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Kategorie: Krimis

Ein internationaler Polizeikongress führt Adamsberg und seinen Adlatus Danglard nach London. Bei einer abendlichen Sightseeingtour durch die schillernde Metropole machen die beiden Franzosen einen grausigen Fund: Vor dem ebenso berühmten wie berüchtigten Friedhof Highgate entdecken sie siebzehn aufgereihte Schuhe, in denen herrenlos gewordene Füße stecken. Und zurück in Paris, wird Adamsberg zum Schauplatz eines fürchterlichen Verbrechens gerufen: Pierre Vaudel, pensionierter Journalist, wurde auf unerklärlich gnadenlose Weise in seinem Haus hingerichtet - als einziges Indiz verweist ein kryptischer Brief auf ein serbisches Dörfchen. So wenig den schaurischen Fund in London und den Mord in Paris verbinden mag, so hellhörig wird Adamsberg, als Danglard behauptet, unter den Schuhen von Highgate die seines serbischen Onkels wiedererkannt zu haben. Adamsberg nimmt die Fährte auf und reist in die Ursprungsregion des Vampirglaubens, wo Wagemut und Unbedachtheit ihn an die Grenze von Leben und Tod bringen.

 

  Autor: Fred Vargas
Verlag: Aufbau Verlag
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-351-03256-2
Seitenzahl: 423 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Was zunächst wie zwei unterschiedliche Fälle aussieht, lässt im Laufe der Ermittlungen Zusammenhänge erkennen. Adamsberg reist nach Transilvanien, um den Geheimnissen des Vampirglaubens auf den Grund zu gehen, da die beiden gruseligen Verbrechen mit diesem Glauben an lebende Tote zusammenzuhängen scheinen. Zur Seite steht im dabei Vlad, ein serbischer Verwandter seines Kollegen Danglard, der als Übersetzer fungiert. Adamsberg wird in Serbien mit seiner Vergangenheit konfrontiert, kommt fast zu Tode, frönt selbstverständlich einer kurzweiligen neuen Liebschaft und legt den Grundstein, um den Mörder zur Strecke zu bringen. Während der ganzen Ermittlungen muss er ebenfalls erkennen, dass Verrat und Lüge vor der Brigade des 13. Arondissments sowie der französischen Gerichte und Politik nicht Halt machen.


Stil und Sprache
In geübter Manier gelingt es Fred Vargas mit ihrem neuen Krimi ein dichtes kriminelles Netz zu weben, aus deren Fängen sich Adamsberg befreien muss. Das mystische Thema ist intelligent eingebunden und nimmt den Leser mit auf eine magische Reise zu Gruften und Vampirmythen. Die Auflösung ist überraschend und gipfelt so in einem Show-down, der spannender nicht sein könnte. Die einzigartige Stimmung des Romans wird nicht zuletzt durch gut durchdachte Schauplätze übertragen.

Vargas Stil ist gekonnt, ihre Sprache ebenso abwechslungsreich und phantasievoll wie ihre Stories. Nicht umsonst werden ihre Krimis zur Literatur gezählt, weil sie es schafft, neben einer spannungsgeladenen Geschichte ein Stückchen gute Literatur zu produzieren. Bemerkenswert sind vor allem ihre Dialoge, skurril und schräg. Lustig sind auch Adamsberg Wortschöpfungen, die dadurch zustande kommen, dass der Gute kein einziges Wort Englisch spricht und sich darüber hinaus nicht einmal die Mühe macht, sich den Namen seines englischen Kollegen zu merken. Für das Serbische erweist sich der Kommissar allerdings geschickter, was aus seiner Zuneigung zu diesem schönen Landstrich und den lebensfrohen Bewohnern erwächst.

Einziges Manko an der Gesamtkomposition: Der Leser muss im Verlauf des Romans aufpassen, will er den Faden der Geschichte nicht verlieren. Die vielen Figuren und kleinen Details, die die Geschichte voranbringen, erfordern die volle Aufmerksamkeit.


Figuren
Dieser Fred Vargas-Krimi dreht sich erneut um den Chef-Kommissar der französischen Brigade Criminelle, Jean-Baptiste Adamsberg. Ein ebenso schräger wie genialer Charakter, der mit seiner träumerischen, versonnenen Art auch diesen Fall wieder grandios meistert. Dabei verlässt sich Adamsberg wieder gänzlich auf seine Sinne und seine Intuition. Ihm zur Seite steht wie immer sein treuester "Soldat", Adrien Danglard, das Superhirn der Brigade, mit umfangreichen Wissen ausgestattet und im Gegensatz zu Adamsberg ein schneller Denker mit kühlem Kopf. Als einziges Laster kann Danglard nicht vom Weisswein lassen.

Auch die Nebenfiguren des Kommissariats haben in "Der verbotene Ort" wieder einen Auftritt; der schwierige Mordent, der einfältige Estalère, die beflissene und grobschlächtige Retancourt, die stets hungrige Froissy und viele mehr.

Vargas Krimis leben vor allem von diesen liebevoll gezeichneten Personen. Ihre Figuren - bis in die kleinste Nebenfigur - sind lebhaft ausgestaltet und mit hintergründigem Humor skizziert. Blasse Charaktere haben in Vargas Krimis keinen Platz.


Aufmachung des Buches
Bei der Ausgabe dieses Buches im Aufbau-Verlag handelt es sich um ein gebundenes Buch. Die Vorderseite des Schutzumschlags ist ganz in rot, gelb-orange und schwarz gestaltet, auf dem Buchrücken und der Rückseite geht das schwarz in dunkles violett-braun über. Der Einband ist matt, nur ein schmaler Streifen an der rechten Seite ist glänzend abgehoben und mit dem Logo des Verlages versehen. Eine schöne Idee. Das ganze Buchcover ist spannungsgeladen und passt daher ausgezeichnet zu diesem Krimi.


Fazit
In meiner Gesamtwertung erhält dieses Buch vier Sterne. Es ist nicht der allerbeste Vargas, aber dennoch ein großer Krimi von der Meisterin der schrägen Ideen, der französischen "Femme magique". Nicht umsonst hat man der Autorin zugeschrieben, einen eigenen Kosmos erfunden zu haben. Dieses Buch entführt meisterhaft in Vargas' eigene Welt.

Zu empfehlen sind überdies alle Vargas Krimis. Nur den klassischen Kriminalroman sollte man in ihren Büchern nicht erwarten.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord
Band 2: Bei Einbruch Nacht
Band 3: Fliehe weit und schnell
Band 4: Die schwarzen Wasser der Seine
Band 5: Der vierzehnte Stein
Band 6: Die dritte Jungfrau