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Eine brutale Mordserie an jungen Frauen zieht durch Deutschland. Nicolas Eichborn und Helen Wagner vom BKA werden mit dem Fall beauftragt, während ihrer Ermittlungen stellen sie fest, dass einige der Opfer Mitglieder bei „New Horizon“ waren, einem Unternehmen mit sektenähnlichen Strukturen. „New Horizon“ verspricht seinen Kunden, dass sie durch Bewusstseinserweiterung leistungsstärkere und bessere Menschen werden, in Wahrheit geht es aber um Gehirnwäsche. Im Laufe der Nachforschungen  stoßen Eichborn und Wagner auf ein Forschungsprojekt, das seine Anfänge zu Zeiten des Kalten Krieges hatte und dessen Ziel es war, durch Bewusstseinsmanipulation den perfekten Killer zu erschaffen. Schon bald erfahren sie, dass dieses Programm immer noch existiert …

 

Das Programm 

Autor: V.S. Gerling
Verlag: bookspot
Erschienen: 07/2014
ISBN: 978-3956690174
Seitenzahl: 448 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Nicolas Eichborn ist nach Meinung seines Chefs eigentlich gar nicht diensttauglich. Da er aber dringend gebraucht wird, spannt er ihn mit der Psychologin Helen Wagner zusammen und lässt ihn sozusagen „unter Aufsicht“ ermitteln. Nachdem die beiden herausgefunden haben, dass zwei der Mordopfer Mitglieder bei „New Horízon“ waren, beginnt ein Katz- und Maus-Spiel mit dessen Gründer, bei dem irgendwann niemand mehr weiß, wem er noch trauen kann …

Nicolas Eichborn und Helen Wagner – eines der besten Ermittlerteams seit langem. Der Fall – spannend und unvorhersehbar, dabei an Tatsachen zumindest angelehnt. Eine neue Serie – ganz nach meinem Geschmack!


Stil und Sprache
Alles beginnt mit dem „Vorspiel“, einem kurzen Prolog, der den grausamen ersten Mord schildert. Danach erzählt überwiegend Nicolas Eichborn in der Ich-Form seine Sicht der Dinge, gelegentlich unterbrochen von kurzen Kapiteln, an deren Handlung er nicht unmittelbar beteiligt ist. Als Überschrift zu jedem Kapitel findet sich außerdem ein Zitat aus diesem, zum Beispiel „Ich werde sie versetzen.“ (Kriminaldirektor Schranz) über Kapitel eins.

Spannung wird vor allem über schnelle Perspektivwechsel aufgebaut, es passiert viel und immer wieder gibt es kleine Überraschungen. Und wenn man meint, der Rückentext verrät schon viel, dann irrt man sich gewaltig, denn hinter der auf den ersten Blick nicht allzu komplizierten Idee verbirgt sich noch deutlich mehr. Und auch wenn man am Ende der Geschichte angekommen ist, passiert in den wenigen Absätzen des „Nachspiels“ noch eine ganze Menge.

Stilistisch heben sich Thriller ja häufig nicht sehr voneinander ab, es geht um Action, schnelle Perspektivwechsel und viel Tamtam, dabei bleiben Besonderheiten eher selten. V.S. Gerling gibt sich aber nicht mit bloßen Beschreibungen zufrieden, vielmehr würzt er seine Geschichte mit staubtrockenem Humor in Gestalt von Ermittler Nicolas Eichborn, dessen Sarkasmus und Ironie einen beim Lesen immer wieder zusammenzucken und manchmal laut auflachen lassen. In gepfefferten Dialogen besonders mit Vorgesetzten nimmt er jedes Fettnäpfchen mit und lässt keine Gelegenheit aus, sich unsympathische Zeitgenossen so richtig vorzuknöpfen. Lesenswert sind aber genauso seine Gedanken zu einzelnen Szenen: „Von weitem sah es so aus, als würde Marnitz mit der Leiche reden. Aber vielleicht bildete ich mir das auch ein. Als wir bei ihm ankamen, schwieg er. Die Leiche auch.“ (S. 49). Einfach herrlich!


Figuren
Wie schon erwähnt ist Nicolas Eichborn ein oftmals unbequemer Zeitgenosse, besonders seinen Chef treibt er ein ums andere Mal zur Weißglut mit seinen treffsicheren, aber oft unbeliebten Kommentaren. Abgesehen davon ist er aber ein absolut sympathischer Mensch mit Ecken und Kanten, die er oft genug selbst aufs Korn nimmt. Seine Partnerin (bald auch nicht nur beruflich) Helen Wagner ist eindeutig die Besonnenere der beiden, auch wenn sie durchaus Vorschriften auf ihre Weise auszulegen weiß. Aber immerhin ist sie weniger draufgängerisch und dafür diplomatischer veranlagt als Nicolas Eichborn. Zusammen sind sie fast unschlagbar und ein echtes Traumteam. Eine Entdeckung!

Aber auch die Nebenfiguren wissen zu überzeugen, allen voran Eichborns Chef, Kriminaldirektor Schranz, der sich über die gut 440 Seiten hinweg vom steifen Büromenschen zum echten Chef entwickelt, der immer hinter seinen Leuten steht, und am Ende beinahe ein Freund für Nicolas Eichborn wird. Gut gefallen hat mir auch Leonard König, der aalglatte Schönling und Kopf von „New Horizon“. Er lässt sich nur schwer in die Karten schauen und bleibt lange geheimnisvoll, aber auch ein echter Gegner für Nicolas Eichborn. Insgesamt gibt es eine Menge höchst spannender Figuren in diesem Thriller, von denen ich einige gern „wiederlesen“ würde …


Aufmachung des Buches
Das großformatige Taschenbuch ist in Klappbroschur aufgemacht und zeigt das verzerrte Gesicht eines Mannes, auf dessen Stirn Elektroden befestigt sind. Der Titel ist in leicht erhaben geprägtem Spotlack ausgeführt und bietet so einen guten Kontrast zum ansonsten schwarzen Hintergrund. Innen gibt es zwischen „Vorspiel“ und „Nachspiel“ insgesamt 91 kurze Kapitel, die wiederum auf vier große Teile aufgeteilt sind („Phase I – IV“).


Fazit
Lässt man sich von dem etwas sperrigen Titel und dem wenig gefälligen Covermotiv nicht abschrecken, bekommt man mit diesem Thriller nicht nur echte Spannung, sondern auch einen derart staubtrockenen Humor serviert, dass man schon lange vor dem letzten Kapitel auf eine Fortsetzung hofft. Unbedingt lesen!


4 5 Sterne


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