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Was in Istanbul geschah, ist nun viele Jahrzehnte her. Und doch findet die neunzigjährige Kinderfrau keine Ruhe - sie hat noch alte Rechnungen zu begleichen. Kommissar Charitos folgt ihren Spuren: Sie führen nach 'Konstantinopel', in eine Vergangenheit mit zwei Gesichtern, einem schönen und einem hässlichen.


 Autor: Petros Markaris
Verlag: Diogenes
Erschienen: 03/2009
ISBN: 9783257066968
Seitenzahl: 320 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Kommissar Kostas Charitos fährt mit seiner Frau Adriani in den Urlaub nach Istanbul, um Abstand von den Problemen mit der Tochter zu bekommen. In der Türkei muss er langweilige Führungen und das eitle Geschwätz der Mitreisenden über sich ergehen lassen, bis ihn ein unbekannter Grieche anspricht, der auf der Suche nach seiner 90-jährigen ehemaligen Kinderfrau ist. Und schneller als der Kommissar es vermutet hätte, steckt er mitten in polizeilichen Ermittlungen. Die alte Dame zieht nämlich wie ein unsichtbarer Racheengel quer durch Istanbul, um mit Hilfe von vergifteter Käsepitta alte Rechnungen zu begleichen.
Die Idee ist sehr gut umgesetzt. Die Geschichte wirkt stets authentisch - auch wenn die Kurzbeschreibung ziemlich abgefahren klingen mag!


Stil und Sprache
Petros Markaris hat hier einen Krimi ganz nach meinem Geschmack geschrieben. Durchweg spannend und doch nicht zu blutrünstig. Die Jagd nach der Kinderfrau Maria Chambou weist keinerlei Längen auf. Wie bei einem Puzzle fügt sich ein Teil an den anderen, um schließlich die ganze Geschichte der Gejagten zu ergeben.
Markaris schreibt sehr witzig. Die Dialoge zwischen den Eheleuten Charitos haben es ebenso in sich wie die Zänkereien der Mitreisenden. Der Stil ist kein bisschen affektiert, sondern immer menschlich und rundum sympathisch.


Figuren
Kostas Charitos ist kein heldenhafter Kommissar, der seine Fälle problemlos löst. Er hat seine Schwächen (u.a. seine Gefräßigkeit) und das macht ihn so unheimlich sympathisch. Man kann sich hervorragend mit ihm identifizieren.
Seine Frau Adriani ist ziemlich zänkisch und in dieser Rolle passt sie hervorragend zu ihrem Mann, der damit nicht so gut klar kommt. Zusammen ergeben sie einfach ein witziges Paar, dem man jedes Ehejahr abnimmt.
Die gemeinsame Tochter sorgt für einen Eklat, als sie verkündet nur standesamtlich heiraten zu wollen. Als junge Rechtsanwältin gibt sie sich betont emazipiert und bringt ihre Eltern in eine ziemliche Bredouille.
Auch der türkische Kollege von Kostas Charitos ist sehr überzeugend herausgearbeitet. Zunächst recht unsympathisch, macht er eine interessante Entwicklung durch, die ihn zunehmend sympathischer erscheinen lässt.
Maria Chambou, die Kinderfrau, taucht großteilig nur als "Phantom" auf - die Polizei folgt ihren Spuren, steht vor den Ergebnissen ihrer Taten und bekommt sie einfach nicht zu fassen. Obwohl sie eine Mörderin ist, wird sie nicht dämonisiert. Auch sie wirkt fast durchweg sympathisch - allein schon die Art, wie sie ihre Opfer um die Ecke bringt, hat ja irgendwie Charme - nicht jeder kann eine derart leckere Henkersmahlzeit genießen, auch wenn sie mit tödlichen Folgen verbunden ist.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen. Auf dem Cover ist eine Hand abgebildet, die eine Tür öffnet oder verschließt. Die kräftige Farbe der Tür lässt an das Mittelmeer denken. Ich mag ja die Bücher von Diogenes schon aufgrund der Gestaltung und des Schriftbildes sehr gerne. Der Zeilenabstand und die Schriftgröße sind sehr augen- und lesefreundlich.


Fazit
Dies war der erste Kostas Charitos Krimi, den ich gelesen habe. Und ich bin wirklich begeistert. Der Kommissar wirkt so menschlich und Markaris kann unglaublich gewitzt schreiben. Ich werde mir auf alle Fälle noch einige Kostas Charitos Fälle vornehmen! Speziell in diesem Band kam auch richtig Urlaubsstimmung auf - ob das auch so ist, wenn der Kommissar auf heimischen Terrain ermittelt? Ich bin gespannt...



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün


PETROS MARKARIS wurde 1937 in Istanbul geboren. Er ist Verfasser von Theaterstücken, Schöpfer einer Fernsehserie, Co-Autor des Filmemachers Theo Angelopoulos und Übersetzer von vielen deutschen Dramatikern, u.a. von Brecht und Goethe. Seine Bücher erscheinen in 14 Sprachen. Petros Markaris lebt in Athen.


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