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Kategorie: Geisteswissenschaften, Kunst und Musik

Winston Churchill (1874 - 1965) war einer der bedeutendsten Staatsmänner des 20. Jahrhunderts. Aber er war auch ein Universalgelehrter, dessen historische Werke ihm den Nobelpreis für Literatur einbrachten. In diesem kleinen Band ist er als eigensinniger und sehr persönlicher Essayist zu entdecken, der über zwei seiner Lieblingshobbys schreibt - das Lesen und das Malen. Ein Leben ohne Bücher war für Churchill undenkbar, aber das Lesen war für ihn kein Mittel zum Zweck, er vertrat die Auffassung, man solle sich dabei allein von seiner Lust und Laune lenken lassen. In der Malerei fand Churchill, der erst mit vierzig Jahren zu Pinsel und Palette griff, Trost und Stärkung. Er hatte seine eigene Welt gefunden, fernab vom Druck, dem er als Person des öffentlichen Lebens ausgesetzt war, eine Welt, von der er sagte: "Glücklich sind die Maler, denn sie sind niemals einsam".

 

Zum Zeitvertreib 

Originaltitel: Painting  as  a  Pastime
Autor: Winston Churchill
Übersetzer: Claus Sprick
Verlag: Hoffmann und Campe
Erschienen: Oktober 2014
ISBN: 978-3455405118
Seitenzahl: 62 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Winston Churchill war nicht nur ein bedeutender Politiker, sondern auch ein begeisterter Leser, Schriftsteller und Maler. Seine spätgefundene Leidenschaft besonders für das Letztere hat er in einem Essay begründet, welches unter dem Titel „Zum Zeitvertreib – Vom Lesen und Malen“ nun im Hoffmann und Campe Verlag erschienen ist. Der berühmte Staatsmann erläutert darin, warum ein Ausgleich gerade für vielbeschäftigte Personen von immenser Bedeutung ist und wie er darüber relativ spät in seinem Leben zum Malen kam. Die Gedanken dazu und insbesondere die Leidenschaft für das Thema werden auch Nicht-Maler überzeugen und sind somit für alle gleichermaßen interessant. Der ein oder andere Leser wird in Folge des Textes eventuell sogar selbst zu Pinsel und Leinwand greifen.

Der Schreibstil von Churchill gehört ganz eindeutig nicht zur leichten Unterhaltungsliteratur – er neigt hin und wieder deutlich zu Schachtelsätzen. Da er dafür aber sehr lebhaft und mit vielen individuellen Vergleichen schreibt, liest sich sein Essay trotzdem durchaus angenehm. So sind die 62 Seiten unterhaltsam und kurzweilig. Sie vermitteln die Leidenschaft für die Malerei, zeigen aber auch sehr viel zwischen den Zeilen über den Menschen Churchill. So vergleicht er zum Beispiel das Malen über mehrere Seiten sehr wortgewandt mit der Schlachtenführung in einem Krieg und immer wieder streut er auch Kommentare zu seiner eigenen Lebenssituation ein.

Mein einziger Kritikpunkt an „Zum Zeitvertreib – Vom Lesen und Malen“ ist die Tatsache, dass Gestaltung, Rückseite und Titel des Buches vermitteln, dass es auch um Churchills Leseleidenschaft geht. Das ist nicht der Fall, sie findet nur kurz zu Beginn Erwähnung. Stattdessen ist das Buch durch und durch eine Liebeserklärung an die Malerei – auch sehr schön, aber sicher nicht das, was jeder Leser erwarten würde.


Aufmachung des Buches
„Zum Zeitvertreib – Vom Lesen und Malen“ erschien als leinengebundenes Hardcover ohne Schutzumschlag. Das kleine Büchlein zeigt auf dem Cover ein gezeichnetes Bücherregal, der Titel ist auf einer weißen Mischpalette aus dem Malerbestand samt Pinsel dargestellt. Durch die einheitliche Farbwahl von schwarz, weiß und rot wirkt das Cover sehr stimmig, durch das Motiv absolut passend. Im Inneren wird die liebevolle Gestaltung durch festes, qualitativ hochwertiges Papier fortgesetzt. Sehr schön!


Fazit
Winston Churchill war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des zwanzigsten Jahrhunderts und „Zum Zeitvertreib – Vom Lesen und Malen“ gibt dem Leser die Möglichkeit, diese Persönlichkeit auf eine ganz andere, privatere Art kennen zu lernen. Unabhängig von seiner politischen Rolle kann man sich seine Gedanken zur Entschleunigung und zur Bedeutung von Hobbies gerade in unserer schnelllebigen Zeit wunderbar zu Herzen nehmen.


4 Sterne


Hinweise
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