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Kategorie: Fantasy

“Aus Kämpfen, die fünf Minuten dauern, entstehen Legenden, die tausend Jahre lang leben.” - Roland Deschain, der letzte Revolvermann

Stephen Kings Saga Der Dunkle Turm fasziniert die Leser seit über 30 Jahren. Last Shots, der elfte Band der epischen Graphic Novel, versammelt drei völlig neue Geschichten aus Mittwelt, die uns mitunter bis nach Endwelt führen und von großen und kleinen Helden und sagenumwobenen Taten erzählen, von riesigen Wölfen und geisterhaften Wiedergängern berichten, glückliche Fügungen und beklemmende Albträume schildern ...

 

Der Dunkle Turm Last Shots 

Originaltitel: The Dark Tower: The Gunslinger – Last Shot
Autor: Robin Furth, Peter David
Übersetzer: Oliver Hoffmann
Illustration: Richard Isanove
Verlag: Panini Comics
Erschienen: Oktober 2013
ISBN: 978-3-86201-798-0
Seitenzahl: 136 Seiten
Altersgruppe: Jugendliche und Erwachsene

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Die Grundidee der Handlung

Last Shots ist ein aus drei Kurzgeschichten bestehender Abschlussband der Graphic Novel Reihe zum Romanepos von Stephen Kings Der Dunkle Turm. In der ersten erzählt Sheemie von Hambry, wie es ihn in das Devar-Toi des Scharlachroten Königs verschlagen hat. Die zweite handelt von Träumen an seine Jugend, die Roland von Gilead bei der Verfolgung des Mannes in Schwarz hat. Und die dritte beschreibt den Fall von Lord Perth, einer mysteriösen Aussage im Roman Tot entsprechend.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Obwohl seit dem ersten Teil der Graphic Novel Reihe zum Dunklen Turm verschiedene Illustratoren und Koloristen mitgewirkt haben, ist ihnen doch eines gemein: ihnen allen gelang es, bis auf Abweichungen in feinen Nuancen, den grafischen Stil beizubehalten, der zum Markenzeichen dieser Reihe wurde. Den vorliegenden Band hat wieder Richard Isanove gezeichnet, der bereits mehrere Alben für die Serie entworfen und schon am ersten beteiligt war. So ist Last Shots klar von ihm geprägt und weist einen hohen Wiedererkennungswert auf: satte, aber nie knallige Farben, hohe Kontraste, tiefe Schatten – gelegentlich mit fleckig-krisseligen Schwärzen – und dunstig verhangene Landschaftszeichnungen, gepaart mit hoher Detailkraft.

Das Album beginnt mit „Sheemies Geschichte“ im Devar-Toi von Donnerschlag. Erzählt wird aus seiner Sicht, und an den Formulierungen der Erzähltexte ist authentisch abzulesen, dass Sheemie geistig etwas zurückgeblieben ist. Das Brechen der Balken, zu dem die Bewohner des Devar-Toi vom Scharlachroten König an diesem Ort versammelt wurden, wird mittels geisterhafter Monster visualisiert, die über dem Studiensaaal aufsteigen. Bewacht werden die Insassen von den Schergen des Königs, die – wie im Roman Der Turm - aus „niederen Männern“ und Taheen bestehen, die zeichnerisch deutlich von den Menschen abgegrenzt sind: die „niederen Männer“ mit pechschwarzen Augen und dem typischen Mal auf der Stirn, die Taheen als Wesen von menschenähnlicher Statur mit Tierköpfen. Düster und von seiner Gerissenheit und Bösartigkeit ist Waalter O'Dimm, der Mann in Schwarz, umgesetzt. Sheemie selbst wird, vermutlich zum Zeichen seiner Andersartigkeit, mit einer Hasenscharte gezeichnet. Ähnlich schaut es bei den Illustrationen aus: teilweise in dem typischen Serienstil angefertigt, werden sie von abwechslungsreichen Grafiken unterbrochen, die gelegentlich kindliche oder mittelalterlich anmutende Formen annehmen, oder sich bei Träumen, Visionen und in mystischen Szenen prägnant vom übrigen Stil abgrenzen. Diese erste Geschichte ist zunehmend stark von unwirklichen Bildern und Entwicklungen geprägt, die die Entstehung des Turms, der Balken und Welten aus der Prim sowie dem Bestreben, dies alles zu vernichten, darstellen.

Die zweite Kurzgeschichte entspricht überwiegend dem klaren Stil der Graphic Novel, wobei die Szenen des älteren Rolands weicher und weniger detailliert erscheinen. Bei einer Vision, die Sheemie erlebt, wird der Look weicher, ist etwas weniger reich an Einzelheiten als sonst erstellt und vermutlich mit Aquarellfarben koloriert. Die Bildfolge und -größe ist dabei sehr verschieden und den Inhalten angepasst. Kämpfe werden von Soundwords und Feuerstößen aus den Schusswaffen begleitet, entfalten aber ganz ohne Speedlines Dynamik.

Die dritte Geschichte um Lord Perth ist im Vergleich zu den beiden übrigen sehr kurz und entspricht einer mittweltlichen Version von David und Goliath. Das Setting, welches lange nach dem Vernichtungskrieg der Alten spielt, ist mittelalterlich und zugleich apokalyptisch und entspricht Stephen Kings Vorstellungen von Mittwelt. So wundert es nicht, dass die Menschen in altertümlichen Burgen und Festungen leben und zugleich in der Armee von Lord Perth Panzer – Relikte aus der Zeit der Alten – existieren. Überraschend ist jedoch, dass die Offiziere Lord Perths Uniformen und Schwerter wie römische Zenturien tragen, vermutlich in Anlehnung an die in der Antike spielende Sage von David gegen Goliath. Perth trägt einen martialischen und zwischen römischem Reich und Mittelalter anzusiedelnden Brustpanzer, während seine Haartracht an mongolische Krieger erinnert. Er ist ein Hüne, ja ein Riese von Mann und überragt seine Soldaten deutlich. Ihm gegenüber schaut der 14jährige Arthur Eld – drahtig gebaut, mit schwarzbraunem Haar – klein und unbedeutend aus, insbesondere mit der mittelalterlichen Kluft eines Schafhirten. Der Kampf zwischen den beiden Kontrahenten kommt erneut ohne Speedlines aus, hier schafft Isanove erneut Dynamik allein über seine Bilder. Anleihen hat der Zeichner zudem beim Herrn der Ringe genommen, ist doch ein Merkmal von Perths Armee, dass sie auf riesigen, gesattelten Wölfen reiten. Die Geschichte endet mit einem wunderschönen, kraftvollen und zweiseitigen Bild Rolands am Rosenfeld vor dem Dunklen Turm.


Aufmachung des Comics
Der Gestaltung der Serie entsprechend ist auch dieses Comicalbum als Klappenbroschur im Softcover aufgemacht. Das Cover deutet den ungleichen Kampf Arthur Elds gegen Lord Perth aus der dritten Kurzgeschichte an.

Das Album wird durch Vorworte von Ralph Macchio und Richard Isanove eröffnet. Im Anschluss an die Kurzgeschichten finden sich fünf ganzseitige Coverbilder, die Isanove erstellt hat.


Fazit
Die drei Kurzgeschichten sind ein Muss für Fans von Stephen Kings meisterhaftem Epos und verleihen den Ereignissen in Mittwelt einmal mehr Substanz, ergänzen die Romane vorzüglich. Schade, dass nun wirklich der Abschlussband vorliegt.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 6: Die Reise beginnt
Band 7: Die Kleinen Schwestern von Eluria
Band 8: Die Schlacht von Tull
Band 9: Die Zwischenstation
Band 10: Der Mann in Schwarz