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Aushilfslehrer? Ein lockerer Job, denk Philipp Möller – bis zur ersten Stunde in seiner neuen Klasse: Musikstunden erinnern an DSDS, hyperaktive Kids flippen ohne ihre Tabletten aus und zum Frühstück gibt es Fastfood vom Vortag. Möllers Geschichten aus dem deutschen Bildungschaos sind brisant und berührend, und dabei immer wieder urkomisch.

 

Isch geh Schulhof 

Autor: Philipp Möller
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: September 2012
ISBN: 978-3404606962
Seitenzahl: 362 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Um das deutsche Schulsystem steht es nicht gut – das hat spätestens die Pisa Studie mit aller Deutlichkeit gezeigt. Wie schlimm es insbesondere in den Hartz IV Bezirken der deutschen Großstädte aussieht, findet immer mal wieder ein bisschen Platz in unseren Nachrichtensendungen, ist aber ebenso schnell wieder vergessen wie vorher gesehen. Gewissermaßen einen Aufruf gegen dieses Vergessen stellt „Isch geh Schulhof“ von Philipp Möller dar.

Der Autor beschreibt seine fast zweijährige Erfahrung mit den Grundschülern in einem der schwierigeren Bezirke unserer Hauptstadt und schockiert mit einer Realität, die absurde Ausmaße annimmt. Da sind Schüler, die in der sechsten Klasse keinen Satz richtig formulieren können, Gewalt, wohin man sieht und ein Haufen verzweifelter Lehrer, die mit ihren Kräften am Ende sind und vom staatlichen System gnadenlos im Stich gelassen werden. All das beobachtet Philipp Möller und bringt es in seinem Buch schonungslos und doch mit viel Humor zu Papier. Sein lockerer Schreibstil kann selbst der deprimierendsten Situation noch einen Witz entlocken und so schwankt man während des Lesens konstant zwischen verzweifeltem Unglauben und herzhaftem Lachen.

All diejenigen, die nun aber knapp 360 Seiten Witze auf Kosten der Schüler und Lehrer erwarten, werden zum Glück enttäuscht. Denn Philipp Möller versäumt es nicht, die Schicksale der einzelnen Kinder ebenso wie seiner Kollegen mit einzubinden und somit aufzuzeigen, dass schlechte grammatikalische Kenntnisse und mangelnde Rechenkünste nur selten was mit Faulheit zu tun haben, sondern stattdessen auf katastrophalen Situationen in den einzelnen Familien fußen. Diese Erinnerung an den Ernst der Lage untermauert der Autor noch mit einigen Gedanken zum Schulsystem und der Lage der Gesellschaft. Die ernsten, beinahe philosophischen Abschnitte sind zu Beginn etwas unerwartet und nicht immer fließend eingebunden, bieten aber einige interessante Gedanken und stimmen nachdenklich. Das kann man vom gesamten Buch sagen, denn nach der letzten Seite von „Isch geh Schulhof“ lässt einen das Buch noch eine Weile nicht los. Es bleibt zu hoffen, dass die richtigen Entscheidungsträger das Buch lesen und sich in den nächsten Jahren tatsächlich etwas tut – auch wenn die in „Isch geh Schulhof“ geschilderte Situation aussichtslos erscheint.


Aufmachung des Buches
„Isch geh Schulhof“ erschien als Taschenbuch im Bastei Lübbe Verlag. Auf dem Cover sieht man einen scheinbar mit dem Handy spielenden Grundschüler vor einem Hintergrund, der an zerknülltes Papier mit einigen Tintenklecksen erinnert. Entsprechend passt das Cover wunderbar zum Thema und fällt trotz der wenigen Farben im Buchladen sicher allein schon durch den Titel auf.


Fazit
Philipp Möller zeichnet in „Isch geh Schulhof“ auf stellenweise humorvolle, ansonsten aber durchaus ernste Art ein realistisches Bild der deutschen Grundschulen. Auch wenn man zwischendurch viel lachen kann, ist sein Bericht erschreckend und stimmt sehr nachdenklich.


4 Sterne


Hinweise
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