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Juliette Beaumont hat es nicht geschafft, in New York als Schauspielerin zu reüssieren. Am Vorabend ihrer Abreise nach Paris wird sie auch noch fast von einem Auto überfahren. Doch der Fahrer, Sam Galloway, kümmert sich rührend um sie. Sie verlieben sich ineinander und erleben eine leidenschaftliche Nacht. Als Juliettes Flugzeug am nächsten Morgen startet, explodiert es in der Luft. Sam ist verzweifelt. Er ahnt nicht, dass das Schicksal ihrer Liebe einen Aufschub gewährt …

 

Eine himmlische Begegnung 

Originaltitel: Sauve-moi
Autor: Guillaume Musso
Übersetzer: Antoinette Gittinger
Verlag: Piper
Erschienen: November 2014
ISBN: 978-3-492-30490-0
Seitenzahl: 382 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Eine junge Frau stolpert vor ein Auto, der Fahrer kann gerade noch ausweichen und die beiden gehen auf den Schock erst mal etwas trinken. Es kommt, wie es in der Literatur kommen muss: sie verlieben sich ineinander. Leider muss sie am nächsten Tag einen Flug in die Heimat nehmen. So weit, so gewöhnlich. Doch Guillaume Musso wäre nicht er selbst, wenn er daraus nicht doch wieder eine ganz außergewöhnliche Geschichte machen würde. Und tatsächlich geht es auch diesmal wieder nicht nur um eine Liebesgeschichte. Es geht darum, das Schicksal zu besiegen und die Liebe seines Lebens zu retten. Es geht um Drogenabhängigkeit und ihre Folgen. Um Menschen, die um das kämpfen, was sie lieben und um solche, die alles verloren zu haben glauben. Viel Potential also für einen spannenden Roman, der mal wieder in kein Genre passt – beinahe zu viel, um noch eine stimmige Geschichte zu ergeben.


Stil und Sprache
Die Handlung wird in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven erzählt. Meistens aus denen der beiden Hauptfiguren, aber auch einigen Nebenfiguren kann man in kurzen Passagen gewissermaßen in den Kopf gucken. Die Perspektivwechsel wurden gut gewählt und besonders die Passagen aus der Sicht der Gegenspieler tragen einiges zum Spannungsaufbau bei. Der Schreibstil ist ebenfalls sehr gut, insbesondere im Schlussteil. Am Anfang wirkte er mir noch zu steif und konnte die Emotionen der Hauptfiguren nicht wirklich transportieren, aber das gibt sich zum Glück, und zum Schluss schreibt Guillaume Musso genau so bewegend und mitreißend, wie man es von ihm erwartet.

Wie von Guillaume Musso gewohnt, beginnt auch „Eine himmlische Begegnung“ wie eine ganz normale Klischee-Liebesgeschichte. Wir lernen Juliette und Sam kennen und erleben ihr erstes Aufeinandertreffen und nach einem romantischen Wochenende die Trennung. Während die beiden Hauptcharaktere mir hierbei sofort sympathisch waren, konnte die Handlung selbst mich anfangs leider gar nicht packen. Der Funke zwischen den Frischverliebten springt kaum auf den Leser über und so verfehlte die sehr dramatisch geschriebene Abschiedsszene bei mir vollkommen ihre Wirkung. Dass es danach erst mal ziemlich verwirrend wird, hat mir auch nicht wirklich geholfen. Ein Junge, der ein Unglück vorhersieht, eine Mutter, die sich Sorgen um ihre Tochter macht, ein Polizist, der offensichtlich etwas gegen Franzosen hat und dann nie wieder auftaucht… Guillaume Musso stellt in dieser Phase unglaublich viele Personen vor, die alle Potential haben, dann aber doch völlig verschwinden und keinerlei Relevanz für die weitere Handlung entwickeln. Für den Leser ist das einfach nur frustrierend und es reißt ihn so aus der eigentlichen Handlung, dass er eine Weile braucht, um wieder in die Welt von Juliette und Sam einzutauchen. Zum Glück wird es dann aber doch wieder spannend und man folgt Sam bei einer wilden Jagd quer durch New York in der Hoffnung, dass er seine große Liebe doch noch retten kann. Alles steuert auf ein fulminantes Finale zu und tatsächlich ist dieses zwar länger gezogen als gedacht, aber doch sehr spannend und mit einigen Überraschungen gespickt. Insbesondere in diesem Teil zeigt Guillaume Musso wieder, warum ich bisher all seine Bücher blind kaufen konnte – nur schade, dass der Anfang da nicht mithielt.

Trotz des spannenden Endes muss man leider sagen, dass Guillaume Musso sich in „Eine himmlische Begegnung“ einfach zu viel auf einmal vorgenommen hat. Dadurch wirkt zum Beispiel der Handlungsstrang rund um die Drogenabhängige bei weitem nicht so dramatisch wie er könnte, denn zwischendurch folgt man Sam immer mal wieder zu absolut belanglosen Tätigkeiten wie einem Versicherungsabschluss. Auch die beiden Liebesgeschichten des Romans konnten mich nicht immer packen. Die verschiedenen Themen greifen einfach nicht ganz stimmig ineinander und so verpufft einiges an Potential. Zweihundert Seiten mehr samt solidem Handlungsaufbau oder hundert Seiten weniger und dafür weniger Nebenhandlungen – dann wär dies ein perfekter Roman geworden. So ist es leider nur Durchschnittsliteratur.


Figuren
Sam Galloway hat seine Frau auf tragische Weise verloren und lebt seitdem eigentlich nur noch für seinen Job. Als ihm eine junge Frau vors Auto stolpert, ist er sich anfangs ganz sicher, dass sie nur eine Zufallsbekanntschaft und ein Mädchen für eine Nacht sein würde. Für Leidenschaft und Liebe ist schließlich kein Platz mehr in seinem Leben. Und doch taut er schnell auf, verliebt sich in Juliette und kämpft schließlich mit aller Kraft darum, sie in Sicherheit zu wissen. Seine Hingabe, seine Hilfsbereitschaft und sein grundgutes Wesen machen Sam zum perfekten Hauptcharakter und von Beginn weg sympathisch. Ich bin ihm gerne durch all die Gefahren gefolgt und habe mich gefreut, dass er zu keiner Zeit unglaubwürdig wurde, auch wenn er einige Mammutaufgaben meistert.

Juliette Beaumont konnte mich nicht genauso hundertprozentig überzeugen wie Sam. Anfangs wirkt auch sie direkt sympathisch und ihre persönliche Geschichte des Scheiterns ebenso wie die lustig-verzweifelte Art damit umzugehen, nehmen den Leser schnell für sie ein. Aber dann wird sie fast schon in eine Nebenrolle abgedrängt. Sie nimmt kaum noch Anteil an der eigentlichen Handlung und bekommt von vielen der Gefahren gar nichts mit. Schade, denn ich hätte gerne mehr von ihr gesehen – so wirkt sie leider zu schwach.

Die vielzähligen Nebencharaktere wirken sehr lebensnah und jedem wurde sein kleines Päckchen mitgegeben, das er tragen muss. Mit Ausnahme der bereits erwähnten verwirrenden Phase, in der einfach zu viele absolut unwichtige Charaktere eingeführt werden, hat jede Figur ihren deutlich ausgearbeiteten Zweck und wartet trotzdem noch mit der einen oder anderen Überraschung auf. Lediglich der Kriminelle, der die Hauptbedrohung im Mittelteil ausmacht, wurde für meinen Geschmack nicht ausführlich genug aufgebaut und wirkt dadurch zu klischeehaft und eigentlich unmotiviert.


Aufmachung des Buches
„Eine himmlische Begegnung“ erschien als Taschenbuch und zeigt mal wieder ein sehr romantisches Cover: eine durch einen verschneiten Park laufende Frau, im knallroten Mantel von der blau-weiß gehaltenen Kulisse abgehoben. Wirklich sehr hübsch anzusehen, aber der eher Krimi-lastigen Handlung wird es nicht gerecht. Dafür wird es aber mit dem knalligen Rot auf jeden Fall alle Blicke auf sich ziehen.
Die Ausgestaltung ist ansonsten schlicht, aber gut verarbeitet und gelungen. Nur schade, dass der Roman in einem kleineren Format erschienen ist als die anderen deutschen Veröffentlichungen von Guillaume Musso, sodass sich kein einheitliches Bild im Bücherregal gibt.


Fazit
Leider konnte Guillaume Musso mich mit „Eine himmlische Begegnung“ nicht voll überzeugen. Zwar wartet auch dieser Roman mit einer interessanten, vielfältigen Geschichte, einem spannenden Finale und einem großartigen Schreibstil auf, aber insbesondere im Mittelteil werden einfach zu viele Themen gleichzeitig verfolgt. Es ist trotzdem ein guter, unterhaltsamer Roman, nur nicht so herausragend fesselnd wie vom Autor gewohnt. Schade.


3 Sterne


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