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Gerade ist Anne Lise in ihre erste eigene Wohnung gezogen – Großstadt! Jungs! Yay! – doch das wilde Partyleben lässt auf sich warten. Denn Anne Lise ist schüchtern. So DERARTIG schüchtern, das es kaum auszuhalten ist. Vor allem ihr Freund Tore hält das keinen Tag länger aus … und geht. Und als ihre Eltern ihr dann auch noch den Unterhalt streichen, wird Anne Lise überraschend klar: Vielleicht kann man sein Leben doch nicht unsichtbar verbringen?

 

Zum Glueck bemerkt mich niemand dachte ich 

Originaltitel: Jeg blir heldigvis ikke lagt merke til
Autor: Liv Marit Weberg
Übersetzer: Hinrich Schmidt-Henkel
Verlag: Fischer Sauerländer
Erschienen: 02/2015
ISBN: 978-3-7373-5170-6
Seitenzahl: 223 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Anne Lise ist nicht nur extrem scheu, sondern auch mit einer mehr als seltsamen Lebensansicht gesegnet. Warum etwas planen und leben, wenn man sowieso irgendwann vom Krebs heimgesucht und getötet wird? Ihre ganz eigene Art erschwert die Beziehung zu Tore und macht ihr auch sonst das Leben nicht gerade einfacher. Erst als ihr Arbeitsplatz in einer Raststätte nach und nach zu einer Redaktion für eine besondere Zeitung wird, wendet sich das Blatt für Anne Lise.

Etwas derb, sehr ironisch und mit einem abgehackten Schreib- und Sprachstil hat Liv Marit Weberg ihren Roman in Worte gefasst.


Stil und Sprache
Der Schreibstil der Autorin ist mehr als nur gewöhnungsbedürftig: knapp, oftmals holprig und auf vielen Seiten fast schon unverschämt und beleidigend. An so mancher Stelle hat man das Gefühl, Liv Marit Weberg macht sich nicht nur über eine bestimmte Schicht der Gesellschaft lustig, sondern auch über eine bestimmte Art von Menschen. Ein Zug, der bei mir nicht sehr gut angekommen ist.

Der Roman ist so geschrieben, dass man als Leser das Gefühl hat, mit der Protagonistin an einem Tisch zu sitzen und von ihr ihre Geschichte erzählt zu bekommen. Keine schöne Geschichte übrigens. Die Ansichten der Hauptfigur sind sehr schräg, sie hat eine sehr verdrehte Sicht der Dinge, und ihre Sätze triefen nur so vor Ironie und Sarkasmus. Während einiger Passagen ist mir geistig regelrecht die Hand ausgerutscht, so empörend war das, was die Autorin, als auch Anne Lise dem Leser da zumuten. In Kombination mit einer deprimierenden Handlung war es nicht gerade einfach, den Titel zu Ende zu lesen. Liv Marit Weberg hat einen mehr als abstrakten Humor, der in Norwegen vielleicht gut ankommt, aber bei einem Leser aus dem Süden Europas nicht.


Figuren
Mit großen Beschreibungen hält sich die Autorin nicht lange auf – geht bei ihrem knappen Schreibstil auch gar nicht. Aber die wenigen Worte die sie verwendet, die lassen einen schnell erahnen, mit was für - zum Teil kranken -  Figuren man es hier zu tun hat. So introvertiert der eine Charakter ist, so extrovertiert ist der andere. Da rennt eine nackte Schwangere durch die Gegend und provoziert die Umstehenden, ein anderer versteckt sich hinter Dutzenden von Ratten und wieder ein anderer lacht bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit.

Anne Lise hat eine ganz genaue Vorstellung von ihrer  Zukunft: nämlich gar keine. Eigentlich wollte sie Entwicklungspolitik studieren, doch der Campus ist ungeplant großräumig und weil sie zu spät zum ersten Treffen kommt, beschließt sie, gar nicht erst hinzugehen. Was folgt ist eine makabere Folgereaktion, die dazu führt, dass sie überhaupt nicht studiert – zumindest nicht an der Uni, und zur Faulenzerin wird und auf Kosten des Staates daheim vor sich hingammelt.

Inga ist das krasse Gegenteil von Anne Lise. Wunderschön, klug und unglaublich extrovertiert. Mit ihrem Erscheinen in der Raststätte wird der berufliche Untergang der Protagonistin praktisch eingeläutet. War sie zu Beginn noch nett und fast schon nachsichtig mit Anne Lise, ändert sich ihr Verhalten schlagartig, als sie eine sehr unangenehme Entdeckung machen muss. Denn sie und Anne Lise haben eine Gemeinsamkeit: Tore.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch hat keinen Schutzumschlag und wirkt optisch, aufgrund der Farbwahl und Motivgestaltung, etwas verspielt. Rose, Hellblau und Weiß sind die beherrschenden Farben. Ein rosakariertes Windrad verdeckt das Gesicht der Frau, die in ihrem hellblauen Kleid hinter dem weißen Buchtitel fast verschwindet. Trotzdem wirkt der Titel einladend und gleichzeitig herrlich naiv.


Fazit
Ein Cover, das nicht zum Inhalt passt, eine merkwürdige Protagonistin und eine mehr als schräge Handlung. Wer das alles nicht mag, der sollte die Finger von diesem Titel lassen.


2 Sterne


Hinweise
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