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Jedes Buch hat geheime Seiten

„Während sie die Stufen zur Bibliothek hinablief, konnte Furia die Geschichten schon riechen: den besten Geruch der Welt.“

Furia Salamandra Faerfax lebt in einer Welt der Bücher. Der Landsitz ihrer Familie birgt eine unendliche Bibliothek. In ihren Tiefen ist Furia auf der Suche nach einem ganz besonderen Buch: ihrem Seelenbuch. Mit ihm will sie die Magie und die Macht der Worte entfesseln.
Noch weiß sie nicht, in welch tödlicher Gefahr sie schwebt. Denn Furias Familie wird von mächtigen Feinden bedroht - und die trachten auch ihr nach dem Leben. Der Kampf gegen die Herrscher der Bibliomantik und die Entschreibung aller Bücher beginnt ...

Ein magischer Roman voller phantastischer Abenteuer

 

Die Seiten der Welt 

Autor: Kai Meyer
Verlag: FJB
Erschienen: 25.09.2014
ISBN: 978-3-8414-2165-4
Seitenzahl: 560 Seiten

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Die Grundidee der Handlung

Die Kurzbeschreibung des Verlags ist treffend verfasst und offenbart gerade so viel, dass die Neugier geweckt wird, ohne der Geschichte zu viel vorweg zu nehmen, weshalb ich dieser nichts mehr hinzufügen möchte. Kai Meyer hat mit "Die Seiten der Welt" eine fabelhafte Geschichte zu Papier gebracht, die das Herz jedes Buchliebhabers und Fantasy-Fans höher schlagen lässt, die Idee dahinter ist absolut gelungen und spannend umgesetzt. Also nimm das dem Buch beiliegende Lesezeichen in die Hand, denn es ist die Eintrittskarte in eine wunderbare Welt der Bücher: Libropolis!


Stil und Sprache
Erzählt wird die Geschichte in dritter Person aus Sicht verschiedener für die Handlung wichtiger Figuren, wobei das Hauptaugenmerk ganz klar auf der Protagonistin Furia Salamandra Faerfax liegt. Der Erzählstil ist ihrem Charakter entsprechend lebendig und flott, die Sprache nicht selten poetisch und immer von atmosphärischer Dichte: "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie." (Seite 9). Wechselt die Perspektive, beispielsweise zu Mater Antiqua, ist dies auch am Erzählstil ersichtlich, denn dieser wirkt deutlich distanzierter, kälter.

Schon auf den ersten Seiten wird klar, dass die Bibliothek in den Katakomben unter der Residenz - in der Furia mit ihrem Vater, ihrem Bruder und den Hausangestellten lebt - keine gewöhnliche ist. Origami-Vögel halten den Staub in Schach, Buchstaben purzeln durch die Gegend und bilden Wörter, ein Schimmelrochen bedroht die Bücher sowie Furia: "Und vielleicht war diese Bibliothek genau das: ein ganzes Universum von Welten, die noch entdeckt werden wollten." (Seite 13).
Die Spannung folgt der bezaubernden Faszination der von Kai Meyer geschaffenen Welt auf dem Fuße, denn schon eilt der Leser mit Furia durch die düsteren, engen Gänge der Bibliothek auf der Flucht vor besagtem Schimmelrochen. Sobald ordentlich Tempo in die Geschichte gekommen ist, gibt es kaum noch Gelegenheit zum Luftholen, denn die Ereignisse überschlagen sich regelrecht und bringen Furias Leben ziemlich durcheinander. Dabei sollte sich der Leser nicht in Sicherheit wiegen, denn von einigen liebgewonnenen Figuren muss man sich im Laufe der 560 Seiten auch wieder verabschieden - und das nicht nur, weil das Buch irgendwann zu Ende ist. Der emotionale Stil tut sein Übriges dazu, dass man daher nicht selten einen Kloß im Hals verspürt und kräftig schlucken muss, bevor man weiterlesen kann. Überhaupt deckt Kai Meyer die gesamte Palette an Gefühlen ab und sorgt für eine Achterbahnfahrt zwischen Wut, Trauer, Sorge, Angst, Zuneigung, Liebe und Hass. Das Ende des Buches ist absolut gelungen: es lässt Platz für eigene Gedanken, beantwortet aber dennoch alle wichtigen Fragen - zumindest fast, aber lest selbst ...


Figuren
Furia Salamandra Faerfax ist gerade einmal 15 Jahre alt, als sie plötzlich mehr oder minder auf sich allein gestellt ist und ihren fünf Jahre jüngeren Bruder aus den Händen skrupelloser Geschöpfe befreien muss. Dass dahinter weit mehr steckt, als sie geahnt hat, erfährt sie erst nach und nach. Dabei entwickelt sie sich stetig weiter, muss aber zwischenzeitlich aufpassen, dass sie nicht abrutscht und ihren Grundsätzen treu bleibt.
Ihr Bruder Pip hat Angst vor Clowns, und damit diese ihn nicht finden, schminkt er sich täglich wie einer - wo sonst könnte man einen Baum auch besser verstecken, als in einem Wald? Wirkt dieses Verhalten zunächst übertrieben, werden Pips Beweggründe schon bald nachvollziehbar und der kleine Kerl wächst einem richtiggehend ans Herz.

Besonders herrlich sind die Szenen, in denen Furias Leselampe und der gemütliche Lesesessel zu Wort kommen, denn die beiden sind einfach nur zu lustig! Ich hätte nie gedacht, dass man Möbel in einem Buch liebgewinnen kann, doch so ist es! Aber auch die Köchin Pauline, der eigenwillige Chauffeur der Familie Faerfax Sunderland und weitere Figuren wie Cat, Finnian, Isis und Celestian sind mit viel Empathie ausgearbeitet.


Aufmachung des Buches
Dass ein Buch, das man schon als Hommage an das gedruckte Wort bezeichnen könnte, als fest eingebundenes Exemplar mit einem geprägten und mit hochglänzenden Applikationen versehenen Schutzumschlag versehen auf den Markt kommt, versteht sich von selbst. Auf ein Lesebändchen wurde allerdings verzichtet, dafür befindet sich ein ansprechend gestaltetes Lesezeichen zwischen den Seiten, das sogar Bestandteil der Geschichte ist. Eine schöne Dreingabe!


Fazit
Kai Meyer hat mit "Die Seiten der Welt" ein Buch über Bücher geschrieben. Sicherlich keine neue Idee, aber die Umsetzung ist einzigartig und zeugt von (s)einer Liebe zum gedruckten Wort, von unerschöpflicher Fantasie und dem richtigen Gespür für Spannung und atmosphärische Dichte.


5 Sterne


Hinweise
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