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Ägypten 1862
Ein Jahrhundertbauwerk, eine politische Intrige und zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Er nennt sie Malak, seinen Engel, für sie ist er nur ein wilder Barbar.

Nach einem kriegerischen Beduinen-Überfall strandet die junge britische Mathematikerin Hazel Fairchild im Harem von Scheich Djamal. Mit spitzer Zunge und Sarkasmus wehrt sie sich dagegen zu sehen, dass Djamal und sie womöglich mehr gemeinsam haben, als sie glauben möchte. Doch wie soll sie einem Mann widerstehen, der ihr mit mehr Leidenschaft und Respekt begegnet, als jeder andere Mensch zuvor? Längst schon ist eine Intrige im Serail im Gange. Wird es ihnen gelingen, ihre Liebe zu retten, oder siegt am Ende die Politik?

 

Die Rose von Suez 

Autor: Kim Henry
Verlag: Sieben Verlag
Erschienen: 11/2014
ISBN: 978-3-864434-67-9
Seitenzahl: 324 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Hazel Fairchild musste ihrem Vater lange in den Ohren liegen, ehe dieser sie in das weit entfernte Ägypten mitreisen ließ. Ein Beschluss, der für Hazel zum gefährlichen Abenteuer wird, als eine Gruppe Beduinen das Camp überfallen und sie entführen. Eine Entführung, die vor den Toren von Scheich Djamals Wüstenpalast ein schnelles Ende findet. Doch der Scheich bringt sie nicht, wie von Hazel gedacht, zurück nach Kairo, sondern lässt sie in seinen Harem bringen – und macht sie somit zur verhassten Ungläubigen. Heimweh zehrt an ihr, und auch die herrliche Rosenpracht auf den Dächern des Palastes kann ihren Schmerz und ihre Sehnsucht nach Zuhause nur unmerklich lindern. Für den Scheich ist es einerseits qualvoll mit ansehen zu müssen, wie seine Malak, vor seinen Augen mehr und mehr dahin vegetiert, andererseits kann er sie aber auch nicht gehen lassen, hat er doch schon längst sein Herz an sie verloren …

Farbenprächtig, schillernd und etwas opulent hat das Autorinnenduo Corinna Vexborg und Nicole Wellermin mit Die Rose von Suez reale Geschichte einmal etwas anders verpackt.


Stil und Sprache
Der Bau des Suez Kanals und die Lebensweise der Beduinen bilden den Hintergrund für diesen Roman. Schauplatz der Handlung ist die Wüste mit all ihrer Faszination, ihren Geheimnissen und ihrer unendlichen Weite. Mittendrin eine Frau, die, entgegen aller Konventionen, sich ihren Platz in einer von Männern dominierten Welt erkämpft und behauptet. Kein leichtes Unterfangen, spielt die Geschichte doch im Jahre 1862 und da sind Frauen nur dazu da, verheiratet zu werden und Kinder in die Welt zu setzen. Intelligenz, Abenteuerlust und Wissensdurst sind da alles andere als erwünscht oder gar gefragt.

Im personalen Erzählstil, mal durch Hazel und mal durch Djamal, erlebt der Leser die geheimnisvolle und fremdartig erscheinende Welt eines Orientalischen Harems. Erfährt die Gedanken und Überlegungen von Hazel und Djamal und darf sich nicht nur an einer Stelle fragen, was diese Szene oder gar diese denn eigentlich bedeuten sollte. Denn in Die Rose von Suez prallen Welten aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Schreib- und Wortstil ist sanft und feinfühlig, auch wenn es so manche blutige und brutale Szene gibt. An einigen Stellen greifen die Autorinnen dann auch noch so richtig tief in die Klischeekiste und es wird fast ein bisschen zu viel des Guten. Weniger bis gar kein Kitsch wäre hier eindeutig mehr gewesen. Überhaupt ist die Handlung sehr vorhersehbar und hält so gut wie keine Wendungen oder gar Überraschungen für den Leser parat. Eine Tatsache, die viele relevanten Fragen offen lässt, nebensächliche dafür so ganz nebenbei beantwortet und einen vielversprechenden Plot zu einem Durchschnittsroman macht.


Figuren
Keine Frage, Corinna Vexborg und Nicole Wellermin verstehen es, starke Charaktere in Worte zu fassen. Das Frauenbild von 1862 unterscheidet sich von dem der heutigen Zeit, zumindest was den Westen angeht, doch sehr. Und die beiden Autorinnen bedienen sich genüsslich an all den Regeln – moralischen wie gesellschaftlichen – denen sich eine Frau der damaligen Zeit, egal in welchem Land, ausgesetzt sah. Selbst die Nebenfiguren werden in diesem Schema aufgeteilt und wer meint, das Leben in einem Harem sei einfach, der denkt hier ganz schnell anders.

Hazel ist eine junge, hochintelligente und selbstbewusste Frau aus England, die in ihrem Leben nichts mehr will, als ihrem Vater zu beweisen, dass sie genauso gut und hilfreich wie ein Junge sein kann. Nur ihrer Liebe zur Mathematik hat sie es zu verdanken, dass ihr Vater sie überhaupt bemerkt, teilt sie doch damit dessen Leidenschaft. Umso schockierter und gedemütigter ist sie, als sie feststellen muss, dass genau diese Dinge bei Scheich Djamal nicht gefragt sind. Sicher, sie fordert ihn heraus und er genießt das, doch bitte nur hinter den Mauern seiner ganz privaten Gemächern. Offen im Garten sind solche Ausbrüche nicht erwünscht. Wer sich daran nicht hält, den zwingt der Scheich auf den Boden und eine öffentliche Demütigung ist das grausamste, was Hazel je erlebt hat.

Obwohl sie nur wenige Auftritte hat und diese meist auch nicht sehr lange sind, so hat mich eine Figur doch ganz besonders beeindruckt: Nuur, die Mutter von Scheich Djamal. Mit richtigem Namen heißt sie Lady Elizabeth Whiteley, und sie versteht es wie keine andere Person in diesem Roman, die Welt von beiden Seiten aus zu betrachten. Als geborene Engländerin sind ihr beide Welten vertraut und ihre Denkweise, ihre Fragen und ihr Wissen machen sie zu etwas Besonderem. Sie strahlt eine Stärke und Ruhe aus, weiß über alles im Palast Bescheid und zieht ihre Stränge im Verborgenen. Und obwohl auch sie eine Ungläubige ist, so hat sie innerhalb der Palastmauern doch mehr Macht als alle Haremsdamen zusammen – ist sie doch die Einzige, die entscheiden darf, ob und wann ein im Palastlebender von ihrer Existenz erfahren darf.


Aufmachung des Buches
Dieses broschierte Buch ist farblich sehr fade gehalten. Verschiedene Beige- und Brauntöne zeigen im Hintergrund ein Wüstenmotiv sowie im Vordergrund ein sich umarmendes Paar. Der Buch-Titel verschwindet bei dieser dezenten Aufmachung fast komplett - auch wenn er in Blau abgebildet ist. Die Rückseite ist in dunklen Tönen gehalten und soll vermutlich den Ausblick aus einem Zimmer im Harem zeigen. Worum es im Roman geht, ist in weißen Buchstaben zu lesen. Zwar passen die Motive zum Romaninhalt, doch alles in allem betrachtet ist es leider eine langweilige Gestaltung.


Fazit
Ein Roman, der sich irgendwo zwischen Durchschnitt und reinem Lesevergnügen bewegt. Keine Frage, die geschichtlichen Fakten werden hier nicht breitgetreten und der Bau des Suezkanals dient nur als Hintergrundgeschichte – und das ist auch absolut gut so. Doch die Verwendung von Kitsch und Klischee hätte hier absolut nicht sein müssen. Schade, aber da hab ich mir etwas mehr versprochen.


3 5 Sterne


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