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„Nimm’s schon“, keuchte der Buchdrucker.
„Was ist das?“, stotterte Quirin.
Meister Lukas packte Quirin am Kragen. „Bring das Ding nach Salzburg zu Bischof Johann. Lauf!“
„Was? Jetzt?“
„Jede Stunde zählt“, zischte der Meister.
„Lauf um dein Leben!“

1486, Kloster Admont. Überstürzt wird Quirin von seinem Meister, einem Buchdrucker, zum Bischof nach Salzburg geschickt. Ihm soll er das "Buch der Finsternis" bringen. Es heißt, der Teufel habe darin die Seelen verzeichnet, die in die Hölle kommen. Quirin will seine Mission um jeden Preis erfüllen. Doch ein mächtiger Feind ist ihm schon auf den Fersen …

 

Das Buch der Finsternis 

Autor: Richard Dübell
Verlag: Ravensburger Buchverlag
Erschienen: 1. September 2014
ISBN: 978-3-473401123
Seitenzahl: 384 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der junge Quirin Klingseis begleitet seinen Buchdruckmeister Guldenmund zum Kloster Admont, wo sie mit Hilfe einer mitgebrachten Buchdruckmaschine bedeutsame alte Manuskripte aus der Klosterbibliothek drucken sollen. Eines Tages erhält er von seinem sichtlich aufgewühlten Meister den dringlichen Auftrag, umgehend das Kloster zu verlassen und eine kleine, geheimnisvolle Truhe zum Salzburger Bischof zu bringen. Kurz darauf muss Quirin mit ansehen, wie sein vor gnadenlosen Häschern flüchtender Meister zu Tode kommt. Noch ahnt er nicht, welches wohlgehütete, teuflische Werk sich in seinen Händen befindet und auf welche heikle Mission er sich begeben wird. Doch fest entschlossen, den letzten Wunsch seines Meisters zu erfüllen und die Truhe in Sicherheit zu bringen, flüchtet er in die Berge.

In seinem historischen Jugendroman „Das Buch der Finsternis“ versteht es Richard Dübell, die Leser mit seiner mitreißenden Abenteuergeschichte kurzweilig zu unterhalten, in deren Mittelpunkt ein gut gehütetes Geheimnis der katholischen Kirche und zugleich vermeintliches Werk des Teufels steht - das machtvolle Buch der Finsternis. Zugleich gelingt es Dübell auf glaubwürdige Weise, interessante historische Hintergrundinformationen in die Handlung einzubetten und die Leser in die spannende Welt des 15. Jahrhunderts eintauchen zu lassen.


Stil und Sprache
Mit der unheimlichen und sehr rätselhaften Eingangsszene, die sich in den Gassen des mittelalterlichen Salzburgs ereignet, gelingt es Richard Dübell hervorragend, den Leser sofort in seine abenteuerliche Geschichte zu ziehen und ihn zu fesseln. Das in flüssigem und abwechslungsreichem Stil geschilderte Geschehen erlebt der Leser hauptsächlich aus Sicht der Hauptfigur Quirin und ist in der dritten Person der Vergangenheitsform geschrieben. Äußerst anschaulich und plastisch lässt der Autor die unterschiedlichen Schauplätze wie beispielsweise das historische Salzburg, Kloster Admont und Burg Wildenstein, lebendig werden. Mit der Schilderung kleiner, sorgsam recherchierter Details, gelingt es Dübell, seine Geschichte authentisch und lebendig werden zu lassen und den Leser mit in die faszinierende Welt des Mittelalters mitzunehmen. So erfährt der Leser viel über das damalige Leben der mittelalterlichen Menschen - das kärgliche Leben der armen Landbevölkerung, Bedrohung durch die Pest, Standesunterschiede, damalige Sitten und Gebräuche sowie Aberglauben und tiefe Frömmigkeit. Sehr ausführlich widmet sich Dübel auch den Hintergründen der damals aufkommenden Buchdruckkunst.

Während es zunächst scheint, dass die Handlung recht vorhersehbar verläuft, versteht es der Autor hervorragend, enorm Spannung aufzubauen, indem er den Leser bis zum Ende hin mit allerlei Missverständnissen und vielen unerwarteten Wendungen überrascht und die Motive der Figuren in Frage stellen lässt.

Die Geschichte wird in einem fesselnden und flüssigen Schreibstil erzählt, die verwendete Sprache ist leicht verständlich und einfach gehalten. Zusätzliche Würze erhält die Geschichte durch einige sehr amüsante Episoden und Annas witzige, schlagfertige Kommentare.


Figuren
Die gut ausgearbeiteten Figuren bereichern den Roman und wirken sehr authentisch. Ob es nun der sympathische 13-jährige Protagonist Quirin ist, das forsche, abenteuerlustige Bauernmädchen Anna, das sich selbst in große Gefahr bringt, indem sie Quirin hilft und mit ihm flüchtet, oder der leutselige, etwas undurchsichtige Wolfgang von Ligist, den sie auf ihrer turbulenten Flucht kennen lernen - der Leser schließt alle diese liebenswerten Charaktere schnell ins Herz. Sehr gelungen hat der Autor die Figur des anfangs wenig selbstbewussten Quirins gezeichnet. Er ist ein geschickter, wissbegieriger Junge, der jedoch von Meister und Gesellen ständig gehänselt und gegängelt wird. Damit sein Bruder als Erstgeborener beim Buchdrucker Meister Lukas in die Lehre gehen kann, soll Quirin als Hilfsarbeiter für 20 Jahre in der Werkstatt das Lehrgeld mitverdienen. Doch zum Glück kommt alles ganz anders und er muss sein Schicksal bald selbst in die Hand nehmen. Sehr nachvollziehbar und überzeugend arbeitet Dübell heraus, wie sich Quirin während seiner abenteuerlichen Flucht verändert, an den Herausforderungen wächst, erste romantische Gefühle entwickelt und immer mehr Selbstvertrauen gewinnt.

Auch die Nebenfiguren, die auf den ersten Blick möglicherweise schwarz-weiß gezeichnet wirken, sind in ihrer Vielschichtigkeit hervorragend dargestellt und sorgen im Laufe der Geschichte mit ihren für ihr Verhalten ganz eigenen Motiven für einige Überraschungen.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist optisch äußerst ansprechend mit geprägten Elementen gestaltet, die zudem mit aufwendigen Spotlack-Akzenten hervorgehoben sind. Der in dunklen Brauntönen gehaltene Schutzumschlag ist eine wahre Augenweide und passt hervorragend zum Inhalt der Geschichte. Das Cover zeigt eine geöffnete Holztruhe mit Metallbeschlägen an den Ecken, in der sich offenbar das „Buch der Finsternis“ befindet, das im oberen Bereich von roten Flammen umzüngelt wird. Etwas Unheimliches und Geheimnisvolles erhält das Cover durch die maskenhafte Fratze, die dem Leser herausfordernd entgegenblickt. In gelb-brauner Farbe bildet sie einen schönen Kontrast zum dunklen Hintergrund und wirkt durch die Spotlack-Veredelung sehr plastisch.

Insgesamt besteht der Roman aus 72 recht kurzen Kapiteln. Im Anhang des Romans finden sich ein Überblick der historischen Figuren und Ortsbezeichnungen sowie eine kurze Danksagung Dübells. In Vor- und Nachsatz ist zur besseren Orientierung für den Leser eine ansprechend aufgemachte, schematische Kartenskizze mit den im Roman erwähnten Schauplätzen rund um das historische Salzburg abgedruckt.


Fazit
Ein unterhaltsamer und kurzweiliger historischer Abenteuerroman für Jugendliche mit einer clever konstruierten Handlung und liebenswerten Charakteren, der interessante Einblicke in die faszinierende Welt des 15. Jahrhunderts gewährt! Spannend, lebendig und humorvoll geschrieben, spricht dieser durchaus lesenswerte Roman eine eher jüngere Leserschaft ab 12 Jahren an.


4 Sterne


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