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Jo zählt die Tage, bis sie nach Kreta auswandern kann – endlich 18 Jahre alt, endlich unabhängig, endlich frei.
In Kreta möchte sie ein neues Leben anfangen, mit Koch, ihrem Kumpel aus dem Restaurant, in dem sie kellnert. Doch als dieser verschwindet, sieht Jo, dass Koch nicht der einzige Mensch ist, dem Jo am Herzen liegt. Der unscheinbare, geradezu unsichtbare Amar ist es, der sich nun um Jo kümmert, bei ihr bleibt, egal, wie sehr sie ihn von sich stößt. Der ihr die Schönheit des Lebens zeigt, wie nur er sie sehen kann.

 

Egal wohin 

Autor: Franziska Moll
Verlag: Loewe
Erschienen: März 2015
ISBN: 978-3785580226
Seitenzahl: 222 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Noch elf Tage, dann kann Jo endlich all das Elend hier hinter sich lassen. Dann muss sie ihre Eltern nicht mehr sehen - die sich und ihr nichts mehr zu sagen haben, sondern sich vor der Gegenwart in eine Affäre und in die Vergangenheit flüchten. Dann kann sie unter Griechenlands Sternenhimmel schlafen und in Kreta ein neues Leben beginnen. Doch dann verschwindet Koch, der Freund, mit dem dieses neue Leben geplant ist, einfach und mit ihm verschindet auch Jos mühsam aufrecht gehaltene Fassade. Langsam bricht ihr Leben wieder auseinander - bis sie aus unerwarteter Richtung Hilfe erhält.

Franziska Moll legt mit "Egal wohin" einen weiteren bewegenden Jugendroman im Loewe Verlag vor. Herausragend fängt sie elf Tage im Leben einer Jugendlichen ein, die alles verändern. Gleichzeitig zeichnet sie ein realistisches Bild vieler gesellschaftlicher Probleme, ohne anzuklagen, dafür umso bewegender.


Stil und Sprache
Jo ist die Hauptfigur von "Egal wohin" und erzählt dem Leser ihre Geschichte selbst und auf eine unnachahmlich glaubhafte Art. Direkt, flapsig, verzweifelt und versucht unnahbar führt sie durch die Handlung, und es ist der Autorin meisterhaft gelungen, die Stimme ihrer Hauptperson unglaublich realistisch klingen zu lassen. Es ist kaum zu glauben, dass da nicht wirklich eine Achtzehnjährige schreibt. Stattdessen taucht man ganz in Jos Beschreibung ein, leidet mit ihr und möchte immer wieder am liebsten einschreiten, um sie vor einer weiteren Fehlentscheidung zu bewahren.

Die Handlung spielt in den elf Tagen vor Jos achtzehntem Geburtstag und ist auch in die einzelnen Tage untergliedert. Was genau mit Jos Geburtstag zusammenhängt und welch schweres Schicksal sie mit sich rum trägt, erfährt man dabei erst nach und nach. Da man schon lange eine Vermutung hat, baut die Spannung sich jedoch nicht aus diesem Datum auf, sondern stattdessen auf der Frage, ob Jo sich bis dahin selbst zerstört oder tatsächlich in ein neues Leben starten kann. Auch die Suche nach ihrem Freund Koch bekommt ihren Raum und weckt das Interesse des Lesers. Alles in allem lebt Franziska Molls Roman aber nicht von großen Spannungsmomenten, sondern den tiefen Gefühlen, die die Geschichte beim Leser auslöst. Das Ende des Romans hat mich schließlich absolut überzeugt. Es ist kein Klischee Happy End, sondern ein realistischer Abschluss der Geschichte und gerade dadurch so passend.

Neben der eigentlichen Handlung werden zwischen den Kapiteln kurze gedichtähnliche Absätze eingefügt, die sich erst nach und nach in die Gesamthandlung einbinden lassen. Diese raffinierte  Form der Rückblende hat mir sehr gut gefallen und passt hervorragend zum Buch.


Figuren
Eine einfache Hauptfigur ist Jo zweifellos nicht. Sie ist unnahbar, gemein, stürzt sich mitten hinein ins Verderben und trifft immer wieder katastrophale Entscheidungen. Ich habe sie trotzdem sofort ins Herz geschlossen. Allein der ironische Stil, in dem sie ihre Lage beschreibt, hat mir super gefallen und die selbstzerstörerische Art, mit der sie oftmals reagiert, weckt den Beschützerinstinkt. Sie wird sicher nicht jedem Leser zusagen, aber bleibt auf jeden Fall immer glaubwürdig und realistisch.

Die Nebenfiguren sind natürlich durch Jos Sichtweise eingefärbt und über viele erfährt man dadurch nur das Nötigste. Zwischen de Zeilen kann man sich aber einige Details zusammenreimen und gerade Richtung Ende kommen immer mehr Facetten ans Licht, die den Charakteren die bereits vermutete Tiefe verleihen. Besonders gefallen hat mir dabei Amar, der mit seiner stillen Art so zurückhaltend im Hintergrund bleibt und doch starken Einfluss auf Jos Schicksal nimmt. Weniger überzeugend fand ich die Figur Koch, obwohl die wenigen Details sicher gewollt waren - so ganz stimmig wurde er in meinen Augen aber nicht.


Aufmachung des Buches
"Egal wohin" erschien als gebundenes Buch mit Schutzumschlag und hat ein sehr schlichtes Cover erhalten. Nur eine abstrakte Straße, der weite Himmel und ein paar Vögel sind zu sehen. Die Schlichheit passt zwar durchaus zur Handlung, allerdings hätte ich an Hand des Covers eher einen Roadtrip erwartet als die tatsächliche Handlung. Trotzdem schön, dass kein Jugendbuch-Klischee-Cover gewählt wurde. Unter dem Schutzumschlag sind auch diesmal wieder der Titel und Akzente aus dem Cover - diesmal die Vögel - in Dunkelrot eingeprägt. Wunderschön.


Fazit
Franziska Moll hat letztes Jahr mit "Was ich dich träumen lasse" eines der besten Jugendbücher veröffentlicht, die ich je gelesen habe. Auch mit "Egal wohin" beschreibt sie wieder das schwierige Schicksal einer Jugendlichen, die am Rande des Erwachsenseins steht und droht, unter der Last des Verlusts zusammenzubrechen. Realistisch, direkt unter die Haut und großartig!

 

4 5 Sterne


Hinweise
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