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Kein Urteil. Keine Grenzen. Keine Scham.
Die 35-jährige Kellnerin Cassie führt seit dem Tod ihres Mannes ein recht eintöniges Leben in New Orleans. Als sie eines Tages im Café ein Notizbuch findet, das eine geheimnisvolle Frau vergessen hat, ändert dies plötzlich alles. Die ausschweifenden sexuellen Bekenntnisse in dem Buch faszinieren sie und führen sie schließlich zu S.E.C.R.E.T., einer geheimen weiblichen Gesellschaft. Sie leitet Frauen in zehn Schritten zur sexuellen Erfüllung an. Zunächst zögert Cassie, doch dann wird auch sie Mitglied, und ihre intimsten Sehnsüchte werden wahr.

 

SECRET 1 

Originaltitel: S.E.C.R.E.T.
Autor: L. Marie Adeline
Übersetzer: Nicole Hölsken
Verlag: Heyne
Erschienen: 13.01.2014
ISBN: 978-3453545649
Seitenzahl: 304 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Fünf Jahre ist es schon her, dass Cassie Robichaud mit einem Mann intim war und mittlerweile fühlt sich die Witwe, die bei einem kleinen Kellnerjob in New Orleans schuftet, nicht mehr begehrenswert und absolut abgebrannt. Als eine Stammkundin beim Gehen ein kleines Büchlein mit roten Samtumschlag vergisst und die neugierige Finderin einen kurzen Blick hineinwirft, offenbart sich ihr eine Welt voller erfüllter körperlicher Aktivität. Als Cassie bei nächster Gelegenheit die heiße Ware rechtmäßig zurückgibt, wird sie eingeladen Teil einer Gesellschaft von Frauen zu werden, die sexuelle Unsicherheit und Frustration nicht duldet. Durch einen 10-Schritte-Plan soll aus einem kümmerlichen Mauerblümchen ein strahlender Männerfresser gemacht werden. Sie nennen sich S.E.C.R.E.T. und ihr Erkennungszeichen ist ein goldenes Armband mit filigranen Charms, die bei erfolgreicher Auslebung der erotischen Fantasien feierlich überreicht werden. Wird Cassie den Mut finden und alle Schritte meistern?

Die Idee einer clubähnlichen Organisation mit dem einzigen Ziel, Frauen zu mehr Spaß im Bett zu verhelfen, wirkt erst einmal seltsam. L. Marie Adeline hat aber sowohl mit der Finanzierungsform, als auch mit der Motivation der jeweiligen Begleiterinnen für die besondere Hilfe ein spannendes Szenario geschaffen, von dem sich bestimmt viele Leserinnen unter die Fittiche nehmen lassen wollen.


Stil und Sprache
„Aber glaub mir, wenn ich dir versichere, dass es hierbei ausschließlich um Sex geht. Um Lust und Sex. Liebe, mein Herzchen, ist eine vollkommen andere Angelegenheit.“ (S.167) Was hier aus dem Munde von Cassies Lehrerin wahrlich prickelnd und ungezügelt klingt, liegt in Wirklichkeit jedoch nur in abgeschwächter Form vor. Die Fantasien, welche die Protagonistin vorher auswählen durfte, beispielsweise einmal als Prinzessin behandelt zu werden oder mit verbundenen Augen die Kontrolle zu verlieren, klingen an sich reizvoll und sorgen für kribbelige Vorfreude. Leider nimmt sich die Autorin für die Vorbereitung, z.B. die Anreise mit einer Limousine und die Beschreibung des jeweiligen Ortes viel mehr Zeit, als für die Fantasie an sich, sodass die Fahrt durch die Kapitel metaphorisch langsam an Tempo gewinnt und dann plötzlich abrupt auf die Bremse gedrückt wird. Trotz Cassies langer Durststrecke artet es an mancher Stelle schon fast in einen Schnelldurchlauf von „Auskleiden, Kontakt zum Liebhaber, Gipfel der Lust, Ankleiden“ aus, dabei fehlt das Stimmungsvolle oft komplett. Positiv ist allerdings, dass die Autorin die Zwischensequenzen, also das Privatleben der Protagonistin im Café ebenso kompakt, sowie mit geradlinigen Schreibstil erzählt und die Geschichte nicht unnötig in die Länge zieht.

Die unterschwellige Botschaft, dass man bei erotischer Melancholie den Weg zu sich selbst am besten mit Hilfe von Gleichgesinnten findet und Ängste nicht verschweigen sollte, hat auf jeden Fall eine tiefsinnigere Aussage als die zahlreichen Geschichten, die nur mit dem Vermögen und Luxusvillen in florierenden Städten von Millionären funktionieren. Ich bin gespannt, ob sich dieser bodenständige Stil im zweiten Teil, der im Februar bereits erschien, fortsetzt oder die Autorin ihrer Protagonistin mehr Extravaganz gönnt.


Figuren
„Jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte die brauen Aura erkennen, die sich über mich gelegt hatte wie die Staubschicht der Niederlage.“ (S.73) So beschreibt sich die Protagonistin selbst, die mit ihren 35 Jahren aber eine beneidenswerte Figur zur Schau trägt und eigentlich ein wahrer Männertraum ist, wenn sie nur endlich ihre Unsicherheit nach der langen und unliebsamen Ehe ablegen könnte. Die Beziehung zu dem trinksüchtigen Scott, der sie am Schluss sogar mehrfach schlug, hat Spuren hinterlassen, was von der Autorin glaubhaft dargestellt wurde, schließlich gibt es viele Frauen dort draußen, die sich nicht von ihren Gatten trennen können, wenngleich der Umgang mit ihnen schädlich ist.

Die aufregenden Männerbekanntschaften, die Cassie durch die speziellen Fantasien begleiten, bleiben für uns Leser genauso fremd wie für die Protagonistin. Einige sind regelrecht nur gesichtslose Mittel zum Zweck, also „Lustmaschinen“, die nach getaner Arbeit wieder den Raum verlassen, was mir eindeutig zu anonym war. Mit zwei von ihnen, nämliche Jesse und Pierre, gerät zwar ein kurzes Gespräch in Gang, was Cassies Schmetterlinge im Bauch sofort beflügelt, aber im Grunde sind wir uns alle bewusst, dass nur ein Mann für sie in Frage kommt: ihr Chef und Kumpel Will.  Dieser arbeitet hart dafür, dass sein kleines Café grüne Zahl schreibt und hat seiner Kellnerin von Anfang an Avancen gemacht, welche Cassie aber in ihrer Witwen-Lethargie abschmetterte. Nun ist er mit einer anderen Kollegin liiert, doch die flippige Tracina ist offensichtlich nur eine Übergangslösung – werden die beiden noch zueinander finden?

Matilda sieht sich als eine Art Sexualtherapeutin, die mit ihren fast 60 Jahren als Vorsitzende im Komitee von S.E.C.R.E.T. fungiert und ein wachsames Auge über Cassies Ausbildung und Gemütszustand hat. Ihr Einfluss auf die Handlung ist demnach enorm, deshalb sollte sie auch nicht verschwiegen werden, obwohl sie lediglich als Bindeglied zwischen der realen Welt und der fantasievollen Spielwiese dient.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist auf der Vorderseite sehr edel mit einem lackartigen, glänzenden Schwarz versehen und lässt die matte Blume beinahe aus dem Cover hervortreten. Die Wahl der Lilie, welche seit jeher mit Reinheit und Unschuld gleichgesetzt wird, spiegelt Cassies Charakter zu Beginn ihrer Reise optimal wieder. Unter dem Klappendeckel befindet sich dann nur das weiße Papier, weswegen meiner Meinung nach entweder auf die Klappe verzichtet oder das Cover erneut aufgegriffen werden könnte, um den positiven Eindruck der Gestaltung von außen fortzuführen.


Fazit
Fans von ungehemmter Lust mit ausschweifenden Ausschmückungen der sexuellen Akte werden hier nicht auf ihre Kosten kommen, aber als Einsteigerroman in dieses Genre ist es nahezu perfekt und verströmt eine ruhige, unaufdringliche Erotik!


4 Sterne


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