PER ANHALTER ZUM STRUDELSCHLUND
Als Max und Emma in den kleinen Brunnen in Bittie Cross klettern, ahnen sie nicht, dass dies der Eingang zu einer unglaublichen Welt ist:
SEELAND
Hier gibt es Städte aus Metall und Häuser wie Eisberge, geheimnisvolle Riesenquallen und wilde Unterwasserpiraten. Und ausgerechnet in Seeland entdeckt Max eine Spur seines verschollenen Vaters. Wie kann das sein? Zusammen tauchen Emma und Max in das Größte Abenteuer ihres Lebens.
Autor: Anna Ruhe |
Die Grundidee der Handlung
Max und Emma leben im kleinen Ort „Bittie Cross“. Als sich Max aufmacht, um seinen leiblichen Vater zu suchen, läuft er dem Mädchen Emma über dem Weg. Als Emma durch einen unglücklichen „Unfall“ Max‘ sonderbare Brille im offen gelassenen Dorfbrunnen versenkt, klettern die beiden hinunter, um sie wiederzuholen. Dabei reißt die Strickleiter und sie sitzen fest, bis sie einen Spalt in der Brunnenwand entdecken und dem schmalen Gang folgen. Noch ahnen sie nicht, dass sie den Zugang zu einer geheimnisvollen Welt entdeckt haben, in der sie in das Abenteuer ihres Lebens hineinrutschen.
Die unterhaltsame Geschichte erinnert etwas an einen fantastischen und gut gelungenen Mix aus „Kapitän Nemo“ und „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ und wird nicht nur abenteuerlustige Mädels und Jungs ab 10 Jahren begeistern können.
Stil und Sprache
Das Buch ist in der dritten Person aus der Sicht des allwissenden Erzählers geschrieben. Die Szenen und Schauplätze sind gut vorstellbar beschrieben und die Zeichnungen, die im Buch verteilt sind, heizen das Vorstellungsvermögen zusätzlich an. Das Buch ist in vier große Abschnitte unterteilt, die in jeweils kleine Kapitel aufgegliedert wurden. Das wird besonders alle Leser freuen, die das Buch nicht in einem Rutsch durchlesen möchten. Da das Mädchen Emma aus Bittie Cross und die beiden Jungen, Max (ebenfalls aus Bittie Cross) und Ari aus Seeland, die Rollen der Abenteurer übernehmen, wird die Geschichte sowohl Mädchen als auch Jungs sehr ansprechen.
Ein kurzer Blick in das nicht immer tolle Familienleben der Protagonisten und ihre Unsicherheit, was sie in unterschiedlichen Situationen nun denn tun sollen, zeigt gut, dass auch Abenteurer nicht immer perfekt und jederzeit mutig sind. Man erliest aber bald, dass die Kinder nur dann Erfolg haben, wenn sie zusammenhalten und sich aufeinander verlassen können. Dieses "Zusammenraufen" wurde kindergerecht dargestellt und die Leser sehen, dass in einer wirklichen Freundschaft auch nicht immer alle einer Meinung sind, sich aber machmal auf eine Vorgehensweise einigen müssen.
Eine vollkommen fremde Welt, spannende Begegnungen mit fremden Wesen und die völlig anderen Weltanschauungen der Seelandbewohner sowie die unbekannten Regeln des Zusammenlebens in Seeland bieten reichlich Stoff zum Nachdenken und Mitleben. Da sich Max und Emma in einer Welt, die sich komplett von allem Gewohnten unterscheidet – in der aber zum Glück die gleiche Sprache wie zu Hause gesprochen wird - zurecht finden müssen, steigt von Beginn an die Spannung und bleibt auch bis zum Ende durchgehend hoch. Diverse Rettungsaktionen erfordern von den Kindern Mut, Kreativität und Zielstrebigkeit. Die Bekanntschaft andersartiger Meeresbewohner gebietet dagegen Offenheit und Toleranz gegenüber fremd aussehenden Wesen und unbekannten Bräuchen. Gegenseitige Hilfe ist in Seeland notwendig und obwohl die Bewohner vom weißen Dunst und der Schaar tyrannisiert werden, bekommen die Kinder doch unverhofft auch immer wieder irgendwie Hilfe.
Aber auch in Seeland ist nicht immer alles perfekt und dass nicht immer alles so ist, wie es den Anschein hat und es durchaus sein kann, dass jemand, den man vertraut hat, sich am Ende als nicht vertrauenswürdig entpuppt, wird zum Ende der Geschichte deutlich, als "Schein" und "Sein" aufeinandertreffen.
Viele „Lebensweisheiten“ und „Selbstverständlichkeiten“ sind in diesem Buch auf äußerst spannende und unterhaltsame Art und Weise verpackt. Einige wenige Szenen, die vielleicht nicht ganz nachvollziehbar sind und eventuell etwas harken, wurden sehr gut im Rest der Geschichte untergebracht. Die Kampf- und Actionszenen wurden sehr spannend, aber immer altersgerecht umgesetzt und der Leser bemerkt bald, dass es in dieser Geschichte vorrangig um Freundschaft, Mut und Courage geht.
Durch die unkomplizierte, kindergerechte Sprache, die leserfreundliche Formatierung sowie die ansprechende Kapitelaufteilung leicht lesbar, werden auch Kinder, die sich vielleicht nicht immer so begeistert an Büchern heranwagen, viel Spaß mit der Geschichte haben.
Figuren
Max findet das Leben in Bittie Cross öde und langweilig und als er zufällig die Adresse und eine Brille seines verschwundenen Vaters findet, beschließt er kurzerhand, ihn aufzusuchen. Bevor er jedoch aus dem Dorf verschwinden kann, lernt er Emma kennen, sitzt kurz darauf mit ihr im alten Dorfbrunnen fest, schlüpft durch einen Durchgang in der Brunnenwand und rutscht damit in das größte Abenteuer seines Lebens. Emma wird von ihrem Vater vernachlässigt und muss oft für sich selber sorgen. Daher ist sie für ihr Alter recht selbständig und trifft viele Entscheidungen selbst. Sie ist Feuer und Flamme, als sie Max auf seinem Abenteuer begleitet und die beiden ergänzen sich sehr gut.
Ari, der Junge aus Seeland, vermisst seine Familie, die – wie viele andere Seelandbewohner - von der Schaar entführt worden ist. Er beschließt, sie zu retten und hat dafür ein Tauchboot zusammengebastelt. Dass er dabei Unterstützung von zwei fremden Kindern bekommt, damit hätte er nie gerechnet. Mortensen Hickmans, Max‘ Vater, war in Seeland ein bekannter Wissenschaftler, bis er ebenfalls verschwunden ist. Auch hier steckt „Die Schaar“ dahinter, denn er weiß als Einziger, wie man von Seeland nach Bittie Cross kommt und weigert sich, dem Feind von Seeland dieses Wissen preiszugeben.
Die Schaar als Bösewicht hat die alte Regierung von Seeland abgesetzt und herrscht über Seeland nun mit Hilfe des „Weißen Dunst“, der die Menschen ausspioniert, sie in Trägheit versetzt, verwirrt und willenlos macht. Durch die vielen Entführungen hat sich „Die Schaar“ eine Schreckensherrschaft aufgebaut, die bisher noch kein Bewohner von Seeland durchbrechen konnte.
Die Motive der Figuren sind gut nachvollziehbar und einleuchtend. Durch die jeweiligen Gefahrensituationen sind die Protagonisten höchst motiviert und agieren daher sehr lebendig und entschlossen. Sehr gut ist auch zu erkennen, wie die drei Kinder im Lauf der Geschichte „zusammenwachsen“ und lernen, miteinander zu agieren und sich aufeinander zu verlassen.
Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Hardcover Umschlag mit UV-Lackierung versehen. Das sehr ansprechende Coverbild zeigt – perfekt passend zur Geschichte - die drei Abenteurer mit ihrem "Kustoh", dem Unterwasserboot Bobby.
Acht einseitige, schwarz/weiße im Roman verteilte Zeichnungen stellen Szenen aus der Geschichte dar. Am Beginn und am Ende des Buches findet sich jeweils eine detaillierte Karte von Seeland zur besseren Orientierung. Vier große Abschnitte: „Aufwasser“ mit 10 nummerierten Kapiteln, „Übertiefen“ mit Kapitel 11-17, „Tiefwasser“ mit 8 Kapiteln und „Untertiefen“ mit Kapitel 26-37 teilen das Buch in übersichtliche Bereiche. Die Großkapitel sind jeweils durch ein aufwändig gestaltetes Blatt einschließlich Überschrift und Anker deutlich gekennzeichnet. Die kleineren Abschnitte sind durchnummeriert und - je nach Abschnitt – mit einer kleinen Zeichnung um die jeweilige Nummer liebevoll gestaltet. Auch die Seitennummern wurden in einer kleinen Muschel untergebracht.
Eine Kurzvita der Autorin sowie des Illustrators ist vor Beginn der Geschichte zu finden, eine Danksagung der Autorin am Schluss rundet das Buch sehr gut ab.
Fazit
„Seeland – Per Anhalter zum Strudelschlund“ ist ein sehr empfehlenswerter, fantastischer Jugendroman für junge Abenteurer und alle, die es noch werden wollen. Die liebevolle, grafische Gestaltung macht das Buch zusätzlich interessant und wird jungen Lesern ab ca. 10 Jahren bestimmt viele aufregend-spannende Lesestunden bereiten. Das ideale Geschenk für junge „Leseratten“.
Hinweise
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