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Das Echolot des Ersten Weltkriegs

Stimmen von der Front, aus Ost und West, von den Weltmeeren, aus dem Hinterland – die Verborgene Chronik ist eine Art kollektives Tagebuch des Ersten Weltkriegs. Einfache Soldaten und Offiziere, Daheimgebliebene, Mütter, Geliebte und Kinder, Sanitäter, Feldpastoren und Arbeiter in Munitionsfabriken erzählen das Jahr 1914 von unten. Und so versteht der Hörer den Ersten Weltkrieg nicht nur von der komplizierten Vorgeschichte bis zur großen Euphorie bei Kriegsbeginn, von den frühen Siegen bis zur ersten Ernüchterung, als sich der Krieg im Westen in den Schützengräben um Somme und Marne festfuhr und im Osten immer heftiger wurde, sondern erhält Einblicke ins Alltags- und Gefühlsleben der Deutschen im Schicksalsjahr, wie es sie noch nicht gab. Eine Auswahl aus über 190 bisher unveröffentlichten Tagebüchern aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, mit den Stimmen von Meike Droste und Wolfgang Condrus, unter Regie des preisgekrönten Ulrich Gerhardt.

 

Verborgene Chronik 1914 

Autor: Hrsg. Deutsches Tagebucharchiv
Zusammenstellung: Lisbeth Exner, Herbert Kapfer
Sprecher: Meike Droste, Wolfgang Condrus
Verlag: der Hörverlag
Erschienen: Juni 2014
ISBN: 978-3-8445-1571-8
Spieldauer: 462 Minuten, 6 CDs


Darstellung des Hörbuchs, Verständnis und Zielgruppe
Den Hörer erwartet in diesem Hörbuch keine übergreifende, historische Dokumentation, sondern authentische und chronologisch sortierte Tagebucheinträge vieler Einzelner, die über ihre Erlebnisse im Jahr 1914 – beginnend einen Tag vor der Kriegserklärung Österreich-Ungarns  an Serbien, also am 27. Juni 1914, bis einschließlich dem 01. Januar 1915 – schreiben. Durch die verschiedenen Tagebuch-Einträge wird unter anderem auf erschreckende Weise deutlich, welche Dynamik, welche Wucht und welche Gräueltaten der Krieg schon in den ersten Mobilisierungstagen entwickelte, sowohl an der Ost-, als auch der Westfront. Dabei geht es in erster Linie um Einzelschicksale und persönliche Reflexionen – durchaus subjektiv gefärbt durch Kriegslügen und Propaganda der Medien, aber mit unersetzbaren persönlichen Erfahrungen. Sie berichten von Kriegsbegeisterung und blinden Taumel, von Aufopferungsbereitschaft, Scham und totalitärem Denken, aber auch von Ernst, Angst und den Veränderungen der Lebensbedingungen für die Zurückgebliebenen schon in den ersten Kriegstagen. Man hört von dem Leben als deutscher Soldat, von militärischen Erfolgen, Niederlagen und schweren Verlusten, und natürlich vom Übergang des Bewegungs- in einen Stellungskrieg, der so kennzeichnend für den Ersten Weltkrieg wurde. Doch auch oder gerade weil in dieser Produktion die Konzentration auf Berichten Einzelner liegt, ergibt die Vielzahl der einzelnen Stimmen ein rundes und erschütterndes Gesamtbild eines grausamen Krieges, der doch noch in den ersten Zügen steckte.

Dieses Hörbuch ist nicht zum „schnellen Herunterhören“ geeignet; möchte man das Gehörte genau nachverfolgen, chronologisch und regional einordnen und seine Bedeutung erfassen, bedarf es Konzentration. Dennoch kann man den Inhalten jederzeit folgen, denn die beiden Sprecher machen einen guten Job. Meike Droste und Wolfgang Condrus wechseln sich bei der Vertonung der Tagebucheinträge ab, vermerken zunächst das Datum und dann – soweit bekannt – Name und Herkunft des Schreibenden. Den beiden Sprechern gelingt es einerseits, die ihnen vorliegenden Dokumente sachlich zu verlesen, ohne dabei trocken oder steif zu wirken, andererseits sich zugleich zu distanzieren und die Tagebuchinhalte ohne persönliche Emotionen oder Wertungen vorzutragen. Dabei wird das Gehörte durch die Fantasie des Hörenden lebendig, nehmen die Beschreibungen des Kriegsgeschehens Formen und Bilder an, sowohl des Grauens, als auch vereinzelter Hilfsbereitschaft selbst unter Feinden. Besonders eindringlich und beeindruckend sind beispielsweise die Schilderungen des Weihnachtsfriedens 1914, bei dem Deutsche, Franzosen und Engländer in den Schützengräben und auf den Schlachtfeldern gemeinsam und vor allem friedlich das Weihnachtsfest feierten, bevor der Krieg wenige Tage danach wieder in vollem Maße tobte.


Aufmachung des Hörbuches
Die sechs CDs des Hörbuchs werden in einer aufklappbaren Box aus mittelstarkem Karton gut geschützt. Der ist – in dem hellen Beige alter Dokumente eingefärbt – mit diversen Skizzen, Fotografien, Landkarten und natürlich Handschriften der Tagebucheinträge treffend gestaltet, wirkt zugleich edel und ernst. Die CDs sind im gleichen Stil bedruckt.

In dem 24seitigen Begleitheft finden sich nach einem Vorwort kurze Informationen zu den Autoren von Verborgene Chronik zu den Tagebuchverfassern – so denn bekannt –, zu den Sprechern und dem Regisseur des Hörbuchs sowie eine achtseitige Zeittafel, die der Auflistung der Chronik-Berichte gegenüber gestellt wurde. Allerdings bricht die Zeittafel am 21. Dezember 1914 ab, während sich das Hörbuch noch bis zum 01. Januar 1915 erstreckt.


Fazit
Verborgene Chronik 1914 ist eine Auswahl oft bewegender und erschütternder Tagebucheinträge, die – anhand vielfacher persönlicher Erfahrungen und Einzelschicksale geschildert – ein Gefühl für die Stimmung und ein Gesamtbild des ersten Kriegsjahres im Ersten Weltkrieg vermittelt. Eine authentische und eindringliche Dokumentation der Grauen dieser globalen Katastrophe.


4 Sterne


Hinweise
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