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Kategorie: Thriller

Flieh, wohin du willst. Mir entkommst du nicht.

Ein jugendlicher Ausreißer wurde ermordet. Zu Tode gefoltert. Verstümmelt. Kriminalhauptkommissar Georg Stadler bittet die Psychologin Liz Montario um Hilfe, die darauf spezialisiert ist, Botschaften von Mördern zu analysieren. Denn auch dieser Täter scheint den Ermittlern etwas sagen zu wollen: In der Kehle des Toten findet sich eine Nachricht, auf Zeitungspapier geschrieben. Und Stadler bekommt per Post einen abgetrennten Finger zugeschickt. Noch bevor das Team die Worte entschlüsseln kann, verschwindet ein junges Mädchen, das per Anhalter unterwegs war …

 

Wer nicht hoeren will 

Autor: Karen Sander
Verlag: rowohlt
Erschienen: 10/2014
ISBN: 978-3499243554
Seitenzahl: 400 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Nach dem katastrophalen Ende des letzten Falles ist Liz Montario nach England gegangen, arbeitet dort als Spezialistin für Täterbotschaften. Georg Stadler und seine Teamkollegin Birgit Clarenberg mussten sich trennen, Birgit bildet nun ein Team mit Miguel Rodriguez. Die drei kommen erst wieder zusammen, als Birgit und Miguel zum Fundort einer Leiche gerufen werden, der ein Finger fehlt, und Georg mit der Post ein abgetrennter Finger geschickt wird. Bei ihren Ermittlungen stoßen die Beamten auf zwei alte Fälle, die ähnlich gelagert sind, und so suchen sie schon bald nach einem Serienmörder. Dass der viel näher dran ist als gedacht, merken die Ermittler aber erst sehr spät …

Karen Sander hat zum Glück einige Fallstricke ihres ersten Bandes der Reihe vermieden. So spoilert nicht schon der Titel derart, dass man praktisch sofort weiß, was Sache ist, und ihre Akteure agieren auch nicht mehr so ungeschickt. Die Idee hinter dem Ganzen ist nicht ganz neu, hat aber einige Variationen zu bieten, die dem Thriller eine gewisse Würze verleihen.


Stil und Sprache
Auch hier hat sich einiges getan: Die Autorin nimmt etwas Abstand von allzu theatralisch klingenden Bildern, ihre Sprache wirkt insgesamt normaler, alltäglicher und passt so deutlich besser zu den handelnden Personen. Kurze, teilweise sehr kurze Kapitel schildern aus wechselnden Perspektiven das Geschehen und erzeugen so von Anfang an ein hohes Tempo. Und es gelingt der Autorin dieses Mal, dieses Tempo und die Spannung auch zu halten, sehr gelungen!

Zumindest am Rande spielen auch die Beziehungen der Akteure untereinander eine Rolle und erklären einiges, ohne zu viel Raum einzunehmen. Gut so, denn zum einen kann man so seinen Ermittlern als Leser näher kommen, zum anderen greift die private Geschichte nicht zu sehr um sich und unterstreicht die Atmosphäre, statt sie zu bestimmen.

Spannung ist das eine, logisch muss die Geschichte aber auch sein - und auch das gelingt Karen Sander dieses Mal deutlich besser. Statt den Kopf zu schütteln über naive Polizisten kann der Leser mitfiebern bis zum Schluss, wo ein rasantes Finale wartet.


Figuren
Georg Stadler kennt man ja nun schon ein bisschen, in diesem Band erklärt sich aber nun auch ein Teil seiner Vergangenheit, so dass man seine Beweggründe und Motive besser erfassen kann. Das macht ihn ebenso sympathisch wie seine Kollegin Birgit, die – im Gegensatz zu so mancher Ermittlerin aus den USA – weder atemberaubend schön ist noch an jeder Ecke einen Mann aufgabelt. Sie ist in ihrer Normalität einfach sympathisch, vor allem ihre zurückhaltende Annäherung an ihren neuen Kollegen Miguel lässt sie absolut authentisch rüberkommen.

Liz Montario bekommt in diesem Teil der Reihe etwas weniger Raum, aber auch sie nimmt den Leser sofort für sich ein. Trotz ihrer großen Kompetenz hält sie sich nicht für unfehlbar, hat immer wieder Zweifel an ihrer Einschätzung und zieht so auch die Sympathien auf sich. Miguel Rodriguez ist zunächst ein recht unbeschriebenes Blatt, entwickelt sich aber im Laufe der Handlung deutlich weiter, aus ihm wird bestimmt noch etwas!

Es gibt außerdem unzählige Nebenfiguren, die gar nicht alle für den Fall wichtig sind, dennoch hat sich Karen Sander auch mit ihnen viel Mühe gegeben. Schön!


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist in seiner Gestaltung dem ersten Band nachempfunden und zeigt auf dem Cover ein Stück strukturierten Stoff, das augenscheinlich ein menschliches Ohr bedeckt. Quer über das Ohr hinweg ist ein Riss im Stoff mit blutrotem Faden grob vernäht. Innen sind die Kapitel mit Datum und Uhrzeit versehen und sehr kurz gehalten.


Fazit
Eine deutliche Steigerung zum ersten Band der Reihe! Spannend zu lesen, rasant und mit wesentlich besser ausgearbeiteten Charakteren, also durchaus empfehlenswert.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Schwesterlein, komm stirb mit mir