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Leipziger Buchmesse präsentiert Neuerscheinungen aus der Feder israelischer und deutscher Autoren

Die Neuerscheinungen der Buchsaison Winter 2014/2015 und Frühjahr 2015 stehen vom 12. bis 15. März im Mittelpunkt der Leipziger Buchmesse. Spannende Neuheiten verspricht der diesjährige Messeschwerpunkt der Leipziger Buchmesse „1965 bis 2015. Deutschland – Israel.“ und seine Satellitenprogramme. Anlässlich von 50 Jahren deutsch-israelischer diplomatischer Beziehungen stellen zahlreiche Autoren im Rahmen des Schwerpunktes ihre jüngsten ins Deutsche übersetzten Werke in Leipzig vor. Sie erzählen vielfältige Geschichten über Familien oder die Liebe in Zeiten dramatischer politischer Entwicklungen. Im Bereich Sachbuch stehen Bücher zu Geschichte und Gesellschaft beider Länder ebenso auf dem Programm wie Autobiografien und Essaybände.

Der Messeschwerpunkt wird von der Botschaft des Staates Israel in Deutschland und dem Club Bertelsmann in Zusammenarbeit mit deutschen Verlagen und weiteren Partnern organisiert. Die Leipziger Buchmesse und die Stadt Leipzig unterstützen das Programm. In Rahmen des Messeschwerpunkts können sich die Besucher der Leipziger Buchmesse auf folgende Neuheiten freuen:
 
Anthologie – junge Autoren aus Deutschland und Israel erzählen

Pünktlich zum Leipziger Bücherfrühling erscheint die deutsch-israelische Anthologie „Wir vergessen nicht, wir gehen tanzen“. Die beiden Herausgeber Amichai Shalev und Norbert Kron lassen eine große Riege von bekannten und noch zu entdeckenden Schriftstellern der „dritten Generation“ zu Wort kommen. Wie erlebt diese Generation Politik, Literatur und Party? Welche freundschaftlichen Begegnungen, kulturelle Verbundenheit und Normalität gibt es angesichts der Geschichte zwischen den Bürgern beider Staaten 70 Jahre nach dem Ende des Holocausts und 50 Jahre nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen? Der Band mit Erzählungen erscheint parallel: zur Jerusalem Book Fair im Februar auf Hebräisch und zur Leipziger Buchmesse auf Deutsch.

Liebe und Politik

Der Liebe in Zeiten dramatischer politischer Entwicklungen widmen sich gleich zwei neue Bücher aus Israel. Amos Oz legt mit „Judas“ druckfrisch in der Buchmessewoche eine große Geschichte über die Liebe vor. Sein Protagonist der Jungsozialist Schmuel Asch zieht 1959 nach Jerusalem, um zu studieren. Dabei trifft er auf Atalja Abrabanel, deren Vater ein maßgeblicher Anführer der zionistischen Bewegung war. Wie zu erwarten, beschränkt sich Amos Oz nicht auf eine Liebesgeschichte. Die Erzählung führt durch das geteilte Jerusalem und den Sechs-Tage-Krieg 1967 und beleuchtet die inneren sowie äußeren Konflikte des jungen Staates Israel. Auch Anat Talshir, die erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt, erzählt mit „Über uns die Nacht“ (Dezember 2014) eine Liebesgeschichte. Ihr Liebespaar besteht aus der Jüdin Lila und dem arabischen Teehändler Elias. Die beiden begegnen sich im Jerusalem kurz vor dem Unabhängigkeitskrieg 1948 und werden durch die Teilung Jerusalems getrennt. Erst nach dem Sechs-Tage-Krieg können sie sich offiziell wieder sehen. Nicht Liebe, aber Freundschaft verbindet die beiden Protagonisten von Lizzie Dorons Roman „Who the fuck is Kafka?“, der im Februar auf Deutsch veröffentlicht wird. Eine jüdische Schriftstellerin trifft auf einer Konferenz in Rom einen arabischen Schriftsteller. Aus anfänglicher Skepsis entsteht eine nicht immer einfache Freundschaft, die den Leser tief in die komplexen israelisch-arabischen Beziehungen einblicken lässt.

Der Fluch der Tat

Ayelet Gundar-Goshens Roman „Löwen wecken“, der im Februar in deutscher Übersetzung veröffentlicht wird, könnte an jedem Ort der sogenannten ersten Welt spielen. Ein Arzt überfährt einen illegalen Einwanderer und begeht Fahrerflucht. Was tun mit der Schuld? Was tun, wenn man etwas Falsches getan hat, aber sein geordnetes Leben nicht aufgeben will? Die Folgen einer ganz anderen Tat zeigt Meir Shalev in seinem im Herbst erschienenen Familienroman „Zwei Bärinnen“. Der Pionier Seev ermordet Anfang der 30er Jahre den Geliebten seiner Frau. Siebzig Jahre später wird er Opfer eines Überfalls, den seine Enkelin rächt. Fast biblisch „Auge und Auge, Zahn und Zahn“ mutet die vielschichtige Erzählung an, die 70 Jahre innerisraelische Geschichte beleuchtet. Vordergründig dreht sich auch der neue Roman von Gila Lustiger „Die Schuld der anderen“ (19. Januar 2015) um einen Mordfall. Doch was als Krimi inmitten von Paris beginnt, entwickelt sich schnell als Analyse der zeitgenössischen französischen Gesellschaft. Aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen rückt auch Yishai Sarid in den Mittelpunkt seines seit August 2014 auf Deutsch erhältlichen Romans „Alles andere als ein Kinderspiel“. Naomi leitet seit 25 Jahren einen Kindergarten am Strand von Tel Aviv. Auf dem extrem teuren Immobilienpflaster Tel Aviv zieht die Gebäudelage mächtige Interessenten an.

Familie, Heimat und Identität

Der in Ostberlin geborene Musiker und Schriftsteller André Herzberg legt Anfang März bereits seinen zweiten Roman vor. „Alle Nähe fern“ nennt er seinen Familienroman, der drei Generationen umfasst. Erzählt wird die Geschichte einer jüdischen Familie vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, von der Kaiserzeit über das Dritte Reich, die DDR und dem wiedervereinigten Deutschland. Die Leipzigerin Rebecca Maria Salentin blickt in ihrem zur Buchmesse druckfrischen Roman „Schuld war Elvis“ auf aktuelle Entwicklungen. Die Ende der 70er Jahre in West-Deutschland geborene Hebron, muss als Teenager einen Großteil der Verantwortung für ihre vier Geschwister übernehmen. Vor dieser Verantwortung flieht sie eines Tages und macht sich auf die Suche nach ihrem israelischen Vater, der kurz nach ihrer Geburt in seine Heimat zurückgekehrt ist. Einen modernen Familienroman legt auch Hila Blum mit „Der Besuch“ (August 2014) vor. Ihre Protagonisten, das Ehepaar Nati und Nili, fühlen sich von der Ankündigung eines Besuchers bedroht. Hinter der scheinbar heilen Fassade der Patchworkfamilie werden Angst, Unsicherheit und gegenseitiges Misstrauen sichtbar.

Gleich zwei Familiengeschichten verwebt Steven Uhly in seinem Roman „Königreich der Dämmerung“ (Herbst 2014). Zwei jüdische Frauen kämpfen im Polen des Jahres 1944 um ihr Überleben. Die eine tötet einen deutschen Soldaten und kann ihr Kind in der Obhut einer deutschen Bäuerin zur Welt bringen. Die Bäuerin rettet das Kind und gibt es als ihre Enkelin aus, sodass das Kind als Deutsche in der Bundesrepublik aufwächst. Die andere, von einem deutschen Vergewaltiger geschwängert, kann nach Palästina fliehen. Beide Kinder erfahren erst als Erwachsene die Wahrheit über ihre Herkunft. Sie machen sich auf die Suche nach ihren Wurzeln, ihrer Identität. Der aus der Ukraine stammende Autor Jan Himmerlfarb hingegen fokussiert seinen Debütroman „Sterndeutung“ (Januar 2015) auf die Geschichte seiner eigenen Familie. Er erzählt vom Treffen seiner Eltern 1939 in Polen, dem Kampf ums Überleben, den Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg in der Ukraine und die Übersiedlung Anfang der 90er Jahre nach Deutschland.

Gegen das Vergessen

Ein Plädoyer für das Erinnern hat Ron Segal geschrieben. In seinem bereits im Herbst veröffentlichten Roman „Jeder Tag wie heute“ versucht der Protagonist, ein 90jähriger Holocaust-Überlebender und Schriftsteller, sich zu erinnern und die Fakten vor der beginnenden Demenz zu retten. Gleichzeitig denkt er über Selbstmord nach, bevor er durch die Krankheit sein Gedächtnis verliert. Gegen das Vergessen schreiben auch Irit Amiel und Andrea von Treuenfeld an. Die Holocaust-Überlebende, Lyrikerin und Übersetzerin Irit Amiel hat die Geschichten von Überlenden der Shoa gesammelt und aufgeschrieben. Sie stellt ihren Erzählband, der erst am 21. März im deutschen Buchhandel erhältlich ist, vorab zur Buchmesse in Leipzig vor. Bereits Mitte Februar im Handel ist der Band „Zurück in das Land, das uns töten wollte“ von Andrea von Treuenfeld, das der Schauspieler Christian Berkel mit einem Vorwort einleitet. 16 Frauen kommen hier zu Wort, die vor den Nazis aus Deutschland fliehen mussten und im Alter nach Deutschland zurückkehrten. Der gebürtige Chemnitzer Schauspieler und Autor Michael Degen erzählt in seinem neuen, im März vorliegenden, Roman von der Tragik des Ruhms. Im Jahr 1983 begegnet ein deutscher Schauspieler dem weltberühmte Schauspieler Oskar Werner und trifft auf eine von Selbstzweifeln und übermäßigen Alkoholgenuss gequälte Seele.

Autobiografische Notizen aus Israel und Deutschland

Einen sehr persönlichen Blick auf die politischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte wirft Avi Primor in seiner Autobiografie „Nichts ist vollendet“ (Februar 2015). Der ehemalige Botschafter des Staates Israel in Deutschland gilt als Brückenbauer. Heute leitet er unter anderem einen trilateralen Studiengang für israelische, palästinensische und jordanische Studenten. Der Schriftsteller Chaim Noll ist in Ost-Berlin geboren, in der DDR aufgewachsen und vor zwanzig Jahren nach Israel ausgewandert. Er erzählt im ersten, im März vorliegenden, Band seiner Autobiografie „Der Schmuggel über die Zeitgrenzen“ von Literaten, Literatur und Bürgern in Zeiten der Diktatur. Wieviel Unrecht steckte im Staat der DDR? Welche Werte der DDR-Gesellschaft sollen die Zeiten überdauern und für das heutige Deutschland ein Maßstab sein? Das diskutieren Gregor Gysi, Politiker und Rechtsanwalt, und der Theologe Friedrich Schorlemmer. Anfang März kommt ihr gemeinsames Buch „Was bleiben wird. Gespräche über ein schwieriges Land“ in den Handel.

Historische Einsichten

Einen Blick zurück werfen Dan Diner, Götz Aly, Jan Assmann sowie Tobias Ebbrecht-Hartmann in ihren neuen Werken. Der Historiker Dan Diner widmet sein am 2. März erscheinendes Buch der Vorgeschichte der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel vor 50 Jahren. Unter dem Titel „Rituelle Distanz. Israels deutsche Frage“ beleuchtet er die damalige Diskussion in Israel um den Umgang mit dem Land der Mörder. Einem speziellen Aspekt der deutsch-israelischen Geschichte widmet sich der Filmwissenschaftler Tobias Ebbrecht-Hartmann. Sein bereits im Dezember veröffentlichtes Buch „Übergänge: Passagen durch eine deutsch-israelische Filmgeschichte“ skizziert die gemeinsame Filmgeschichte. Die verschieden Facetten Jerusalems zeichnet Wolfgang Büscher in seinem Reisegeschichtsbuch „Ein Frühling in Jerusalem“ nach. Durch zahlreiche Begegnungen und Gespräche im jüdischen, arabischen und christlichen Viertel Jerusalems gewährt der Autor und Journalist tiefe Einblicke in die Geschichte und Gegenwart der Metropole. Noch weiter zurück reicht die Analyse „Exodus“ von Jan Assmann. Der emeritierte Professor für Ägyptologie spürt der Exodus-Erzählung bis ins alte Ägypten nach und beleuchtet ihren Einfluss bis zum heutigen Tage.

Das Lustige ernst genommen hat der langjährige ZEIT-Herausgeber Josef Joffe. Sein jüngstes Buch analysiert die Wirkungsweise des jüdischen Witzes. Der Band „Mach dich nicht so klein, du bist nicht so groß! Der jüdische Humor als Weisheit, Witz und Waffe“ erscheint am 9. März. Witzig geht es auch in Hellmuth Karaseks jüngstem Buch zu. Druckfrisch zum Messebeginn am 12. März veröffentlicht der Journalist seinen Titel „Das find ich aber gar nicht komisch. Geschichte in Witzen und Geschichten über Witze“.

Einen ernsteren Ton schlägt Eva Menasse ihrem am 9. Februar erscheinenden Essayband an. „Lieber aufgeregt als abgeklärt“ ist ein klares Plädoyer für die Einmischung von Schriftstellern in aktuelle politische Debatten.

Folgende Neuerscheinungen werden im Satellitenprogramm der Leipziger Buchmesse von Ausstellern und Partnern der Leipziger Buchmesse vorgestellt:

Sein Bild der aktuellen israelischen Gesellschaft zeichnet Ali Ghandtschi: In seiner Anthologie „Mein Israel – Juden und Palästinenser erzählen“ lässt der deutsch-iranische Fotograf moderat religiöse, orthodoxe, säkulare Israelis ebenso zu Wort kommen wie Zionisten und arabische Israelis.

Die Autorin und Journalistin Claire Hajaj wuchs in einer jüdisch-arabischen Familie in London und Kuwait auf. Ihr erster auf Deutsch vorliegender Roman „Ismaels Orangen“ (ab 16. März) dreht sich um ein jüdisch-arabisches Liebespaar, Salim und Judith, dass sich in den 60er Jahren in London kennen- und lieben lernt.

Seit seinem Erscheinen im Herbst des vergangenen Jahr sorgt der Roman „Das achte Leben (Für Brilka) von der aus der Georgien stammenden deutschen Schriftstellerin Nino Haratischwili für Aufsehen. Sie erzählt die Geschichte einer georgischen Familie vom Beginn des 20. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts.

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