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Kategorie: Krimis

Hercule Poirot ist zurück! Agatha Christies berühmteste Romanfigur ermittelt in einem neuen Fall.

Als im Londoner Hotel Bloxham drei Gäste vergiftet aufgefunden werden, ist Hercule Poirots Scharfsinn gefragt. Wer steckt hinter den wohlinszenierten Morden? Und was hat es zu bedeuten, dass man bei allen drei Leichen einen Manschettenknopf mit dem Monogramm PIJ findet? Ein kniffliger Fall, der Poirot zu Hochleistungen anspornt.

 

Die Monogramm Morde 

Originaltitel: The Monogram Murders
Autor: Sophie Hannah
Übersetzer: Giovanni und Ditte Bandini
Verlag: Atlantik
Erschienen: 09/2014
ISBN: 978-3455600162
Seitenzahl: 336 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Im Grunde ist zum Fall selbst beinahe alles gesagt und er ist auch gar nicht das Wichtigste an diesem Buch. Viel spannender ist doch die Frage, was es mit einem schon viele Jahre toten, am Ende selbst zum Mörder gewordenen Meisterdetektiv macht, wenn sich fast 50 Jahre nach dessen letzter Ermittlung eine andere Autorin seiner annimmt und ihm einen neuen Fall vorsetzt. Nun, natürlich nimmt er die Herausforderung an und kehrt zurück ins London des Jahres 1929, wo er in beeindruckender Weise einen wahrhaft komplizierten Mordfall zu lösen vermag.

Sophie Hannah hat in meinen Augen alles richtig gemacht, der Agatha-Christie-Fan findet mit Die Monogramm-Morde einen überaus klassischen, über weite Strecken typischen Detektivroman vor, in dem er ein (hoffentlich bald fortgesetztes) Wiedersehen mit einer weltberühmten Persönlichkeit feiern kann. Übrigens ist Hercule Poirot die erste und bisher einzige fiktive Figur, für die eine Todesanzeige auf der Titelseite der New York Times geschaltet wurde!


Stil und Sprache
Sieht man einmal davon ab, dass Agatha Christie deutlich weniger Seiten – ca. 150 bis 200 - benötigte, um ihre Kriminalfälle zu entwickeln und aufzulösen, so hat Sophie Hannah durchaus ein würdiges Erbe angetreten. Wie früher auch erzählt nicht Poirot selbst die Geschichte, sondern lässt einen nur am Rande beteiligten Dritten aus dessen Rückschau berichten. Hier ist es der junge Scotland Yard-Beamte Edward Catchpool, mit dem sich Poirot angefreundet hat und der ihn zur Ermittlung hinzuzieht. Das ermöglicht auch kritische Gedanken und die Auseinandersetzung mit Poirots Verhaltensweisen und macht viel Spaß. Besonders bemerkenswert ist mir aufgefallen, dass es der Autorin (und natürlich den Übersetzern) gelungen ist, die oftmals etwas umständlichen Formulierungen und (heutzutage) ungebräuchlichen Worte und Wendungen im Großen und Ganzen durchzuhalten, das dürfte nicht ganz einfach gewesen sein. Schon allein sprachlich fühlt man sich sofort in einen „echten“ Agatha-Christie-Roman hineinversetzt, etliche Formulierungen lassen einen gelegentlich schmunzeln und insgesamt kommt besonders die etwas verstaubte, sehr steife Atmosphäre des Bloxham Hotels gut zur Geltung.

Ein Krimi braucht aber auch Spannung. Natürlich erwartet man bei Hercule Poirot keine atemlosen Verfolgungsjagden oder spektakuläre Mordmethoden, aber ein bisschen Kitzel darf schon sein. Hier hätte Sophie Hannah durchaus etwas mutiger sein dürfen, das zu lösende Rätsel ist zwar sehr vielschichtig, aber gerade dessen Auflösung, auf die es ja bei Poirot ankommt, ist dann doch etwas langatmig geraten. Hier wäre weniger vielleicht mehr gewesen. Aber das lässt sich ja für die Zukunft noch verbessern …


Figuren
Hercule Poirot ist schon ein ganz besonderer Detektiv und mit vielen, teils merkwürdigen Ticks ausgestattet, angefangen mit seiner optischen Erscheinung und gipfelnd in seiner doch sehr selbstbewussten Einschätzung seiner Qualitäten inklusive der „kleinen grauen Zellen“, die mindestens zwei- bis dreimal pro Kapitel Erwähnung finden. Erstaunlicherweise gelingt der Autorin seine Darstellung ausgesprochen gut, man weiß sofort, wen man vor sich hat und ist überzeugt, das muss der echte Poirot sein. Statt Hastings, der ja schon nicht immer leicht von Begriff war, bekommt Poirot nun den jungen, unerfahrenen Beamten Edward Catchpool an seine Seite und an ihm kann er sich richtig beweisen. Catchpool ist nicht nur etwas begriffsstutzig, sondern hat auch noch mit unschönen Kindheitserlebnissen zu kämpfen. Letztere hätten allerdings in einem Originalkrimi mit Sicherheit keinen Platz gefunden, ein echter Brite hätte sich diese Blöße niemals gegeben.

Es gibt außerdem etliche Nebenfiguren, die mir allerdings teilweise nicht ganz so gut gefallen haben. Jennie zum Beispiel, mit der alles beginnt, hat von Anfang an ganz offensichtlich etwas zu verbergen. Sie ist genau wie Samuel Kidd zu durchsichtig und in vielen Details überzeichnet dargestellt. Aber das sind Kleinigkeiten angesichts der großen Aufgabe, eine stilechte Fortsetzung einer meisterlichen Serie zu erschaffen und im Wesentlichen macht Sophie Hannah ihre Sache sehr gut.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch mit hellblauem Schutzumschlag zeigt auf den ersten Blick, was sich zwischen den Deckeln verbirgt: Poirots typischer Schnurrbart und sein Hut schmücken das Cover, dazu der klassische Schriftzug mit dem Namen seiner Schöpferin. Innen gibt es 25 nummerierte und mit Überschriften versehene Kapitel sowie einen kurzen Epilog, der einige Tage nach Aufklärung des Falles spielt.


Fazit
Fast 50 Jahre nach Hercule Poirots Tod ersteht er wieder auf und ist sofort in Bestform! Wer klassische Krimis mit vielschichtigen Rätseln mag, ist hier gut aufgehoben. Für Fans sowieso ein Muss, für alle anderen eine Empfehlung.


4 5 Sterne


Hinweise
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