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IM WEIN LIEGT WAHRHEIT - manchmal mehr als einem lieb sein kann.

Zum ersten Mal bringt Kabarettist Chako Habekost die comedyantische Pfälzer Highmat-Kunde seiner erfolgreichen Bühnenshows auf pointierte Weise in einen Roman ein. Zusammen mit seiner Frau Britta Habekost erzählt er die Geschichte des Hamburger Privatermittlers Carlos Herb, den es auf der Suche nach einem Verschwundenen in das sonderbare Dorf Elwenfels verschlägt, das versteckt im Pfälzerwald liegt. Dieser Ort birgt ein Geheimnis, das Mysterium von Elwenfels, welches fast schon behütet wird wie der heilige Gral. Unaufhaltsam wird das Nordlicht Carlos in diese rätselhafte Welt hineingezogen und dabei immer wieder auf drastische Weise mit der exotischen Mundart und Mentalität der Pfälzer konfrontiert. Dann wird im Wald eine Leiche gefunden, und die Lage spitzt sich dramatisch zu ...

ELWENFELS BRINGT DIE WAHRHEIT ANS LICHT - satirisch und bedingungslos lokalpatriotisch! 

 

Elwenfels 

Autor: Britta und Christian Habekost
Verlag: Höma-Verlag
Erschienen: 2. Dezember 2014
ISBN: 978-3937329970
Seitenzahl: 368 Seiten

 
Die Grundidee der Handlung

Ein Mann, ein wichtiger noch dazu, verschwindet spurlos. Nach einem Jahr beauftragt seine Frau den Privatdetektiv Carlos Herb, den Verbleib des Verschwundenen zu klären. Es geht schließlich um das Erbe des Mannes, über das sie gerne verfügen würde. Herb, ehemaliger Kriminalbeamter, landet durch Zufall oder auch nicht in Elwenfels, einem etwas zurückgebliebenen pfälzischen Dorf. Man ist gastfreundlich, aber irgendwie möchte man den Fremden auch gerne wieder loswerden; ob es daran liegt, dass man Besseres zu tun hat als seine Fragen zu beantworten oder gar etwas zu verbergen? Jedenfalls wird Herb misstrauisch und bleibt erstmal. Der Fund einer Leiche bringt die Dinge ins Rollen und das Ende überrascht dann doch.

Die Habekosts schreiben einen Regional-Krimi, wie sie ja grade in Mode sind, allerdings nennen sie ihn einen "fantastischen Kriminalroman" und das trifft zu. Wer akzeptiert, dass ein bisschen Fantasy in Form einer lokalen Berühmtheit, den Elwetritschen, hineingemischt wird, der kann sich amüsieren, zumal die Autoren den Pfälzer Dialekt beherrschen und gekonnt einsetzen. Leider kommt der Kriminalroman erst nach ca. 200 Seiten so richtig in die Gänge und das sind eindeutig zu viele Seiten, die man hinter sich bringen muss bis etwas passiert. Da nützt auch Lokalkolorit nichts.


Stil und Sprache
Den Roman zeichnet sich zunächst durch die bei Regional-Krimis fast schon genre-typische hölzerne Schreibweise aus. Nach ca. 75 Seiten lässt das nach und er liest sich flüssiger, aber so richtig in Schwung kommt er erst nach den bereits erwähnten ca. 200 Seiten. Nun wirkt die Handlung rund und man liest gerne weiter. Die Autoren haben ihren Stil gefunden, trennen nun zwischen nötigen und unnötigen Beschreibungen. Die Erzählung wird bevorzugt aus Herbs Sicht geschrieben, aber ab und an wechselt die Perspektive, was dem Roman gut tut; bewirkt doch der erste Wechsel, dass sich der Text von nun an flüssiger lesen lässt. Die Elwenfelser mit ihren Eigenarten wachsen einem ans Herz und man ist gespannt, wie sich die Verwicklungen des Falles auflösen werden.

Im Gegensatz zu einigen anderen Romanen des Genres beherrschen die Autoren den Dialekt und setzen ihn gekonnt ein. Und zwar nicht nur, um das "Regionale" hinein zu bringen, sondern ganz im Sinne des Falles. Wie hier viel gesagt wird und doch nichts, das macht einfach nur Spaß und die Eingeborenen der Pfalz erkennen hinter dem "Gebabbel" die eigentliche Aussage, die dem "Noigschlängerde" (Zugezogenen) verborgen bleibt. Auch wenn zu lange zu wenig geschieht, ist die häufige Nutzung des Dialekts das eigentliche Highlight des Romans; Habekost schaut dem Pfälzer schon sehr genau "aufs Maul". In die Handlung dezent eingewebt sind philosophische Betrachtungen und so manche Kritik z.B. am Weinstraßentourismus, der zunehmend Lebensart in Lifestyle umwandelt. Da wird das rückständige Elwenfels (obwohl fiktiv) zu einem Sehnsuchtsort und zu einem Klischee. Die Habekosts spielen aber nicht damit, wie es andere Autoren so häufig tun, sondern sie machen das Klischee zur Realität und erwirken so Authentizität. Chako Habekost ist Comedian und im Klappentext spricht man von einem "satirisch[en]" Roman, aber durch die Art und Weise, wie hier das Klischee eingesetzt wird, wird auch die Satire zur Wahrheit. Insofern stimmt die Behauptung es handle sich bei "Elwenfels" um einen "fantastischen Kriminalroman" in mehrfacher Hinsicht. Hätte man doch nur beim Lektorat dem Text etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt, dadurch Anschlussfehler vermieden und vor allem den Mut aufgebracht, speziell zu Beginn, großzügig zu kürzen, es wäre ein Lesegenuss gewesen.

Anmerkung für alle Nicht-Pfälzer: Auch wer den Dialekt nicht beherrscht, ist in der Lage den Dialogen zu folgen, denn (eventuell) unbekannte Vokabeln werden immer übersetzt, entweder im Fließtext oder in Fußnoten. 


Figuren
Der Ermittler Carlos Herb bleibt zunächst sehr blass. Einen ehemals erfolgreichen Kommissar stellt man sich anders vor, nicht so dilettantisch und tapsig. Den führen die Elwenfelser wirklich herrlich an der Nase spazieren. Auch wenn Herb im Laufe der Zeit an Kontur gewinnt, so richtig dreidimensional wirkt er selten.

Interessanter sind da schon die restlichen handelnden Figuren, derer es reichlich gibt, so dass man zu Anfang schon ein wenig den Überblick verlieren kann. Außer Herb sind eigentlich alle anderen Nebenfiguren, ohne die aber die Geschichte nicht funktionieren würde. Die Elwenfelser, obwohl Klischee-Pfälzer, sind die eigentliche Hauptfigur (mit Absicht verwende ich hier nicht den Plural) und mehrheitlich Menschen mit Ecken und Kanten, wie man sie hier unter den Eingeborenen immer wieder trifft, nur nicht in der Häufigkeit. Vor allem die weiblichen Charaktere machen Spaß, nur leider werden auch in der Pfalz die starken, selbstbestimmten Frauen immer seltener. Aber in Elwenfels gibt es nicht nur echte Menschen, sondern auch noch andere besondere Bewohner, nämlich die Elwetritsche. Sie bringen das fantastische Element in den Roman und halten ihn am Laufen, ebenso wie der berühmte Pfälzer Schorle, der hier reichlich konsumiert wird. Aber die Pfalz ohne Wein? Geht ja gar nicht und wieder wird das Klischee bedient und gleichzeitig zur Wahrheit erhoben. 


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch verfügt über einen roten Einband und auf dem Cover stiert einen ein Auge an, in dem sich Reben und eine männliche Leiche, es könnte auch ein betrunkener Schläfer sein, spiegeln. Auf den ersten Blick wirkt das Auge unwirklich und gruselig, ehe man bei genauerer Betrachtung die Spiegelungen erkennt und es nun besser einzuordnen weiß. Auf jeden Fall passt die Aufmachung des Covers zu einem Krimi. Ein Plan des fiktiven Elwenfels ergänzt den Roman sinnvoll. 


Fazit
Wer durchhält, wird mit einem schönen Krimi und einer warmherzigen Geschichte belohnt. Leider muss man zu lange darauf warten und so kann ich nicht mehr als 3 Sterne vergeben. Gerne würde ich mehr lesen von den Elwenfelsern, es muss ja kein Krimi sein.


3 Sterne


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