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Und ich erzähle und erzähle und mogele hier und da ein bisschen. 
Ihr merkt das gar nicht! 
Ihr könnt gar nicht genug davon bekommen. 
Super g.! 

Ein Partykeller in der Reihenhaussiedlung. Vier Jungs, die Bierpong spielen. Dann der durchgeknallte Einfall: Einer von ihnen wird sich für den Rest der Nacht als Mädchen verkleiden. Und so ziehen sie los – ins ChackaBum!, in die Disco am Stadtrand. Und Miguel, der nun Miguela ist, freundet sich in seiner neuen Rolle mit dem Jungsschwarm seiner Schule an: Candy. Ihr Fast-Ex sorgt schließlich dafür, dass eine scheinbar lustige Idee völlig außer Kontrolle gerät ... 

 

Mogel 

Autor: Nils Mohl
Verlag: rororo rotfuchs
Erschienen: 1. Oktober 2014
ISBN: 978-3499215377
Seitenzahl: 208 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe

 

Die Grundidee der Handlung
Der 15-jährige Miguel ist mit seinen Eltern in eine Reihenhaussiedlung gezogen und hat seine Freunde, die am Stadtrand in der heruntergekommenen Hochhaussiedlung wohnen, zurücklassen müssen. Nun das erste Treffen und  keiner weiß so recht, damit umzugehen. Zur Strafe, dass es nur alkoholfreies Bier gibt, muss Miguel sich als Mädchen kleiden. Unterstützung erhalten sie bei dieser Verwandlung von der Schwester eines der Jungs. Aus Miguel ist Miguela geworden. Und folgerichtig erhält das Jungspublikum unter den Lesern einen Einblick in das Leben von Mädchen -  was es z.B. heißt, abends in der Disco "Freiwild" zu sein.

Vordergründig geht es um einen sogenanntem "Dummejungenstreich", aber hintergründig eher darum "Wer bin ich?" Und "Was wäre wenn... ?".  Einerseits ein interessanter Ausgangspunkt, andererseits nimmt die Geschichte eine Wendung (Erpressung), deren Fortgang und Lösung mir nicht gefällt. Dennoch regt die Lösung, die keine ist, zum Nachdenken an und führt hoffentlich zu angeregten Diskussionen zum richtigen Umgang mit Erpressung. 


Stil und Sprache
Mohl fällt sozusagen mit der Tür ins Haus; wir erleben Miguel nach seiner Verwandlung zum Mädchen in einer unangenehmen Situation. Danach gibt es einen Rückblick, wie es zu dieser Verwandlung überhaupt gekommen ist. Anschließend wird chronologisch weitererzählt. Der Ich-Erzähler Miguel bedient sich des Präsens, um seine Leser ganz nahe beim Geschehen zu halten und lässt sie nie mehr wissen, als er selbst auch mitbekommt. Es gibt keinen 2. Erzählstrang, obwohl die Jungs mal kurz getrennt werden. Die Ereignisse werden dann nachgereicht. Klar, dass der Autor Jugendsprache nutzt, aber das ist natürlich so eine Sache, denn die kann schnell veraltet wirken oder aufgesetzt. Die Gratwanderung ist ihm nicht immer gelungen; mich hat gestört, dass Miguels Bericht stellenweise einfach zu abgeklärt und reif wirkt, auch, aber nicht nur, sprachlich. Zunächst plätschert die Handlung so vor sich hin, aber durch die veränderte Realität macht es Spaß, Miguel durch die Nacht zu folgen, die Atmosphäre stimmt hundertprozentig. Spannung  kommt auf, als es um die Erpressung geht. Die Auflösung überzeugt, wie bereits oben erwähnt, nicht wirklich und man hätte sich nach diesen eigentlich aufwühlenden Ereignissen ein weniger banales Abschlusskapitel gewünscht. Da hat der Autor richtig Potential verschenkt. 

Figuren
Das Figurenensemble ist überschaubar und leider nicht klischeefrei: der Verkäufer an der Tankstelle ist unansehnlich, die Schulschönheit macht Kaugummiblasen und ihr Freund trägt den eindeutig zweideutigen Spitznamen "Hengst". Ein bisschen zuviel des Guten. Auch Miguels Freunde sind nicht hinreichend ausgearbeitet, sie wirken etwas stereotyp, der eine redet nicht viel, kommuniziert nur über SMS, der andere hat zuviel Kraft und ist etwas langsam beim Denken. Authentischer wirken richtige Nebenfiguren wie Kitty und Domino, die beiden Mädels, die Miguel in ein Mädchen verwandeln. Miguel selbst wirkt erstaunlich erwachsen in seinen Ansichten und der Art wie er seine Umwelt wahrnimmt; allerdings nicht in seinem Verhalten. Auch erfährt er keine innere Entwicklung, was angesichts des Themas (Erwachsen werden) erstaunt.

Bleiben noch Candy und "Hengst" - weshalb man Candy sympathisch finden soll, bleibt mir ein Rätsel. Ihr Verhalten ist zwar nachzuvollziehen, sollte aber zumindest kommentiert werden und nicht einfach hingenommen. "Hengst" erfüllt das Klischee vom Sohn mit reichen Eltern, ein wenig mehr Differenzierung hätte seiner Figur gut getan. Und was den Erpresser jetzt genau zu seinen Taten bringt, wird auch nicht beleuchtet.

Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass Mohl zwar ein Jugendbuch schreibt, das in der heutigen Zeit spielt, aber eher die eigene Jugend Revue passieren lässt; Verfremdungen vornimmt, um niemanden von damals zu outen, und/oder die Geschichte der heutigen Realität anzupassen. Leider verlieren die Figuren dadurch an Lebendigkeit, Miguel ausgenommen. 


Aufmachung des Buches
Die Klappenbroschur hat die übliche Taschenbuchgröße. Das Cover ist etwas ungewöhnlich, denn der Titel, fünffach wiederholt, nimmt das ganze Cover ein. Eine spotlackierte Diskokugel ersetzt  das "O" in Mogel. Das Buch fällt durch die Farbgebung (kühle Blautöne) zwar auf jedem Büchertisch ins Auge, spricht mich aber nicht an. Gerade die Diskokugel wirkt altbacken und macht nicht wirklich neugierig auf den Inhalt.


Fazit
Wer sich Unterhaltung ohne Tiefgang wünscht, der ist hier richtig.


3 Sterne


Hinweise
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