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Kategorie: Geschichte

Dieses einzigartige Werk eröffnet neue Dimensionen: Mit Hilfe der Farbfotografie stellt es die Menschen des späten Mittelalters so wirklichkeitsnah und lebendig dar, wie wohl kein zweites. Den Mittelpunkt bildet jene Gattung von Kriegern, die das 15. Jahrhundert entscheidend prägten – die Söldner und Fußknechte, die die Ritterheere ablösten und eine neue Ära der Kriegführung einleiteten. Der Betrachter begegnet zudem Damen von Stand und Dirnen; er erfährt manches über Handwerk, Kleidung, Ernährung, Reisen und Medizin in jenen turbulenten Zeiten. Kurzum: Es werden alle Facetten des täglichen Lebens behandelt. Neben der Tragweise und Handhabung von Rüstungen und Waffen werden Belagerungskunst, Versorgung und Lagerleben dargestellt. 270 brillante Farbaufnahmen und fundierte Begleittexte machen das Buch zu einer spannenden Zeitreise für Jung und Alt.

Gerry Embleton machte sich als Illustrator einen Namen, bevor er für Museen in aller Welt lebensechte Nachbildungen historischer Figuren anfertigte. Außerdem gründete er die Mittelalter-Gruppe »Company of Saynte George«, die sich durch ihre außergewöhnliche Detailtreue auszeichnet.
John Howe hat sich dem 15. Jahrhundert verschrieben, dessen Alltag er akribisch in die Praxis umsetzt. Howe ist auch als Fachberater für Filmproduktionen begehrt und betreute u.a. den Welterfolg »Herr der Ringe«. 

 

Soeldnerleben im Mittelalter 

Originaltitel: The Medieval Soldier
Autor: Gerry Embleton; John Howe
Übersetzer: Karl P.E. Veltzé
Verlag: Motorbuch Verlag
Erschienen: Juni 2006
ISBN: 978-3613026780
Seitenzahl: 144 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
"Söldnerleben im Mittelalter" wendet sich an Laien, die mehr über das Mittelalter des 15. Jahrhunderts erfahren wollen. Es handelt sich um ein populärwissenschaftliches Werk, das viele Themen nur anreißen, aber nicht ausführlich schildern kann. Das ist auch den Autoren bewusst und sie weisen deshalb öfters darauf hin – leider haben sie die Hinweise auf weiterführende Literatur sehr knapp gehalten und noch dazu an ungewöhnlicher Stelle platziert, nämlich zu Beginn des Buches auf der Seite des Impressums.
Den groben Bezugsrahmen bieten die Burgunderkriege, deren Kenntnis aber nicht Voraussetzung für dieses Buch ist, denn hier dreht sich alles um Soldaten, Waffen, Rüstungen und nicht um die Historie der Zeit. Aus diesem Grund fehlt auch eine Zusammenfassung der historischen Ereignisse und deren Einordnung, ebenso eine Erklärung, weshalb der "klassische" Ritter zunehmend ausgedient hat. Dafür erfährt man zum eigentlichen Thema ziemlich viel:

Die Kapitel gliedern sich wieder in Unterkapitel, wie zum Beispiel "Bewaffnung" in: Fußknechte; Schwert und Faustschild; Stangenwaffen; Die Armbrust; Der Bogen; Feuerwaffen; Schießpulver; Hinterlader und Kartuschen; Handbüchsen. Ein Unterkapitel aus "Das Leben im Felde" heißt "Die Rolle der Frau", das ich so in diesem Zusammenhang nicht erwartet hatte und das ein paar Überraschungen bereit hält – wer hättet vermutet, dass edle Damen in voller Rüstung in die Schlacht geritten sind (Seite 115)? Neben den militärischen Aspekten werden auch jene des Alltags besprochen, wie z.B. Anlegen der Kleidung, Hygiene oder medizinische Versorgung. Wer bisher das Mittelalter für "dunkel" hielt, wird eines besseren belehrt, zumindest was das 15. Jahrhundert betrifft.

Die Texte sind kurz, lassen sich gut lesen und sind auch für Laien verständlich. Unterstützt werden sie durch Fotos auf unterschiedliche Weise, zum einen als Detailaufnahmen, z.B. der Waffen, zum anderen durch Bilder, die Stimmungen transportieren (dazu unten mehr). Die Texte zeichnen sich durch eine Besonderheit aus: sie mischen sachliche historische Beschreibungen mit Fotos (von heute lebenden Darstellern in historischen Kostümen), die so kommentiert werden, als handele es sich um Originalmaterial. Das ist ungewöhnlich und erhöht die Authentizität dieses Buches. Natürlich gibt es eine Reihe von Fachbegriffen, wie z.B. Brigantine oder Pavesen – diese zu erklären gehört aber zum Thema des Buches. Lediglich ein Begriff (Halmbarte/ Helmbarte) wird in zweifacher Weise genutzt, was zunächst etwas verwirrt und zu dem Eindruck führt, es handle sich um einen Druckfehler; nach meinen Recherchen stehen aber beide Varianten gleichberechtigt nebeneinander. Die Texte der beiden Autoren lassen sich unterscheiden, da sie immer mit dem jeweiligen Namen gekennzeichnet sind; im Stil ähneln sie sich, die von Howe empfand ich als runder. Zitate aus Originaltexten der damaligen Zeit ergänzen das Beschriebene und vertiefen es zuweilen. Die Lebendigkeit diese Buches ist hauptsächlich auf die Fotos, die häufig wie Schnappschüsse wirken oder Stimmungen einfangen, zurückzuführen, und deshalb an dieser Stelle noch einige Informationen dazu. Die Mitglieder der "Company of Saynte George", die sich der Darstellung des Lebens im 15. Jahrhunderts verschrieben haben, standen den Autoren und zahlreichen Fotografen zur Seite, indem sie geduldig die jeweiligen Szenen, wie in einem Film, inszenierten.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist fadengeheftet und sowohl Einband, als auch Papier sind stabil, worauf das relativ hohe Gewicht des Bandes zurückzuführen ist. Foto und Schrift des Titels auf dem Cover verweisen in gelungener Weise auf den Inhalt. Die Schrift ist klein, aber sie bleibt gut lesbar und ermöglicht den Autoren angesichts des hohen Anteils an guten Fotos in unterschiedlichen Formaten (z.T. doppelseitig), ausreichend Informationen zu vermitteln. Leider haben sich einige Druckfehler eingeschlichen, die das Verständnis zwar nicht schmälern, aber lästig sind. Vermisst hab ich auch ein Register - das Inhaltsverzeichnis alleine ist mir zu dürftig. 


Fazit
Ein kompetentes populärwissenschaftliches Buch, das durch seine Mischung aus Text und Bild zu überzeugen weiß.

4 Sterne


Hinweise
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