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Träume können wahr werden, davon erzählt die erstaunliche Lebensgeschichte der Michaela DePrince. Mit großer innerer Kraft und einem klaren Ziel vor Augen hat sie als kleines Kind die Bürgerkriegshölle ihrer westafrikanischen Heimat überlebt. Dank glücklicher Umstände wurde sie nach Amerika adoptiert, wo sie ihren Traum vom Tanzen verwirklichen konnte.

 

Ich kam mit dem Wuestenwind 

Originaltitel: Taking Flight
Autoren: Michaela und Elaine DePrince
Übersetzerin: Ilse Rothfuss
Verlag: cbt
Erschienen: 29. September 2014
ISBN: 978-3-570163245
Seitenzahl: 272 Seiten

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Inhalt, Stil und Sprache
Michaela DePrince wurde 1995 als Mabinty Bangura in Sierra Leone geboren, verlor während der Bürgerkriegswirren schon früh ihre Eltern und wuchs bis zu ihrer Adoption durch ein amerikanisches Ehepaar in einem Waisenhaus auf. Bekannt geworden ist die junge amerikanische Ballerina im Jahr 2012 durch den Dokumentarfilm „First Position“ von Bess Kargman. Die mittlerweile international erfolgreiche Profi-Balletttänzerin hat ihre bewegende Lebensgeschichte nun als Buch mit dem Titel „Ich kam mit dem Wüstenwind“ herausgebracht, an dem sie gemeinsam mit ihrer Adoptivmutter Elaine DePrince geschrieben hat.

In ersten 12 Kapiteln des Buches berichtet Michaela sehr eindringlich und detailliert über ihre grauenvollen Kindheitserlebnisse als Kriegswaise im Bürgerkriegs-zerrütteten Sierra Leone, die geprägt sind von Hunger, Krankheit, Armut und der allgegenwärtigen Gewalt der Rebellen. In ihren bewegenden und teilweise auch sehr schockierenden Schilderungen spürt man, dass die vielen traumatischen Erinnerungen des kleinen Mädchens an diese grausame Zeit, trotz des großen Zeitabstands, immer noch sehr lebendig und präsent sind – ihre Ausgrenzung als »Teufelskind« wegen ihrer Weißfleckenkrankheit, die Misshandlungen im Waisenhaus und die unvorstellbar brutalen Taten der Bürgerkriegsrebellen. Interessant ist auch ihre Geschichte, wie ihr der Wüstenwind Harmattan eines Tages das Cover einer alten Zeitschrift zuweht. Das für die 4-jährige Michaela so faszinierende Bild aus einer für sie fremden Welt zeigte eine wunderschöne Balletttänzerin im Tutu auf ihren Spitzenschuhen und weckte in ihr zugleich die Sehnsucht, auch einmal so tanzen zu können wie diese Frau.

Sehr mitreißend und unterhaltsam erzählt sie auch den nächsten Lebensabschnitt ihrer Kindheit, der sich fast wie ein Märchen liest, denn sie hat das unbeschreibliche Glück, gemeinsam mit ihrer Freundin aus dem Waisenhaus von einer amerikanischen Familie adoptiert zu werden.

In den folgenden Kapiteln gibt DePrince dem Leser interessante Einblicke in ihr neues faszinierendes Leben in den USA, erzählt über den Alltag in ihrer großen, sehr fürsorglichen Adoptivfamilie, ihre ersten Ballettstunden und den Beginn ihrer langen Ausbildung auf unzähligen renommierten Ballettschulen. So begleitet man sie durch ihre Jugend auf ihrem harten, entbehrungsreichen Weg, ihren großen Traum vom Tanzen zu wahr werden zu lassen - mit dem klaren Ziel vor Augen, eine Profikarriere als Primaballerina einzuschlagen. Dieser Teil der Autobiographie geht leider wenig auf Michaelas innere Entwicklung ein, sondern bleibt sehr oberflächlich und orientiert sich mehr am reinen Aufzählen der Fakten. Insbesondere die längeren Passagen, in denen äußerst detaillierte Beschreibungen von bestimmten Rollen und Ballettfiguren im Mittelpunkt stehen, dürften Ballettlaien eher langweilen.
Leider erfährt der Leser nur wenig über etwas persönlichere Fragestellungen zur familiären Situation, wie beispielsweise, was das Ehepaar DePrince dazu bewogen hat, so viele Adoptivkinder aufzunehmen, und wie es deren kostspielige Ausbildung finanziell bewältigen konnte.

Sehr geschickt bringt Michaela DePrince zur Sprache, dass die Ballettwelt bislang fast ausschließlich aus weißen Top-Ballerinas besteht und auch heute noch hochtalentierte farbige Tänzerinnen diskriminiert werden und kaum eine Chance haben, ein Engagement zu bekommen. Umso faszinierender ist es, dass es ihr mit ihrem eisernen Willen, viel Ausdauer und hartem Training gelungen ist, ihren großen Traum vom Tanzen zu verwirklichen und einen Platz als eine der begehrtesten Spitzentänzerinnen der Welt zu erkämpfen.
Ihre bewegende Lebensgeschichte zeigt sehr eindrucksvoll, dass es tatsächlich möglich ist, Träume wahr werden zu lassen und man niemals die Hoffnung auf ein Happy End aufgeben sollte.

Die recht gut strukturierte Autobiographie ist in einer einfachen, schnörkellosen Sprache geschrieben und mit dem lebendigen Erzählstil auch jüngere Leser ab 12 Jahren angenehm zu lesen. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge aus der Ich-Perspektive in der Vergangenheitsform.


Aufmachung des Buches
Das Covermotiv der Klappbroschur ist zwar schlicht, aber sehr gelungen gestaltet und macht neugierig auf den Inhalt des Buches. Über der Silhouette einer Megacity am unteren Rand des Covers ist Michaela mit einem in vollendeter Perfektion und Grazie ausgeführten Sprung zu sehen. Mit ihrer dunklen Hautfarbe und dem pinkfarbenen Tutu hebt sie sich hervorragend von dem in einem zarten Gelbton gehaltenen Hintergrund ab.

Das Buch hat neben Prolog und Epilog insgesamt 36 Kapitel. Danksagungen und ein kurzer Bildnachweis im Anhang beschließen die Autobiographie. Im Innenteil findet sich zudem eine kommentierte Zusammenstellung von interessanten Farbfotos aus dem Familienbesitz.


Fazit
Die sehr bewegende Autobiografie der jungen, sympathischen Nachwuchsballerina Michaela DePrince ist mit den eindrucksvollen Einblicken in ihr ereignisreiches Leben sehr interessant zu lesen und ist vor allem für alle jungen Ballettliebhaber sehr empfehlenswert.


4 Sterne


Hinweise
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