Zwillinge.
Sie waren für ein gemeinsames Leben bestimmt.
Doch das Schicksal trennte sie.
"Bay, du fehlst mir so sehr", flüsterte sie in die Muschel. Aus dem Inneren tönte ein rauschender Gesang und erinnerte an eine Zeit, als Wasser und Land noch zusammengehörten. Wo auch immer an der Landoberfläche ihre Schwester nun war, sie musste sie finden – auch wenn es niemandem erlaubt war, die Stadt unter der Glaskugel zu verlassen.
Originaltitel: Atlantia |
Die Grundidee der Handlung
Da ein Überleben an der Oberfläche der Erde aufgrund der verpesteten Luft auf Dauer nicht mehr möglich ist, ist ein Teil der Menschheit in eine Stadt unter die Wasseroberfläche gezogen, während andere Oben bleiben mussten, um ihre Familie und Freunde in Atlantia zu versorgen. Diese Trennung liegt inzwischen viele Jahrzehnte zurück und ist für die Bewohner Atlantias zum Normalzustand geworden. Doch Rio zieht es nach Oben. Sie möchte die Sonne und die Sterne sehen. Es kommt jedoch alles anders als gedacht, als ihre Zwillingsschwester Bay nach Oben geht und Rio damit den Weg dorthin versperrt. Rio gibt nicht auf und sucht nach einem Weg, ihrer Schwester zu folgen. Was sie dabei aufdeckt, stellt alles bisherige Wissen rund um Atlantia auf den Kopf ...
Ally Condie hat mit "Atlantia" eine kurzweilige Dystopie geschaffen, die das Streben der Menschheit nach Macht und Herrschaft anschaulich beleuchtet.
Stil und Sprache
Rio erzählt dem Leser in erster Person Präsens ihre Geschichte. Der Erzählstil und die Sprache sind dabei von ihrem Charakter und ihren Gefühlen geprägt, was die Erzählung authentisch macht. Durch die Zeremonie, mit der das Buch beginnt, erfährt der Leser sogleich einiges Wissenswerte über die von Ally Condie geschaffene dystopische Welt, die in Unten und Oben gesplittet ist. Ein gelungener Einstieg, der es erleichtert, sich in der Geschichte zurechtzufinden. Bis es jedoch spannend wird, vergeht einige Zeit, denn die Handlung dümpelt nach Bays Fortgang lange Zeit vor sich hin, während Rio sich in ihren Überlegungen verliert, warum ihre Zwillingsschwester fortgegangen ist und wie sie ihr folgen kann.
Der Schreibstil ist leicht lesbar, dennoch nicht fade, sondern bildreich und eingängig: "Die Welle der Hoffnung, die ich im Tempel spürte, ist an der Küste der Erschöpfung und des Verlusts gebrochen." (Seite 52). Als Rio ihren Gedanken endlich Taten folgen lässt, schreitet die Geschichte deutlich temporeicher voran, während Rio sich in die Hände derjenigen begeben muss, der sie am wenigsten traut: ihrer Tante Maire. Doch erst als alles auf das Finale zustrebt, wird die Geschichte richtiggehend packend und lässt den Leser nicht mehr los.
Figuren
Rio lebt mit ihrer zweieiigen Zwillingsschwester Bay in Atlantia. Ihre Mutter ist vor sechs Monaten urplötzlich verstorben, der Vater schon eine ganze Weile tot. Sie haben nur noch sich selbst - umso härter trifft es Rio, als Bay sich am Tag der Zeremonie entscheidet, Atlantia zu verlassen und nach Oben zu gehen.
Nicht weniger überrascht ist True vom Fortgang seines besten Freundes Fen. True sucht daraufhin den Kontakt zu Rio, um gemeinsam mit ihr herauszufinden, warum Bay und Fen Atlantia verlassen haben, ohne mit jemandem darüber zu sprechen. Er wird für Rio ein guter Freund, der ihr hilft und sie unterstützt, wo er nur kann.
Nach einer anfänglichen Distanz lernt der Leser Rio und True zu mögen, begleitet sie gerne durch das Geschehen und nimmt Anteil an ihrem Schicksal. Die weiteren Figuren bleiben deutlich blasser, was sicherlich an der gewählten Erzählperspektive und Rios distanzierter Art liegt.
Aufmachung des Buches
Das orangefarbene Buch ist mit einem blauen Schutzumschlag versehen, auf dem der metallisch glänzende und geprägte Titel gut zur Geltung kommt. Das Cover ist thematisch passend, gleichzeitig aber nichtssagend gestaltet. Schade ist zudem, dass auf ein Lesebändchen verzichte wurde.
Fazit
"Atlantia" sorgt nach einem eher spannungsarmen Einstieg für kurzweilige Unterhaltung und überzeugt mit einem emotionalen und passend gewählten Ende. Lange im Gedächtnis bleiben wird diese Geschichte jedoch nicht, da sie über einen Durchschnittsroman nicht hinausragt.
Hinweise
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