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Eine Studentin verschwindet spurlos – doch als Will Trent sich an ihre Fersen heftet, wird ihm der Fall mit unerwarteter Heftigkeit entzogen. Amanda Wagner, seine undurchschaubare Vorgesetzte, scheint mit aller Macht verhindern zu wollen, dass sich Will in die Ermittlung einschaltet. Warum? Möchte sie ihn bestrafen oder schützen? Erst als sich Will und Amanda in einem verlassenen Waisenhaus gegenüberstehen, kommt die Wahrheit ans Licht, die nicht nur das lang gehütete Geheimnis um Will Trents Vergangenheit aufdeckt, sondern ein grausames Netz aus Verrat, Korruption und bitterem Hass entlarvt.

 

Bittere Wunden 

Originaltitel: Criminal
Autor: Karin Slaughter
Übersetzer: Klaus Berr
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 09/2014
ISBN: 978-3-7645-0517-2
Seitenzahl: 573 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
In Atlanta verschwinden Prostituierte von der Straße und tauchen irgendwann tot in der Leichenhalle wieder auf. Eigentlich nichts ungewöhnliches, würden sie nicht alle bestimmte Merkmale aufweisen, die einerseits gleich sind, sich in einigen Punkten aber auch widersprechen. Rund 40 Jahre später verschwinden wieder einige Frauen und die Ereignisse weisen eine frappierende Ähnlichkeit mit den Geschehnissen zu Beginn der 70er Jahre auf: sie tragen die Handschrift des damaligen Täters. In Will kommt ein schrecklicher Verdacht auf. Ein Verdacht, der für ihn zur eiskalten Gewissheit wird, als er erfahren muss, dass sein Vater wieder auf freiem Fuß ist - und das nicht erst seit gestern. Instinktiv macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit, doch seine Chefin Amanda versucht mit allen Mitteln, ihn genau davon abzubringen. Denn Will erwartet eine hasserfüllte Wahrheit, die noch viel grausamer, korrupter und brutaler ist, als er es sich je vorstellen könnte. Und so kommt es schließlich zu einem Zusammentreffen, auf das er in keinster Weise vorbereitet ist, und das ihm eine Seite seiner Familie zeigt, die er sich in seinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können.

Gewohnt direkt und unverblümt hat Karin Slaughter Bittere Wunden zu Papier gebracht. Dabei bekommt der Leser oftmals ziemlich starken Tobak zu lesen, der haarscharf an der Grenze zum Geschmacklosen liegt.


Stil und Sprache
Karin Slaughter beginnt den vierten Teil ihrer Georgia-Serie mit Ereignissen, die rund 40 Jahre zurück liegen und den Anfang der Karrieren von Amanda Wagner und Evelyn Mitchel begründen. Das Lesetempo ist zügig und es geht abwechselnd in der Gegenwart und dann wieder in der Vergangenheit durch die Handlung. Ein ständiger Wechsel, der – zugegeben – streckenweise etwas genervt hat, auch wenn diese mit entsprechenden Überschriften gekennzeichnet sind. 

Dabei geht es im personalen Erzählstil – mal von Sara und mal von Will – durch einen emotional aufwühlenden Reigen an Grausamkeiten, blutigen Szenen und derben Dialogen. Die Autorin spart nicht mit Obszönitäten, geht extrem nahe an die Grenze zur Geschmacklosigkeit und auch das Verhalten der Männer gegenüber den Frauen ist mehr als nur fragwürdig. Der Tonfall in diesen Szenen war extrem anstößig und ihr Verhalten reicht von widerwärtig bis hin zu übergriffig. Auf diese Weise zeichnet die Autorin ein Bild, das im krassen Gegensatz zu dem steht, wie sich die beiden Frauen in der Gegenwart verhalten. Die Handlung in den Jahren 1974 und 1975 zeigt aber auch, wie die beiden Polizistinnen zu dem geworden sind, wie sie heute sind. Dabei werden viele Fragen aus den letzten drei Bänden der Georgia-Serie fast wie von selbst beantwortet. Mittels Szenenwechseln, die erst ziemlich weit auseinanderliegen und dann immer schneller geschehen, steigert Karin Slaughter gekonnt die Spannung von Seite zu Seite, ehe sie am Ende aufgelöst wird.


Figuren
Die Figuren sind gewohnt vielschichtig, gegensätzlich, ein paar davon langweilig und manche auch etwas unheimlich. Karin Slaughter bringt die unterschiedlichsten Typen zusammen und verlangt ihnen so einiges ab.

Will beginnt langsam aber sicher zu begreifen, dass er mit Sara eine bedingungslose Liebe und Leidenschaft erlebt, die er so bis dahin nicht kannte. Zwar heißt das für ihn auch, viele Unsicherheiten und Geheimnisse zu haben, doch er ist andererseits auch bereit, sich Stück für Stück vor zu wagen, ist Saras Verhalten ihm gegenüber doch eindeutig ermunternd. Die Angst, im Grunde so ein Monster zu sein wie sein Erzeuger, lässt ihn innerlich noch immer erstarren, doch es wird auch mehr als deutlich, dass er einen neuen Weg einschlagen will. Einen Weg, den er mit Sara gehen will.

Amanda Wagners Wandel von der unsicheren 25-jährigen Frau, die vor den Männern am liebsten kuscht und sich so gut wie nichts zutraut, wird auf beeindruckende Weise von Karin Slaughter dargestellt. Ehrlich gesagt, ich hätte es diesem Charakter gar nicht zugetraut, dass sie einmal so ein ängstliches Wesen war. Heute ist sie eine kompromisslose Frau, die sich zu behaupten weiß und ihre Mannschaft fest im Griff hat. Und dennoch zeigt sie in einer Szene mit Will auch eine gewisse Weichheit und gibt Einblicke in sich, die sie nur extrem selten gewährt. Das hat mich stark beeindruckt und teilweise mit ihrem Verhalten wieder versöhnt.


Aufmachung des Buches
Das Buch hat einen Schutzumschlag, der mich einfach fasziniert. Die Farbkombination Hellgrau, kräftiges Rot und Schwarz hat einfach etwas für sich. Aber der absolute Eyecatcher ist die aufgeplatzte Kastanie in der unteren Coverhälfte. Schön stachelig, rot eingefärbt und mit ein paar Blutspritzern verziert macht sie vor dem hellen Hintergrund absolut was her. Hält man das Buch dann noch leicht schräg, glänzt sie wie auf Hochglanz poliert. Und fährt man mit den Fingern darüber, kann man eine zarte Struktur spüren. Alles zusammen total gegensätzlich – aber was für ein Effekt! Auf der Rückseite des Buches gibt es eine Kurzfassung über den Thrillerinhalt.


Fazit
Ich muss ehrlich gestehen: ich kann mich der allgemeinen Lobpreisung für diesen Thriller nicht unbedingt anschließen. Keine Frage, die Handlung ist spannend, psychologisch raffiniert, und unterhaltend, und die richtige Portion Brutalität ist auch vorhanden. Doch mir hat der Pfiff gefehlt, den Karin Slaughter sonst in ihren Werken zwischen den Zeilen hat. Schade, aber von dem Buch habe ich mir eindeutig mehr erwartet.


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Verstummt
Band 2: Entsetzen
Band 3: Tote Augen
Band 4: Letzte Worte
Band 5: Harter Schnitt
Band 5.5: Stiller Schmerz

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