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Anmutig, behütet und golden, so scheint die abgeschirmte Welt des traditionsreichen Mädcheninternats St. Kilda. Doch vor einem Jahr ist dort im Park ein Junge erschlagen worden. Nun hängt sein Bild am Schwarzen Brett - mit der Überschrift: Ich weiß, wer ihn getötet hat. Nur eines von acht Mädchen kann die Karte aufgehängt haben. In zwei Cliquen stehen sie sich gegenüber - unverbrüchliche Freundinnen, erbarmungslose Feindinnen. Der junge Detective Stephen Moran kennt eines der Mädchen, Holly Mackey, aus einem früheren Fall und meint zu wissen, was auf dem Spiel steht. Bis er hinter den Mauern von St. Kilda selbst in das verfängliche Netz aus Träumen und Lügen gerät.

 

Geheimer Ort HB 

Originaltitel: The Secret Place
Autor: Tana French
Übersetzer: Ulrike Wasel / Klaus Timmermann
Sprecher: Inka Löwendorf / Gerrit Schmidt-Foss
Verlag: argon
Erschienen: Dezember 2014
ISBN: 978-3-8398-1375-1
Spieldauer: 552 Minuten, 8 CDs; gekürzte Lesung

Hier geht's zur Hörprobe


Die Grundidee der Handlung
Detective Stephen Moran langweilt sich in der Abteilung der ungelösten Verbrechen. Da meldet sich die junge Holly Mackay bei ihm. Sie war einst eine Zeugin in einem Fall, denn Moran bearbeitete. Nun bringt sie ihm eine Karte, die sie am Schwarzen Brett in ihrem Mädcheninternat gefunden hat. Auf der Karte ein Bild jenes Jungen, der vor einem Jahr mit eingeschlagenem Kopf auf dem Gelände der Schule gefunden worden ist. Dazu die Überschrift: "Ich weiß, wer ihn getötet hat". Sofort sieht Moran seine Chance gekommen, in der Abteilung Mordfälle mitzuarbeiten. Tatsächlich kann er die unnahbare Ermittlerin Antoinette Conway davon überzeugen, dass er ihr eine Hilfe sein könnte. Die beiden machen sich auf den Weg ins Mädcheninternat und beginnen dort, in den vergangenen Geheimnissen zu stochern. Bald stellen sie fest, dass nur acht Mädchen dafür in Frage kommen, diese Karte aufgehängt zu haben. Sie gehören zu zwei Mädchencliquen, die sich gegenseitig spinnefeind sind. Durch seine Fähigkeit, auf die einzelnen Persönlichkeiten einzugehen, gelingt es Stephen Moran, aus den Mädchen mehr heraus zu holen als sie einst bei ihrer Befragung gesagt hatten. Mehr und mehr verdichtet sich der Verdacht, dass der junge Chris nicht der Sonnenschein gewesen ist, für den ihn alle gehalten haben. Moran und Conway decken ein Lügengeflecht auf, das an sich ganz harmlos begonnen hat. Je tiefer sie sich mit dem Fall befassen, desto verzwickter scheint die Lage. Bis Stephen Moran bewusst wird, dass sie die ganze Zeit etwas übersehen haben.

Tana French hat einen psychologischen Krimi aufgebaut, der stark mit Emotionen und jugendlicher Sprache spielt. Den acht jungen Mädchen steht ein Ermittlerpaar gegenüber, das sich selber noch nicht gefunden hat. So gelingt es den Mädchen zunächst, die Ermittler in die Irre zu führen. Hier kann sich die Autorin ganz gut in die Welt der 16jährigen hineinversetzen. Sie hat jeden der acht Charaktere auf eine ganz eigene Art ausgestaltet, verbindet sie dann aber wieder durch viele kleine Gemeinsamkeiten. Nach und nach baut Tana French ein Spannungsbild auf, das zwar ein wenig Einbruch erhält, weil verhältnismäßig bald klar wird, wer mehr über den Fall weiß. Doch bleibt der Spannungsbogen dank einer geschickten Plot-Führung erhalten. Die Suche nach dem Täter wird begleitet durch die Zickereien der Mädchen, von der Autorin sehr gut eingefangen und umgesetzt. Zudem müssen sich Conway und Moran zuerst mal finden, immer wieder wird ihre Arbeit durch unausgesprochene Vorbehalte erschwert.


Darstellung des Hörbuchs
Der Argon Verlag hat für diese Produktion zwei versierte Sprecher-Persönlichkeiten verpflichtet. Inka Löwendorf bringt ihre Ausbildung als Bühnendarstellerin mit und liest mit der nötigen Lebendigkeit die Rückblenden des Romans. Die Sprecherin versteht es, in ihre Stimme sowohl eine Portion Verunsicherung wie auch eine etwas größere Portion jugendlicher Unverfrorenheit zu mischen. Dadurch macht sie den Part der Rückblenden zu einer lebendigen Erzählung, die man auch als begleitendes Element nicht missen möchte. Sehr gut gewählt ist auch Gerrit Schmidt-Foss als Sprecher des Parts, der den jungen Protagonisten in den Mittelpunkt stellt. Die gewollten Perspektivwechsel geben dem Thriller den notwendigen Feinschliff. Das Wechselspiel zwischen den Stimmen und die klare Zuordnung von Gegenwartsgeschichte und leichter Rückblende sind gekonnt eingesetzt. Entstanden ist eine gelungene Produktion, die von technischer Seite her mit Qualität zu überzeugen vermag. Da tut es auch nichts zur Sache, dass eine musikalische Umrahmung vollständig fehlt.


Aufmachung des Hörbuchs
Obwohl mit acht CDs recht umfangreich und grundsätzlich auch als Reisebegleitung gedacht, präsentiert das Verlagshaus die CDs in einem Klappschuber, der es leider an Stabilität und Schutz der CDs missen lässt. Schon nach einmaligem Gebrauch rutschen die CDs aus dem instabilen Schuber und können auf diese Weise leicht kaputt gehen, wenn die Hülle nicht auf eine manuelle Art zusammen gehalten wird. Als Pluspunkt ist aber die umfangreiche Information über das Hörbuch zu werten, die auf die Hülle gedruckt ist.


Fazit
Tana French präsentiert hier einen psychologisch ausgereiften Thriller, der von den starken Emotionsschwankungen der jungen Mädchen im Internat lebt. Zickenkrieg, gegenseitige Beschuldigungen und wahre Schuldgefühle wühlen die Mädchen auf und machen sie für das Ermittlerduo nur schwer greifbar. Leider spielt die Autorin die Karte "Jugend" etwas zu exzessiv aus, zudem gelingt es ihr nicht ganz, die Schwarz-Weiß-Zuordnung vergessen zu lassen.

4 Sterne


Hinweise
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