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Kategorie: Thriller

Wenn du sie nicht getötet hast, wer dann?

Sie haben dich verurteilt. Wegen Mordes an deiner Schwester. Du weißt nicht, was in jener Nacht geschehen ist. Aber du weißt, dass der wahre Mörder irgendwo dort draußen sein muss. Und jetzt kommst du frei.

 

That Night Schuldig fuer immer 

Originaltitel: That Night
Autor: Chevy Stevens
Übersetzer: Maria Poets
Verlag: Fischer
Erschienen: 06/2015
ISBN: 978-3-596-03033-3
Seitenzahl: 462 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Toni wird zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, da alle vorliegenden Beweise sie und ihren Freund Ryan eindeutig als diejenigen zeigen, die ihre jüngere Schwester grausam ermordet haben. Alle Beteuerungen von Toni, die Tat nicht begangen zu haben, laufen ins Leere. Nicht einmal ihre Eltern scheinen ihr zu glauben. So geht Toni ins Gefängnis, erlebt die grauenvollste Zeit ihres Lebens, nur um nach vielen, vielen Jahren hinter Gittern bitter erkennen zu müssen, das sie in der neuen Freiheit noch viel mehr eingeschränkt und verurteilt ist als im Knast. Denn irgendwer scheint es darauf abgesehen zu haben, sie wieder dorthin zu bringen. Für sie und Ryan beginnt eine gefährliche und nervenaufreibende Zeit, will Toni doch den wahren Mörder ihrer Schwester finden und ihren und den Namen ihres Freundes wieder herstellen.

Direkt und mit einem sehr klaren Schreib- und Sprachstil hat Chevy Stevens mit That Night – Schuldig für immer, einen Thriller der Superlative geschrieben.


Stil und Sprache
Im zügigen Lesetempo wird der Leser von der ersten Zeile an in eine hochspannende und sehr emotionale Handlung katapultiert, die mit der Entlassung von Toni aus dem Gefängnis beginnt und sich dann abwechselnd mal in der Vergangenheit und in der Gegenwart abspielt. Durch die Ich-Perspektive der Protagonistin, die dem Leser ihre Geschichte praktisch rückblickend erzählt, erfährt dieser, wie der Alltag in ihrem Elternhaus aussah, wie die jüngere Schwester zum absoluten Liebling der Mutter wurde und dass sich Toni nie wirklich von ihrer Mutter geliebt oder gar verstanden fühlte. Nach und nach setzt sich ein Bild zusammen, das nur vordergründig in den verhängnisvollen Ereignissen jener Nacht endet, in der ein Mädchen ermordet wird. Für den aufmerksamen Leser wird schnell klar, dass da noch etwas ganz anderes eine entscheidende Rolle gespielt haben muss, und dass Toni für etwas herhalten muss, was mit ihr eigentlich nichts zu tun hat.

Die Autorin hat einen unglaublich ruhigen, aber umso eindringlicheren Stil, die Gedanken, Gefühle und Geschehnisse in Worte zu fassen. Sie zeichnet das Bild einer idyllischen Kleinstadt, die ihre schrecklichen Geheimnisse und Untiefen hat und für Toni längst viel zu klein geworden ist. Die Träume, die sie hat, ihre Sehnsüchte und ihre Verzweiflung sind sehr intensiv und ziehen den Leser tief ins Geschehen. Dabei versteht es Chevy Stevens hervorragend, eine Spannung aufzubauen, die sich von Kapitel zu Kapitel steigert und einerseits die Zeit im Gefängnis reflektiert, andererseits das Leben, das Toni führte, ehe sie in den Knast kam und wie die Zeit danach war.


Figuren
Chevy Stevens zaubert hier ein herrliches Potpourri an gegensätzlichen Charakteren aus dem Hut, die so tiefgründig und stellenweise böse sind, dass es eine wahre Freude ist, ihrem Leben und ihren Handlungen zu folgen – auch wenn das für eine Figur Ungerechtigkeit bedeutet und eine Familie zerstört. Die psychologische Trickkiste wird hier von der Autorin voll ausgeschöpft. Neid, rasende Eifersucht, Kälte, Leidenschaft, Angst, Traurigkeit, unbändiger Hass und Missverständnisse führen zu einem rasanten Zusammenspiel, das im Tod eines jungen Mädchens endet und das Leben eines anderen für immer gravierend verändert. Wer zu Beginn des Thrillers genau hinschaut, der wird schon nach kurzer Zeit erkennen, dass eine ganz bestimmte Person das wahre Übel ist und es war für mich eine absolute Freude, am Ende diese Vermutung dann auch bestätigt zu bekommen. Die Reise dorthin war Genuss pur.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist optisch genauso gestaltet wie das Original – was ich total klasse finde. Ein herbstliches Laubblatt treibt auf einer stillen Wasserfläche und nur ein paar feine Wellen zeigen, dass hier etwas in Bewegung ist. Hält man den Titel leicht schräg, glänzt das Laubblatt. Die Kombination aus matt und glänzend sowie den unterschiedlichen Blautönen, dem Weiß und den Herbstfarben Rot, Gold und Braun geben der optischen Aufmachung eine überaus gelungene Mischung aus reizvoller Strenge und kühler Eleganz – ohne steif zu wirken. Ein leichter Widerspruch, der mich von Anfang an neugierig auf den Inhalt gemacht hat.


Fazit
Ein höllisch guter Thriller, der dem Leser von der ersten Seite an beste Unterhaltung und herrlichen Nervenkitzel bietet. Chevy Stevens versteht es 1000prozentig, ihre Leser zu fesseln und mit unerwarteten Wendungen und überraschenden Erkenntnissen zu schocken und dabei bestens zu unterhalten. Höchst empfehlenswert!


5 Sterne


Hinweise
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