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Kategorie: Ab 14 Jahre

Eine Liebe, die unter die Haut geht.
Eine Liebe, die manchmal schmerzt.
Die Liebe von Noah und Echo.

Echo war das beliebteste Mädchen der Schule. Bis zu jener Nacht, die ihr Leben für immer veränderte. Was damals wirklich passiert ist, weiß sie selbst nicht. Sie weiß nur eins: Alles soll wieder normal werden.

Noah ist der coole Draufgänger und berüchtigte Mädchenschwarm. Er hält sich nicht an Regeln und normal kennt er schon lange nicht mehr.

Echo und Noah haben nichts gemeinsam, ihre Vergangenheit steht zwischen ihnen. Und doch können sie nicht voneinander lassen ...

 

Noah und Echo 

Originaltitel: Pushing the limits
Autor: Katie McGarry
Übersetzer: Lisa-Maria Rust
Verlag: Oetinger
Erschienen:  20.02.2014
ISBN: 978-3789142727
Seitenzahl: 416 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Echo war einst die begehrteste und schönste Schülerin der Schule, die einen angesagten Freund und eine hippe Clique an ihrer Seite hatte, zudem eine intakte Familie und 1A-Noten vorweisen konnte. Mittlerweile wurde für Echos Mutter ein Kontaktverbot ausgesprochen, ihr Bruder ist im Krieg gefallen und die 18-jährige selbst ist in psychiatrischer Behandlung, weil eine Nacht, die aus ihrem Gedächtnis komplett gelöscht ist, nur hässliche Narben an ihren Armen und tägliche Albträume übrig ließ. In ihrer Therapieakte steht die Wahrheit, mit der sie, wie sie hofft, das dunkle Loch in ihrem Kopf füllen kann. Ihr Mitschüler Noah vom verpönten „Kiffer-Tisch“ ist bei der gleichen Therapeutin und ebenfalls stark daran interessiert, seine Akte verbotenerweise einzusehen, um im Sorgerechtsstreit um seine Brüder einen Schritt voraus zu sein. Das gemeinsame Ziel bringt sie einander näher und lässt sie für kurze Zeit die schwierige Vergangenheit vergessen, doch für wie lange?

Katie McGarry hat mit dem ungewöhnlichen Geheimnis um Echos verheerende Nacht und der Tiefe in Bezug auf die Seelenprobleme ihrer Hauptcharaktere die Kurve gekriegt, sodass die abgedroschene Konstellation von der schönen Lieblingsschülerin und dem rebellischen Schulschwänzer gar nicht negativ gezählt und sogar mit Elementen eines Thrillers das Potenzial gesteigert wird.


Stil und Sprache
Als Ich-Erzähler in der Vergangenheitsform bekommen sowohl Noah als auch Echo jeweils abwechselnd pro Kapitel das Wort zugeteilt und berichten von dem Geschehen, sodass am Ende ihr Anteil an dem Erzählen in etwa 50/50 ist und kleine Wendepunkte fast zeitgleich, aber aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Obwohl die Szenen ungefähr ausbalanciert sind, würde ich trotzdem sagen, dass Echo eindeutig mehr Spielraum in der Handlung zugeordnet wurde und präsenter für den Leser war. Dies kann aber auch daran liegen, weil mir Noahs Hauptproblem, nämlich sein Plan, seine kleinen Brüder zu adoptieren und ohne Ausbildung und festen Job großzuziehen, wie eine gut gemeinte Hoffnung vorkam, den ich nicht ernst nehmen konnte und wusste, dass es sich im Sande verlaufen wird. Echo dagegen war mit ihrer zerbrochenen Innenwelt und regelmäßigen Panikattacken, die sie in ihren Passagen extrem eindringlich beschrieb, glaubwürdiger. Sie war auch ein großer Kick für den Spannungsverlauf, da ihre Gedanken durchaus den Schluss zuließen, dass der Teenager nun komplett zerbrach und sich in den Selbstmord flüchtet. Dagegen bestand bei Noah „nur“ die Gefahr, dass er eine Dummheit begeht, die ihm das Besuchsrecht entzieht.

Das On-Off-Liebespaar wurde prima mit unterschiedlichen Gesprächsführungen, beispielsweise bei der Therapeutin mit Nerven wie Drahtseilen, charakterisiert. Noah liebt es, mit Schimpfwörtern (meistens dem sch****-Fluch) um sich zu werfen, wenn er in Rage ist, während Echo ihre Manieren nur selten vergisst. Die häufigen Stimmungswechsel, die sich in Gedanken wie „Ich bin nicht gut genug für sie/ihn“ zementieren, empfinde ich in jedem Genre meistens als störend und so war es auch bei diesem Roman. Diese lästigen Zwischensequenzen hätten für meinen Geschmack gerne mit mehr Momenten der Zweisamkeit in romantischer, erotischer oder ähnlicher Weise gefüllt werden können.


Figuren
Mit ihrem Debüt hat die Autorin mit Noah und Echo zwei starke Persönlichkeiten geschaffen, die sich bis zur letzten Seite stetig weiterentwickeln. Die verunsicherte und in sich gekehrte Rothaarige war ein Ebenbild für den unsanften Aufprall am Ende der Beliebtheitsskala unter Mitschülerin, wenn man sich nicht an die unsichtbaren Regeln hält und in deren Augen „anders“ ist. Lediglich ihre Freundin Lila, die Echo selbst als „gute Fee“ bezeichnet, steht während des ganzen Dilemmas zu ihr, obwohl der Rest der Lästerschwestern nur über ihren neuen Kleidungsstil mit langen Ärmeln rätselt. Der Schmerz über die Ausgrenzung spricht ihr aus jeder Pore und ein Zitat spiegelt wieder, dass wenigstens noch ihre eigene Einschätzung goldrichtig funktioniert: „Ich war eine zerbrochene Vase, und die strenge Kontrolle meines Vaters war der Kleber.“ (S. 404). Ihr Kampf, sich wieder an das Verdrängte jener Nacht zu erinnern, um wieder zur Normalität zu gelangen, machen es beinahe unmöglich, nicht mit ihr zu leiden und sie ins Herz zu schließen. Wenngleich sie in ihrer Verzweiflung den Respekt gegenüber ihrem Vater und der Stiefmutter verliert, wirkt es mehr wie eine Wut gegen sich selbst und keine geplante Gemeinheit gegen Dritte, sodass mir Echos Reaktionen verständlich und nichtsdestotrotz sogar sympathisch erschienen.

Bei Noah brauchte ich dagegen eine längere Phase, um den „Traumboy“ auch als solchen zu sehen. Sein Umfeld, allen voran die zickige Beth, waren Auslöser, um Noah als Anführer des „Kiffer-Tisches“ erst einmal skeptisch zu betrachten. Hier waren es auch wieder die eingestreuten Hintergründe, warum er sich so „cool“ und reserviert verhält, die dazu führten, ihm eine zweite Chance zu geben. In Momenten mit seinen kleinen Brüdern zeigt er nämlich erst sein wahres Gesicht und vergisst seine ehrgeizigen Pläne, die Erwachsenen und ihre Gesetze und Vorschriften mit Füßen zu treten. Die unschuldigen Kinder waren mit ihrer eingeschränkten Unbekümmertheit und dem übersprudelnden Glück bei den Besuchen von Noah herzerfrischende kleine Verschnaufpausen von dem Drama, was im folgenden Zitat gut eingefangen wird: „Sie fanden es cool, dass ein Erwachsener Buntstifte genauso gern mochte wie sie.“ (S. 412) .


Aufmachung des Buches
Mit den roten, wild umherfliegenden Haaren und dem sehr hellen Hautton, was eine gewisse Zerbrechlichkeit suggeriert, hat das Covermädchen eine gute Ähnlichkeit zu der von Echo, wie wir sie im Roman kennenlernen. Ihre verdeckten Augen geben der gebundenen Ausgabe einen Hauch von einem Pychothriller, was zum Inhalt passt. Auf der Rückseite ist außerdem ein nachdenklich aussehender junger Mann abgebildet, der für mein Empfinden allerdings zu reif und erwachsen für den männlichen Protagonisten aussieht. Anstatt Zahlen oder Überschriften beginnt jedes neue Kapitel mit dem Namen des jeweiligen Ich-Erzählers in der gleichen Schriftart wie im Titel.


Fazit
Die Autorin hat es geschafft, ein Highschool-Pärchen aus dem schnöden Trott der längst bekannten Teenie- und Alltagsproblemen herauszuheben und die Geschichte somit auch für Leser außerhalb der Zielgruppe spannend zu machen.


4 5 Sterne


Hinweise
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