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Florian (32) schiebt eine gechillte Kugel in der Anzeigenabteilung einer Kölner Tageszeitung. Er hat eine chaotische Wohnung, ein noch nicht abbezahltes Motorrad, eine nervige Mutter, die ihn »Schätzchen« nennt und zwei supergute Freunde, Gerd und Mats. Was fehlt? Klar: eine Frau. Seine ersten Flirtversuche mit der neuen Nachbarin Neele scheinen sogar erfolgversprechend. Doch es gibt einige Hindernisse auf dem Weg zu Neeles Herz: Eines davon ist Lilly, die fledermausohrige Hündin von Neele. Eine echte Herausforderung für Florian, denn eigentlich mag er keine Hunde, schon gar nicht, wenn sie seine heiß geliebte Maschine anpinkeln. Doch was tut man nicht alles für die Liebe. Er kann ja nicht ahnen, dass das Schicksal ihn sogar in ein exquisites Hundehotel verschlagen wird.

 

Liebeskoeter 

Originaltitel: Liebesköter
Autor: Katrin Einhorn
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv)
Erschienen: 01.03.2014
ISBN: 978-3423214995
Seitenzahl: 256 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Florian ist bereits 32 Jahre alt und hat in der Zeit noch nicht viel erreicht. Die einzigen Konstanten in seinem Leben sind seine besten Kumpel Mats und Gert, sein geliebtes Motorrad, sowie seine Mutter, die das Zepter in die Hand genommen und ihrem Spross eine hübsche Wohnung auf dem Land und einen Job bei einer Kölner Zeitung vermittelt hat. Als in die Wohnung über ihm die hübsche Fitnesstrainerin Neele, samt kleiner Fellbegleitung einzieht, erwacht Florian aus seinem Dämmerzustand und setzt alle Hebel in Bewegung, um die Traumfrau zu erobern. Leider hat er nicht damit gerechnet, dass die ihn ganz schön an der langen Leine zappeln lässt und er durch seine ungewöhnlichen Flirtversuche plötzlichen heimat- und arbeitslos zurückbleibt. Ob eine ausgeschriebene Stelle als Rezeptionist bei einer luxuriösen Hundepension mehr Glück bringt?

Die Autorin hat mit der schon ziemlich bekannten Idee von Vierbeinern, die entweder Amor spielen oder dem Liebesboten gehörig einen Haufen in den Weg legen, eine schöne Abwandlung geschaffen, indem sie die Protagonistin in den heiligen Hallen eines Verwöhntempels für den besten Freund des Menschen agieren ließ. Schwierigkeiten sind da vorprogrammiert, schließlich weiß Florian zwar mit Motoröl umzugehen, aber bei lebenden Kreaturen läuft es nicht ganz so geschmiert.


Stil und Sprache
Die Debütautorin hat mit „Liebesköter“ schon einen sehr eigenständigen Stil mit Wiedererkennungswert geschaffen, der auf neue Romane von ihr hoffen lässt. Ihre größte Stärke sind für mein Empfinden die witzigen Elemente, die in ihrer Schnörkellosigkeit und Direktheit immer punktgenau die Lachmuskeln treffen, z.B. „Ich klatschte geschäftig in die Hände, was sehr dynamisch wirkte, wenn man davon absah, dass ich wie ein altersschwaches Brauereipferd keuchte.“ (S. 37). Sie wählte passend dazu einfach gebaute Sätze, die angenehm leicht in ebenfalls kurze Kapitel eingebettet wurden und somit den Roman wunderbar geeignet für eine schnelle Schmökerstunde machen, die nicht anstrengen soll.

Zuerst war ich etwas skeptisch, weil Katrin Einhorn sich als Frau in einen männlichen Handelnden eingefühlt hat und ich schon befürchtete, dass seine Person ein Mix aus weiblichen Attributen in einem Rockerkörper werden könnte. Doch diese Sorge war unbegründet, da Florian durchaus so in Köln existieren könnte und nicht zu hart und stereotypisch ist.

Spannung baut sich hauptsächlich durch Neeles teils abweisendendes, teils zugeneigtes Verhalten auf und wird gesteigert, indem Florian ihr Auto zu seltsamen Tages- und Nachtzeiten an noch merkwürdigeren Orten entdeckt. Hinzukommt, dass sie ihre Lilly mit den Fledermausohren oft in der edlen Hundepension eincheckt, was gehörig ins Geld geht und sich nicht mit dem Gehalt einer Fitnesstrainieren vereinbaren lässt. Hat die Hinzugezogene etwas zu verbergen oder spielt dem liebestollen Protagonisten einfach seine Psyche einen Streich? Die Auflösung ist dann vielleicht nicht wirklich überraschend, aber die Art wie der Schrauber damit umgeht umso mehr.


Figuren
Wenn man nach der Lektüre versuchen möchte den chaotischen Grillmeister Florian zu charakterisieren, kommt man vermutlich nicht umhin zuerst an seine überaus aktiven Zehen an den Füßen zu denken. Katrin Einhorn hat sich für den Singlemann nämlich eine nette Eigenschaft ausgedacht, die immer dann zur Sprache kommt, wenn die Situationen heikel, peinlich oder nervenaufreibend werden. Die Nervosität des Protagonisten zieht jedes Mal geradewegs nach unten, um dort, versteckt von Schuhen, in trommelnden oder zuckenden Zehen deutlich zu werden. Viele amüsante Varianten sind auf den rund 250 Seiten versteckt, wie beispielsweise: „Meine Zehen begannen vor lauter Freude im Rhythmus von „Highway to Hell“ zu zucken, und hätte ich Haare an den Fußnägeln, würden sie jetzt headbangen.“ (S.58). Mir haben diese Einschübe sehr gut gefallen, zeigen sie doch, dass Flori ein gutes Herz hat und kein selbstverliebter Macho ist.

Die geschäftige Neele hat mit wippenden Zehen vermutlich keine Probleme, weil sie ihren Alltag mit links meistert und darüber hinaus auch noch mit einem attraktiven Aussehen gesegnet ist, was die erste Reaktion ihres Neunachbarin humorvoll beweist: „Meine rechte Kontaktlinse landete auf dem Boden. Das passierte mir immer, wenn ich vor lauter Schauen vergaß, meine Augen zu schließen.“ (S. 23). Mir persönlich war sie in einigen Szenen zu künstlich und sie nutzte die Vernarrtheit von ihrem Verehrer gnadenlos aus, indem sie ihm metaphorisch ein Würstchen vor die Nase hinhielt und es dann im entscheidenden Moment wieder wegzog.

Um das Pärchen, was (noch) keines ist, wedelten zahlreiche Hundeschwänzchen und noch mehr menschliche Leidgenossen herum, die allesamt liebevoll beschrieben werden, sodass wir uns als Leser ein detailliertes Bild von ihnen machen können.


Aufmachung des Buches
Die äußere Gestaltung des Romans ist erfrischend bunt und verbreitet mit den großen Kulleraugen von Maggie, der Hündin von Katrin Einhorn, echten Liebesköter-Charme. So können sich auch Hundelaien, wie Florian, ein Bild von Neeles Lilly machen, obwohl für mich eigentlich eine gewisse Rottweiler-Dame mit dem putzigen Namen Pauline präsenter und eindringlicher ihre Pfoten in die Handlung gemischt hat.


Fazit
Das Debüt der Trierin punktet mit den witzigen Anekdoten aus dem Leben eines jungen Mannes, der sich selbst gerne als Alpha-Tier sieht, aber im Grunde seines Herzens viel zu gemütlich ist, um ernsthaft mit anderen Geschlechtsgenossen um ein Territorium zu streiten.


4 5 Sterne


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