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Es ist Ende April. Durch das wechselhafte Frühlingswetter wandert ein Mann die Küste Cornwalls entlang. Seit Wochen hat er nicht mehr in einem Bett geschlafen, sich gewaschen, sich rasiert. Als er über die Klippe bei Polcare Cove innehält, bleibt sein Blick an etwas Rotem hängen. In der Tiefe liegt ein zerschmetterter Körper. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, entpuppt sich als Sabotageakt und Mord, und die örtliche Ermittlerin sieht sich schon bald einem ganzen Dutzend Verdächtiger gegenüber. Darunter auch Thomas Lynley, der nach dem tragischen Tod seiner Frau und seines ungeborenen Kindes sein Seelenheil in der Flucht suchte.

 

  Autor: Elizabeth George
Verlag: blanvalet
Erschienen: 11/2008
ISBN: 978-3-7645-0242-3
Seitenzahl: 761 Seiten

 


Die Grundidee der Handlung
Der sonst so vornehme und elegante Inspector Thomas Lynley ist hier mal ganz anders zu sehen. Auf der Wanderschaft, um sein Seelenheil wieder zu finden, ist er bärtig und ungepflegt, hinterlässt einen säuerlichen Körpergeruch. Aber eines ist er immer noch, auch wenn er es im Moment nicht wahrhaben will: Polizist. So kommt sein geschulter Polizeiinstinkt in Gang, als er über die Klippen von Polcare Cove blickt und in der Tiefe einen zerschmetterten Körper entdeckt.
Bea Hannaford, die örtliche Ermittlerin, hat schnell jede Menge Verdächtige parat, darunter auch diesen merkwürdigen Wanderer, der von sich behauptet, Thomas Lynley zu heißen – doch ausweisen kann er sich nicht. Als Hannaford bei New Scotland Yard Informationen einfordert, bekommt sie seine Dienstmarke übermittelt, die keineswegs vernichtet wurde, als Lynley nach dem Tod seiner Frau den Dienst quittiert hatte.
Hannaford bezieht den Detective Superintendent, der er nicht mehr zu sein behauptet, in ihre Ermittlungen mit ein, und tatsächlich hat Lynley bereits einen ersten Verdacht. Nur eine Person, weiß er, kann ihm auf unbürokratischem Weg mehr Informationen beschaffen. So ruft er Barbara Havers an.


Stil und Sprache
Inspector Lynley ist wieder da und Barbara Havers darf natürlich auch nicht fehlen. Diesmal ist das Ermittlerteam jedoch in einer für sie ungewöhnlichen Rolle zu erleben. Nicht sie leiten die Ermittlungen, beide unterstehen vielmehr dem Kommando der örtlichen Ermittlerin Bea Hannaford.
Die Leiche ist ziemlich schnell entdeckt und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Wer die Bücher von Elizabeth George kennt, weiß allerdings, dass ihre Geschichten niemals einen geraden, direkten Verlauf nehmen. Es gibt Schleifen und Umwege und gerade im ersten Drittel des Buches habe ich vergeblich auf die eine oder andere Abkürzung gehofft. Dafür hat man als Leser das Gefühl, man kennt jetzt jeden Stein und jeden Baum in Cornwall. Diese ausführlichen Beschreibungen sind einfach zuviel des Guten und machen das Lesen eher zäh und langatmig.

Die Autorin schreibt ihren Roman in der dritten Person aus Sicht eines personalen Erzählers. Dabei wechselt sie sehr häufig die Perspektive zwischen den einzelnen Figuren. Obwohl diese Wechsel stets durch Leerzeilen gekennzeichnet sind, hatte ich beim Lesen manchmal Schwierigkeiten, den Faden nicht zu verlieren. Ein Vorteil dieser Erzählweise ist natürlich, dass man als Leser die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten kann.
Die Spannung baut sich nur langsam auf. Handlungen der Personen werden immer wieder durch lange Textpassagen unterbrochen, in denen die Umgebung, in der die Figuren momentan agieren, ausführlich beschrieben wird.
Trotzdem habe ich das Buch, immerhin fast 800 Seiten, relativ zügig gelesen. Auch wenn ich irgendwann so eine Ahnung hatte, in welche Richtung sich die Sache auflöst, wollte ich es doch genau wissen und war dann zum Schluss ein wenig enttäuscht. Eine den Leser völlig zufrieden stellende Lösung hat Elizabeth George nicht gefunden. Was bleibt, ist die Hoffung auf ein Wiedersehen mit Thomas Lynley und Barbara Havers.


Figuren

Wie immer bei Elizabeth George sind alle Figuren, und das sind eine ganze Menge, ausgezeichnet dargestellt. Bis hin zu den wirklichen Nebenfiguren, haben alle einen ausführlichen Hintergrund und jede Menge Motive für ihr jeweiliges Handeln. Durch diese vielen Personen und die daraus resultierenden Handlungsstränge, verliert man beim Lesen manchmal den Überblick. Gerade zu Beginn des Buches musste ich manchmal zurückblättern, weil ich die eine oder andere Figur nicht mehr unterbringen konnte.
Die Autorin schafft es vorzüglich, die Figuren mit all ihren Ecken und Kanten, aber auch mit ihren inneren Qualen dem Leser näher zu bringen. Hier sticht natürlich besonders Thomas Lynley hervor. Nach dem Tod von Frau und Kind ist er nur noch ein Schatten seiner selbst. Erst durch die von ihm entdeckte Leiche und die daraus resultierenden Untersuchungen, findet er ganz allmählich wieder den Weg ins normale Leben. Doch dieser Weg ist nicht einfach und seine inneren Qualen, wenn er z.B. im Laufe eines Tages merkt, dass er bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal an seine Frau gedacht hat, werden sehr glaubhaft geschildert.
Auch Barbara Havers ist häufig im Zwiespalt. Auf der einen Seite gilt ihre unerschütterliche Loyalität natürlich Lynley. Auf der anderen Seite weiß sie ganz genau, dass eine Mordermittlung nur dann zügig und erfolgreich durchgeführt werden kann, wenn die Reihenfolge der Weisungsbefugnis eingehalten wird.
Die Geschichte der örtlichen Ermittlerin Bea Hannaford ist ebenfalls gut ausgearbeitet und durchaus nachvollziehbar. Das wird jede allein erziehende Mutter mit pubertierendem Sohn und full-time-Job bestätigen können.
Dann gibt es noch viele andere Figuren, deren Schicksal irgendwie miteinander verbunden ist, oder die ihre eigene Geschichte erzählen und mit dem Ausgang der Mordermittlung eigentlich nichts zu tun haben. Hier hätte manche Begebenheit sicherlich gerafft werden können.


Aufmachung des Buches
Das Cover der gebundenen Ausgabe ist, passend zum Titel, überwiegend in rot gehalten. Im unteren Drittel sind eine stürmische See und steile Klippen dargestellt, bestimmt die Küste von Cornwall. Der Name der Autorin steht in großen, leicht erhabenen, grün schimmernden Buchstaben auf dem roten Untergrund, der Buchtitel in weißer Schrift darunter. Hilfreich finde ich den kleinen Hinweis auf der Vorderseite, dass es sich um einen Roman aus der Inspector Lynley-Reihe handelt.
Das Bild der Cornwall Küste geht auf der Rückseite des Schutzumschlages weiter. Dort findet sich dann auch eine kurze Inhaltsangabe.
Auf der vorderen Innenseite des Umschlages ist dann die ausführlichere Zusammenfassung des Inhaltes. Auf der hinteren Seite sind ein Foto der Autorin und ein kurzer Abriss ihrer Werke.
Ein rotes Lesebändchen rundet den gelungenen äußeren Gesamteindruck ab.

Der Text ist in 29 Kapitel eingeteilt, die wiederum in sehr viele Abschnitte, erkennbar an einer Leerzeile, unterteilt sind.


Fazit
Hier nun die schwierige Frage nach meinem Fazit. Das Buch ist eindeutig zu lang, viele Passagen, gerade in der Landschafts- und Ortsbeschreibung, hätten verkürzt oder ganz weggelassen werden können. Durch diese Ausführlichkeit ist das Lesen über weite Strecken sehr mühselig. Mir fehlt die psychologische Raffinesse und die befriedigende Auflösung, die die früheren Werke von Elizabeth George auszeichnen.
Allen Fans von Lynley und Havers sei dieses Buch trotzdem empfohlen. Es zeigt Lynley in einer bisher noch nicht da gewesenen Art und Weise. Die letzte Unterhaltung zwischen Havers und Lynley gibt Hoffung auf eine Fortsetzung.
Alle die Leser, die schon immer mal einen Inspector Lynley-Roman lesen wollten, mögen bitte nicht mit diesem beginnen. Um einen guten Einstieg in die Serie zu finden, sollte man mit einem der früheren Werke starten.


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 9: Denn sie betrügt man nicht
Band 10: Undank ist der Väter Lohn
Band 11: Nie sollst du vergessen
Band 12: Wer die Wahrheit sucht
Band 13: Wo kein Zeuge ist

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