Luc Vernon arbeitet in der Kanzlei seines Vaters, der in ein mysteriöses Koma gefallen ist. In dessen Büro findet er einen Schlüssel, der eine Büchse der Pandora aus Mord und Habgier öffnet. Besteht eine Verbindung zwischen einer Zeichnung aus dem 16. Jahrhundert im Tresor des Vaters und den Zeichen, die eine unbekannte Schöne nach einem One-Night-Stand mit dem Messer auf Lucs Körper hinterlassen hat? Von Europa aus dringt Luc in die Unterwelt New Yorks und schließlich ins grüne Herz Amazoniens ein, wobei er schnell vom Jäger zum Gejagten wird.
Autor: Olivier Descosse Verlag: blanvalet Erschienen: 04/2009 ISBN: 978-3-442-37070-2 Seitenzahl: 542 Seiten |
Die Grundidee der Handlung
Luc Vernon ist ein erfolgreicher Anwalt. Er arbeitet in der Sozietät seines Vaters, Charles Vernon, der stets kalt und abweisend zu seinem Sohn ist. Doch sein Leben gerät aus den Fugen, als Charles eines Tages in ein mysteriöses Koma fällt, ausgelöst durch einen unbekannten Erreger, der den Ärzten Rätsel aufgibt. Als auch noch der Butler seines Vaters ermordet und grausam verstümmelt in dessen Schlafzimmer gefunden wird, geht die Polizei von der Tat einer kabbalistischen Sekte aus, während Luc den Grund für den Mord in der Arbeit seines Vaters vermutet. Er will dem Geheimnis seines Vaters auf die Spur kommen, der in einen obskuren Kunsthandel verstrickt zu sein scheint, und die faszinierende Frau wieder finden, mit der er eine schicksalhafte Nacht verbrachte. Auf dieser Suche wird er schnell vom Jäger zum Gejagten. Er muss es mit zwielichtigen Bankiers, untergetauchten Altnazis und blutrünstigen Kabbalisten aufnehmen, die alle hinter einem mythenumrankten Bilderzyklus her sind. Dabei erfährt er am eigenen Leib: Wer die Zeichnungen in Händen hält, muss Meister einer besonderen Kunst sein: nämlich der, am Leben zu bleiben.
Stil und Sprache
Der Autor lässt die Geschichte gemächlich angehen. Im ersten Kapitel wird der Protagonist Luc Vernon an seinem Arbeitsplatz, dem Gerichtssaal, vorgestellt. Es gibt erste Einblicke in die Beziehung zu seinem Vater und dann, zum Ende des Kapitels, platzt die Bombe und es geht Knall auf Fall. Die Spannung steigt, durch eine einzige Textmitteilung auf Lucs Handy, von Null auf Hundert. Luc wird durch das Koma seines Vaters in eine Geschichte hineinkatapultiert, die er sich so niemals hätte vorstellen können. Durch die Erzählweise in der 3. Person aus Sicht von Luc ist der Leser immer mit von der Partie. Er weiß nicht mehr und auch nicht weniger als Luc selber und der weiß eigentlich auch nichts. Die ganze Angelegenheit trifft ihn völlig unvorbereitet. Klar hat sein Vater sich schon immer für Kunst interessiert, aber seit wann ist er im Kunsthandel tätig und warum gibt es die verschiedenen Pässe mit seinem Foto, aber mit unterschiedlichen Namen? Der Leser steht genau so wie Luc vor jeder Menge Rätseln und jede Handlung von Luc wirft neue Rätsel auf. Das macht die ungeheure Spannung dieses Buches aus. Luc und der Leser kommen nicht zum Luftholen. Genau so sollte ein Thriller sein.
Nach ca. 2/3 des Buches ist Zeit durchzuatmen. Das Geheimnis des Vaters scheint für Luc gelöst. Aber: weit gefehlt. Es ergibt sich ein neuer Ansatz und die Spannung steigt erneut, diesmal allerdings in eine Richtung, die mir ein wenig abgegriffen erscheint. Trotz dieser nicht ganz neuen Idee, gelingt es dem Autor, die Spannung bis zum grandiosen Finale noch einmal gehörig anzuziehen. Das große Show-down im Urwald ist so spannend geschrieben, dass ich das Buch wirklich nicht aus der Hand legen konnte und wollte.
Die Sprache des Autors ist klar und gut verständlich. Die Sätze sind nicht übermäßig lang, sondern eher kurz und prägnant. Seine Ortsbeschreibungen, etwa, wenn Luc sich durch Paris bewegt, kann man als Leser gut mitverfolgen.
Figuren
Die Hauptfigur dieses Thrillers ist der Rechtsanwalt Luc Vernon. Er ist mit einem ausführlichen und gut nachvollziehbaren Lebenslauf ausgestattet. Die Beziehung zu seinem Vater ist mehr als schwierig. Hierzu gibt es zahlreiche Rückblenden, an denen der Leser mitverfolgen kann, wie die Beziehung zwischen Vater und Sohn letztendlich so geworden ist, wie sie ist. Dieses Vater-Sohn-Verhältnis ist ein wichtiger Bestandteil der Geschichte und der Autor hat es gut verstanden, dieses dem Leser nahe zu bringen, ohne dass die Spannung darunter leidet. Im Laufe der Handlung verändert sich Lucs Sicht auf dieses Verhältnis. Auch das hat der Autor gut und nachvollziehbar dargestellt. Der Leser hat keine Schwierigkeiten, sich mit Luc zu identifizieren. Luc gerät im Laufe der Geschichte an seine Grenzen, auch im körperlichen Sinne und es ist interessant zu verfolgen, wie er sich wandelt. Zum Schluss, im Urwald, ist er zu Dingen fähig, da hätten er und der Leser zu Beginn der Geschichte im Traum nicht dran gedacht. Das alles macht ihn zu einer sehr sympathischen Figur.
Der Vater, Charles Vernon, ist, obwohl im Koma liegend, immer präsent. Allein durch Lucs Erinnerungen bekommt der Leser ein vollständiges Bild von diesem Mann. Schnell wird klar, so einen Vater hätte niemand gerne.
Eine Figur darf in so einem Thriller natürlich nicht fehlen: die geheimnisvolle Schöne. Diese Schöne ist wirklich sehr geheimnisvoll und macht gleich zu Beginn der Geschichte ein paar ziemlich merkwürdige Dinge. Neben der Sache mit seinem Vater muss Luc auch noch versuchen, diese Frau wieder zu finden. Ihre Motive bleiben zunächst sehr im Dunkeln und erst nach und nach kommt Licht in die Angelegenheit und manches sieht jetzt doch ganz anders aus. Auch ihre Motive lassen sich gut nachvollziehen.
Keine der Figuren wirkt blass oder unausgegoren und keine ist nur schwarz oder weiß. Bei allen zeigen sich Ecken und Kanten.
Die Nebenfiguren, es gibt nicht allzu viele, sind ebenfalls gut ausgearbeitet. Der Leser erfährt über sie gerade so viel, wie er wissen muss und das ist vollkommen ausreichend.
Aufmachung des Buches
„Verflucht sei dein Name“ liegt als Taschenbuch vor. Das Cover ist in verschiedenen Grüntönen gehalten und zeigt eine Art Karte. Auf dem matten Untergrund stehen Titel und Name des Autors in glänzenden Buchstaben. Auf der fast einfarbig dunkelgrünen Rückseite befindet sich eine kurze Inhaltsangabe, die direkt Lust aufs Lesen macht. Einzig mit dem deutschen Titel komme ich nicht so ganz klar. Ich habe nicht wirklich verstanden, wer jetzt wessen Namen verflucht. Der Titel der französischen Originalausgabe ("L'Ordre Noir") passt vom Sinn her sicherlich besser.
Der Text ist in drei Teile, die jeweils eine kurze Überschrift tragen, und einen Epilog eingeteilt. Insgesamt gibt es 93 Kapitel. Diese große Anzahl von Kapiteln erhöht natürlich das Lesetempo noch mal zusätzlich.
Einige im Text benutzte Abkürzungen und Ausdrücke werden in Fußnoten erklärt. Das finde ich sehr hilfreich, denn ich hätte jetzt nicht auf Anhieb gewusst, dass mit „NYU“ die „New York University“ gemeint ist, auch wenn das im Nachhinein eigentlich logisch erscheint.
Fazit
Dieses Buch trägt die Bezeichnung „Thriller“ zu Recht. Mit atemloser Spannung hetzt der Leser zusammen mit Luc Vernon durch dieses Buch. Auch wenn der Ansatz, den der Autor im letzten Drittel des Buches gefunden hat, nicht ganz neu ist, so ist er doch unheimlich spannend dargestellt. Wer einen echten page-turner sucht, ist bei „Verflucht sei dein Name“ genau richtig.
Hinweise
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