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Nymphen: Ohne Liebe müssen sie sterben, doch ihre Liebe bedeutet für andere den Tod

Eines Tages erfährt die 16-jährige Didi die schockierende Wahrheit: Sie ist kein normales Mädchen, sondern eine Nymphe. Ihr Leben lang wird sie in jeder Vollmondnacht mit einem Mann schlafen müssen, um zu überleben. Doch für jeden, in den sie sich verliebt, bedeutet das den Tod …

 

Nymphs 1 

Originaltitel: Nymfit. Montpellierin legenda
Autor: Sari Luhtanen, Mikko Oikkonen
Übersetzer: Alexandra Stang
Verlag: FISCHER Kinder und Jugendbuch
Erschienen: 25.09.2014
ISBN: 978-3733500221
Seitenzahl: 304 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die erste sexuelle Erfahrung ist für die 16-jährige Didi ein furchtbares Erlebnis, denn ihr Auserwählter Johannes stirbt in ihren Armen, während sie sich völlig der neuen Lust hingibt. Als sie ihrer Mutter davon unter Tränen berichtet, setzt diese ungewöhnliche Hebel in Bewegung, denn kurz darauf nehmen die beiden fremden Frauen Kati und Nadia das Mädchen mit nach Helsinki und zerstören all ihre persönlichen Gegenstände. Dort angekommen erzählen sie Didi von ihrer wahren Natur, denn sie ist eine Nymphe und verdammt dazu, in jeder Vollmondnacht mit einem Mann zu schlafen, um weiterhin schön, jung und unsterblich zu bleiben. Einziger Haken an der Sache ist, dass die Herren durch Unachtsamkeit beim Akt schnell sterben könnten und Didi nur Augen für ihren Sandkastenfreund Samuel hat. Hat die Liebe zwischen der Nymphe und einem Menschen eine Chance?

Sari Luhtanen hat den großen Vorteil, dass Nymphen in der Literatur noch relativ unverbrauchte Wesen sind und dadurch natürlich das Interesse der Leserschaft wecken. Viel preisgegeben über ihre Sicht der Kreaturen hat sie im ersten Teilband noch nicht, auch nicht über deren Gegenspieler, die Satyrn, was zwar die Spannung steigert, aber den Leser auch ein wenig ratlos zurücklässt.


Stil und Sprache
Die Autorin gibt den Gedanken der Charaktere nicht viel Raum, sodass wir lediglich durch ihr Handeln erahnen können, was sie fühlen. Zum Teil ist dies dann recht widersprüchlich beispielsweise, wenn Didi panische Angst vor dem nächsten Kontakt in der Vollmondnacht hat, aber gleichzeitig Samuel bezirzt, was das Zeug hält. Auch das anfänglich so bedachte Auftreten der Ziehfrauen Nadia und Kati bekommt im weiteren Verlauf Risse, wodurch ihre Verfolger, deren Ansinnen wir uns auf den ersten 300 Seiten nur zusammenreimen können, die Fährte der Nymphen aufnehmen. Eine befriedigende emotionale Verbindung zu den Handelnden kam dadurch nicht zustande, lediglich um die Heilerin Nadia würde es mir im Moment Leid tun, wenn sie in das Netz der Feinde gerät. Möglicherweise ist dieser Stil, der den Abstand wahrt, aber auch der Originalsprache und dem finnischen Publikum geschuldet, denn den Nordlichtern sagt man schließlich eine gewisse Kühle nach.

Dagegen sind die Szenen, welche Didi durch den körperlichen Kontakt lebendig halten sollen, relativ plastisch für einen Jugendroman beschrieben und ich könnte mir vorstellen, dass Sari Luhtanen hier noch einiges in Petto hat. Der Schreibstil in bewährter dritter Person und Vergangenheitsform punktet durch leichte Lesbarkeit, was eventuell auch am fehlenden, ausschmückenden Beiwerk, wie Adjektive oder Umgebungsbeschreibungen, liegt.

Hochpunkte im Spannungsverlauf treten eigentlich immer treffgenau mit den Perspektivwechseln auf, da wir eben noch recht ahnungslos durch die Seiten blättern. Weder die Polizei, welche die seltsamen Todesfälle der munteren Männer im besten Alter untersucht, noch die Nymphenfraktion, geschweige denn die mysteriösen Satyrn lassen sich in die Karten schauen und so bleibt zu hoffen, dass am Ende das Gute siegen wird.


Figuren
Didi, die mit vollem Namen Désirée Tasson heißt, ist aufgrund ihrer Herkunft eine männerfressende Schönheit, hat aber eigentlich noch nicht die Schwelle zwischen behüteter Kindheit und dem schwierigen Erwachsensein übertreten. Ihre Verbohrtheit machte es mir nicht leicht, sie als etwas besonders schützenswertes zu sehen, zumal sie abgesehen von ihrem äußeren (bis jetzt) recht wenig zu bieten hatte und jenes dann auch noch verhältnismäßig unspektakulär einsetzte. Ich hoffe sehr, dass sie in der Fortsetzung eigenständiger, tiefgründiger und weiblicher wird. Mit der Offenbarung eröffnet sich für die junge Frau immerhin eine neue Welt, die sicherlich nicht nur aus Kaffeeservieren in ihrer Tätigkeit als Kellnerin und dem Besuchen der Uni-Vorlesungen besteht.

Ansonsten ist es recht schwierig, die restlichen Agierenden in  Schubladen zu stecken, weil sie dafür eindeutig zu selten zu Wort kamen. Die Titelwesen können in Wald (Didi)-, Berg (Kati)- und Wassernymphen (Nadia) unterteilt werden, wobei die jeweiligen Fähigkeiten noch vage blieben und die Ziehfrauen grob gesagt als die liebe, einfühlsame Freundin, Nadia, und die ruppige, kampfbereite Kati Erwähnung finden.

Die Satyrn mit den leuchtend roten Augen, allen voran ihr Anführer Erik, wirken sehr bedrohlich und den Nymphen erschreckend überlegen. Andeutungen, dass Erik und sein Gefolge die Schönheiten nur zum körperlichen Vergnügen bzw. als Sklavinnen in ihrer Umgebung dulden und jeder Zeit ihre Gunst wieder entziehen können, machen deutlich, dass hier keine friedlichen Gespräche zu erwarten sind. Mal sehen, ob sein Interesse an Didi im Folgenden auch von Erfolg gekrönt sein wird.


Aufmachung des Buches
Die Klappenbroschur zeigt auf dem Cover die Schauspielerin Sara Soulié, die in der sehr erfolgreichen TV-Serie Didi verkörpert. Leider spiegelt sie für mich persönlich nicht das nymphengleiche Fabelwesen wieder, die im Auftakt noch verschreckt und unsicher ist – dafür schaut sie den Leser einfach zu provozierend an. Außerdem vermisse ich den Vollmond, die wichtige treibende Kraft, als Symbol.


Fazit
Der etwas durchwachsende Auftakt lässt den Gedanken aufkeimen, dass eine Aufteilung in die Bände 1.1. und 1.2. vielleicht gar nicht nötig gewesen wäre. Doch obwohl mir die Charaktere noch recht fremd blieben, hat mich die Existenz der Nymphen neugierig auf die Fortsetzung gemacht.


3 5 Sterne


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