seiner Erzählungen schließt man Dane sofort ins Herz und baut so die nötige emotionale Verbindung zur Geschichte auf. Genau diese Nähe ist es, die ans Buch fesselt. Zwar wecken die offenen Fragen des Romans das Interesse des Lesers, aber wirkliche Spannungs- beziehungsweise Gefahrenmomente kommen nur vereinzelt vor. Den Leser auch während der ruhigeren Zwischenpassagen insbesondere zu Beginn am Buch zu halten, schafft die Autorin hauptsächlich durch das aufgebaute Interesse an den beiden Protagonisten. Zum Schluss spitzt sich die Lage dann recht schnell zu und das Buch endet schließlich sehr passend mit einem realistischen Abschluss – ohne zu viel Kitsch oder eine Überdramatisierung.
Der Schreibstil von Erin Jade Lange hat mir sehr gut gefallen. Sie fängt die Stimmung perfekt ein und konnte mich vor allem mit den Zwischentönen überzeugen, denn selten ist eine Szene nur lustig oder nur traurig – meistens schwingt stattdessen in einer lustigen Szene ein Hauch Melancholie mit und umgekehrt. Außerdem hat sie Dane eine unglaublich passende Stimme verliehen, die herrlich jugendlich wirkt ohne dabei bewusst klischeehafte Jugendsprache zu verwenden.
Figuren
Dane ist auf den ersten Blick niemand, den man während der eigenen Schulzeit gerne in seiner Nähe gehabt hätte. Unzählige Male musste er schon nachsitzen, weil er sich mit seinen Mitschülern scheinbar grundlos geprügelt hat und wären seine Noten nicht so gut, hätte man ihn wahrscheinlich längst von der Schule geworfen. An sich also ein absolut unsympathischer Protagonist – und trotzdem hatte ich ihn bereits nach wenigen Sätzen ins Herz geschlossen. Durch die gewählte Erzählperspektive erfährt man nämlich, was alles hinter seinen Taten steckt und dass er eben eigentlich doch kein herzloser Schläger ist. Die Wandlung, die Dane im Laufe des Buches durchmacht, beeindruckt dann noch zusätzlich und man wünscht ihm alles Glück der Welt für seinen weiteren, sicherlich nicht leichten Lebensweg.
Billy D. nimmt neben Dane die zweite Hauptrolle im Buch ein und ist die treibende Kraft hinter der Geschichte. Seine Suche nach seinem Vater zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlung und bringt die beiden Jungs natürlich mehr als einmal in Schwierigkeiten. Zusätzlich beeinflusst seine durch das Downsyndrom veränderte Wahrnehmung der Welt die Handlung. Zum einen entstehen dadurch immer wieder sehr lustige Szenen, zum anderen spricht er jedoch auch immer wieder mit beinahe kindlicher Naivität Wahrheiten aus, die nicht nur Dane sondern auch dem Leser zu denken geben.
Neben diesen beiden starken Protagonisten gehen die Nebenfiguren beinahe ein bisschen unter. Sehr gelungen ausgearbeitet wurden sie trotzdem und mir hat es besonders gut gefallen, dass – anders als in den meisten Jugendbüchern – die Eltern hier nicht als passive Beobachter agiert haben, sondern absolut logisch erklärt wurde, warum sie ihre Jungs so haben handeln lassen.
Aufmachung des Buches
Das Cover von „Halbe Helden“ schafft es, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, ohne mit schrillen Farben oder irgendwelchen Effekten zu arbeiten. Stattdessen sieht der Hintergrund aus wie ein Pappschild und davor sehen wir die typische Kleidung, die man mit jugendlichen Unruhestiftern verbindet. Damit ist die Gestaltung des gebundenen Buches schlicht, einfach und sehr passend zum Inhalt gelungen.
Fazit
Mit „Halbe Helden“ hat der Magellan Verlag ein weiteres beeindruckendes Jugendbuch herausgebracht. Danes und Billy D.‘s Geschichte kann von der ersten Seite an überzeugen und wurde von Erin Jade Lange mit so viel Gefühl umgesetzt, dass man mit den Hauptfiguren lacht und weint und sich noch lange nach dem Lesen gerne an sie erinnert.
Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort