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Kategorie: Liebes-, Frauen- und Erotikromane

Als Maya nach Boston zog, hatte sie andere Pläne, als in einer Bar zu kellnern und gelegentlich als Aktmodel zu jobben. Ursprünglich wollte sie Kunst studieren und ihren Traum leben, anstatt ihn zu begraben. Dass sich der Hotshot-Anwalt Avery in sie verliebt, stand ebenfalls nicht auf ihrer Agenda. Durch die leidenschaftliche Affäre mit dem Staranwalt gerät jedoch nicht nur ihr Gefühlsleben in Aufruhr. Als Avery einen neuen Fall übernimmt, droht die Vergangenheit sie einzuholen und ihr den Rest zu geben. Averys Mandant ist jemand, der Maya regelmäßig in Albträumen heimsucht. Jemand, den sie lieber vergessen hätte …

 

Act of Passion 

Autor: Jane Christo
Verlag: Sieben Verlag
Erschienen: 10/2014
ISBN: 978-3-864-43446-4
Seitenzahl: 307 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Maya erregt die Aufmerksamkeit des Staranwalts Avery Cunningham – und die daraus entstehende exzessive und leidenschaftliche Affäre wirbelt ihr Leben von einen auf den anderen Tag richtig durcheinander. Was anfangs noch aufregend, aber harmlos war, wird schnell zur lebensbedrohlichen Angelegenheit für Maya, steht hinter Avery doch ein Mann, der sie am liebsten aus dessen Leben radieren würde – und alles unternimmt, damit dies auch eintritt. Wäre da nicht Carter, der für Avery die Hintergrundarbeit macht und der für Maya alles andere als freundschaftliche Gefühle hegt, hätte sie schon längst aufgegeben und ihre Träume von der Universität komplett begraben. So aber regt sich der Kampfgeist in ihr, und sie beginnt, auf ihre Art mit der intriganten und korrupten Welt der Schönen und Reichen zu leben.

Direkt und sprachlich cool ausgedrückt, hat Jane Christo mit Act of Passion einen hocherotischen und überraschend tiefgründigen Roman zu Papier gebracht.


Stil und Sprache
Macht, Politik, Geld und Intrigen – das sind die Zutaten, aus denen in Act of Passion eine Handlung gezaubert wurde, die es vollkommen in sich hat. Die vom Leben gebeutelte Maya kämpft mit den Dämonen ihrer Vergangenheit, als sie auf den reichen und göttlich aussehenden Avery Cunningham trifft und dessen Herz im Sturm erobert. Seine animalische Seite kann nur sie entfesseln – und wenn das geschieht, gibt es kein Halten mehr. So befreiend diese leidenschaftlichen Stunden für Maya auch sind, ihr wird irgendwann klar, dass diese ebenso zerstörerisch sind - und auf Dauer nicht gut. Denn so sehr sie es auch genießt, diese Macht über ihn zu haben, sosehr stört es sie, wenn seine Dominanz im Alltag versucht ihr Leben zu regeln und es unter seine Kontrolle zu bekommen. Da regt sich innerlich der Widerstand in ihr – auch wenn sie keine Kraft hat, dem Einhalt zu gebieten. Jane Christo hat es herrlich verstanden, den innerlichen Konflikt der Protagonistin nicht nur in Worte, sondern auch in Szenen zu zeigen. Die Erzählperspektive tut ein Übriges, um dem Leser das Gefühl zu geben, die Dinge aus der Sicht von Maya zu erleben. Es kommt einem so vor, als ob man mit ihr irgendwo sitzt und von ihr die Geschehnisse erzählt bekommt. Dennoch gibt es auch Passagen, wo die Handlung aus der Sicht von Carter, in der personalen Erzählperspektive für den Leser präsent wird. Zusammen mit dem Humor, Sarkasmus und stellenweise mehr als ironischem Tonfall von Maya ergibt sich eine überaus unterhaltsame Geschichte, die wahnsinnig erotisch, leidenschaftlich und packend ist. Nach dem ersten Eindruck, der stark an einen anderen Roman erinnerte, ist aber ein gründliches Revidieren angesagt. Denn bereits im ersten Drittel wird die Handlung überraschend tiefgründig, und die Frage nach der frappierenden Ähnlichkeit mit einem Roman von E. L. James, stellt sich nicht mehr. Ganz im Gegenteil. Da tun sich plötzlich Abgründe auf, sowohl gesellschaftlicher als auch persönlicher Art, die es gehörig in sich haben. Es wird spannend und actionreich. Und das nicht nur, weil die Sex-Beziehung zwischen Avery und Maya von der Hauptfigur plötzlich in Frage gestellt wird. Die Protagonistin erkennt mit einem Schlag, warum sie tut, was sie seit Jahren tut – und wie sie ihre Heilung jetzt in die richtige Richtung lenken kann. Und sie wird aktiv.

Okay, die vielen Rechtschreibfehler und falsch platzierten Worte stören das Lesevergnügen und sind sehr, sehr irritierend – doch im Ganzen betrachtet, war und bin ich mehr als  begeistert von diesem Buch.


Figuren
Jane Christo scheint eine absolute Vorliebe für durchtrainierte und hochattraktive Männer zu haben. Nicht ein Kerl in diesem Roman ist Durchschnitt oder gar unattraktiv. Egal ob es sich dabei um einen Anwalt handelt, den Barbesitzer oder einen Handwerker von der Straße. Alle sind durch die Bank trainiert, haben offensichtlich kein Gramm Fett auf den Rippen und wissen, wie sie mit dem weiblichen Geschlecht umzugehen haben. Seltsamerweise gelingt es der Autorin dabei auch, ihre Figuren, egal ob Haupt- oder Nebenfigur, männlich oder weiblich, wie aus dem realen Leben erscheinen zu lassen. Es gibt nicht einen Charakter in diesem Roman, der nicht überzeugt oder gar unrealistisch wirkt.

Avery Cunningham ist ein arroganter Scheißkerl, der ganz besonderen Art. Nach außen hin der charismatische, stets alles kontrollierende und klärende Anwalt, innerlich aber ein gewalttätiges Tier, dass – einmal losgelassen – so schnell nicht wieder unter Kontrolle zu bringen ist. Was er mit Maya anstellt, ist einerseits absolut entfesselnd, auf der anderen Seite hinterlässt er aber auch so deutliche Spuren, dass sie den Zorn ihres Chefs beim Aktshooting erregt - weil sie schlicht nicht präsentabel ist. Blümchensex ist eindeutig nicht Averys Ding, und das macht er auch von Beginn an klar. Sicher, er kann auch sanft und zärtlich sein, doch seine Vorgehensweise beim Sex ist immer die gleiche: erst hart, dann zart. Die Tatsache, dass Maya ihm irgendwann die Faust ins Gesicht schlägt, weil er bei der sexuellen Gewalt eine für sie nicht akzeptable Grenze überschritten hat, macht ihn nur noch mehr an. Doch wenn es darum geht, zu wissen und zu sehen, wer Maya eigentlich ist, was sie ist und was zur ihr passt, dann macht er dicht. Da wird er so blind wie ein Maulwurf und ignorant bis dorthinaus. Es geht entweder nach seinen Vorstellungen und Regeln, oder gar nicht.

Maya hat in ihrem Leben schon die größte Hölle erlebt, die eine junge Frau nur durchmachen kann. Und der Alptraum ist für sie noch lange nicht vorbei. Denn in ihrem Unterbewusstsein arbeitet es noch immer heftig, schlaflose Nächte, ein Zweitjob als Aktmodel und ein immer präsenter Groll gegen ihre Mutter sind die Folgen. Sie lebt nicht, sie existiert. Eine Tatsache, die dem Sicherheitsexperten Carter in der Seele weh tut, und die er, soweit es ihm eben möglich ist, versucht zu mildern. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Art Freundschaft, die für Maya überlebensnotwendig wird, auch wenn sie eines Tages eine erstaunliche Entdeckung macht, als sie bemerkt, wer Carter wirklich ist. Doch wer jetzt meint, die Hauptfigur sei eine schwache Frau, der irrt. Maya hat einen unglaublichen Willen. Sicher, sie überlässt sich schon mal gerne ihrer düsteren Stimmung, versinkt im Selbstmitleid und lässt sich auch mal von ihrem Chef in Watte packen, doch das dauert nie lange und endet zudem meist in einer für sie wichtigen Erkenntnis.


Aufmachung des Buches
Die optische Gestaltung der Broschur ist passend zum Titel, und zeigt ein Paar in eindeutiger Stellung. Was mir besonders gefällt: das Paar ist farblich so gestaltet, wie die Protagonistin und ihr Lover im Buch beschrieben werden. Für mich ein absolutes Plus. Unterschiedliche  Braun- und Blautöne ergeben zusammen mit dem Weiß im Titel und dem Schwarz der Verzierung, in der unteren rechten Ecke, eine schöne Mischung. Der durchtrainierte Rücken des Mannes rundet die Optik ab. Auf der Rückseite steht in weißer Schrift eine kurze Angabe, worum es im Roman geht. Und wenn man genauer hinsieht, erkennt man im Hintergrund einen jungen Mann, der mit gesenktem Kopf, an eine Wand gelehnt steht.


Fazit
Was sich zu Beginn noch wie eine leicht abgewandelte Geschichte von Shades of Grey las, entwickelte sich im weiteren Verlauf zu einem regelrechten Pageturner, der nichts mehr, aber absolut gar nichts mehr mit dem Werk von E. L. James gemein hatte. Ganz im Gegenteil: Ich war zunehmend freudig überrascht und das bombastische Ende hat mich mit großer Vorfreude auf den zweiten Teil zurück gelassen.


5 Sterne


Hinweise
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