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Nach dem Ende einer langen Beziehung reist Hannah nach Umbrien, um das Erbe ihrer geliebten Tante Eli anzutreten: ein verwunschenes Häuschen voller Geheimnisse. Die Apfelbäume stehen in voller Blüte und Hannah fühlt sich auf Anhieb wohl, auch wenn ihr einige der Dorfbewohner zunächst mit Misstrauen begegnen. Beim Aufräumen des Hauses fallen ihr Briefe in die Hand, die von Elis Jugend erzählen, und bald beginnt Hannah zu ahnen, dass ihre Familiengeschichte eng mit dem Dorf verbunden ist - und mit Matteo, dem geheimnisvollen Apfelsammler, dessen Leidenschaft das Züchten alter Apfelsorten ist. Und so sucht sie fortan seine Nähe.

 

Der Apfelsammler HB 

Autor: Anja Jonuleit
Sprecher: Maja Schöne / Marion Martienzen
Verlag: Der-Audio-Verlag
Erschienen: Juli 2014
ISBN: 978-3-86231-383-9
Spieldauer: 464 Minuten, 6 CDs; gekürzte Lesung


Die Grundidee der Handlung
Hannah hat genug: Ihr verheirateter Geliebter will sich entgegen aller Versprechungen nicht von seiner Familie trennen und vertröstet sie. Da kommt ihr gerade entgegen, dass sie nach Umbrien fahren muss, um sich um die Hinterlassenschaft ihrer Tante Eli zu kümmern. Die Fotografin und Journalistin kann nicht verstehen, weshalb sich Eli gerade in diesem Dorf niedergelassen hat. Das alte Sommerhäuschen ist nicht gerade komfortabel und auch die Dorfbewohner scheinen alles andere als entgegenkommend. Dennoch kann sich Hannah dem Zauber der Gegend kaum entziehen. Besonderes Interesse erregt der knurrige Apfelsammler Matteo: Obwohl er Hannah gegenüber sehr abweisend reagiert, lässt sie sich von ihm als Erntehelferin engagieren. Die junge Frau will über Matteo einen Artikel schreiben und die mystischen Fotos hinzufügen, die sie in seinem Apfelgarten geschossen hat. Beim Räumen von Elis Sachen stößt Hannah auf einen Briefentwurf. Sie erkennt, dass Eli ihr ganzes Leben darin schildert - vieles, was Hannah nicht wusste. Nach und nach bekommt die junge Frau ein ganz anderes Bild ihrer geliebten Tante und muss erkennen, dass vieles nicht so war, wie sie geglaubt hatte.

Anja Jonuleit versteht es ausgezeichnet, zwei verschiedene Geschichten miteinander zu verknüpfen, wenn sie auch lange braucht, um die beiden Enden in einen einzigen Strang hinein zu packen. Nur mit der Figurenzeichnung hat die Autorin etwas Mühe. Während sie Eli als empathische und ruhige Frau sehr schnell in die Herzen des Publikums schreibt, will sich die rotznasige Hannah mit ihren sehr stark auf sich selber bezogenen Handlungen nicht so richtig durchsetzen. Auch der knurrige Matteo findet den Anschluss nicht ganz, er bleibt bis zuletzt verhalten und distanziert. Doch die Geschichte, die viel über falsche Familienehre, Unterdrückung, Gewalt und Fremdenhass erzählt, hat soviel Tiefgang, dass die nicht ganz überzeugenden Figuren der Qualität des Romans kaum zu schaden vermögen.


Darstellung des Hörbuchs
Die Idee, die beiden Erzählstränge durch zwei verschiedene Sprecherinnen herauszuarbeiten, ist durchaus gut gemeint. Allerdings happert es etwas an der Wahl der beiden Sprecherinnen. Obwohl beide für ihre Rolle sehr gut geeignet sind und sowohl von der sprachlichen Umsetzung des Textes als auch von der Lebendigkeit der Lesung her ihre Sache wunderbar machen, sind sie keine ideale Kombination. Dazu sind ihre Stimmen einfach zu ähnlich. Zwar liest Marion Martienzen den Part von Eli mit sehr viel Reife und Ruhe, kommt warmherzig und zugleich in sich ruhend beim Hörer an, doch braucht es immer wieder genaues hinhören, um den Wechsel zu Maja Schöne in ihrer Rolle als Hannah nicht zu verpassen. Dadurch entstehen jeweils kurzzeitige Verwirrungen. Es hätte dem Hörbuch gut getan, zwei unterschiedlichere Stimmen zu wählen. Davon abgesehen ist die Interpretation sowohl von Schöne als auch von Martienzen überzeugend und einwandfrei. Sie charakterisieren ihre Figuren hervorragend und geben durch ihre Professionalität dem Hörbuch viel Tiefe. Durch die lebendige Wiedergabe stört es auch nicht, dass für das Hörbuch auf jede Form von Musik verzichtet worden ist.


Aufmachung des Hörbuchs
Für die sechs CDs hat der Verlag auf einen aufklappbaren Karton-Plastik-Schuber zurück gegriffen, der jedoch sehr fragil ist und schon nach kurzem kaum mehr zu handhaben ist. Gerade wer das Hörbuch unterwegs hören möchte, wird gut daran tun, es in einer Plastiktüte mitzutragen, um zusätzlichen Schutz zu geben und zu verhindern, dass der Schuber auseinander fällt und CDs verloren gehen. Ärgerlich ist der Text zum Hörbuch auf der Rückseite. Hier wurde lieblos gearbeitet, etliches stimmt nicht mit dem Inhalt überein. Weder kommt Hannah zur Zeit der Apfelblüte ins Dorf (sondern zur Erntezeit), noch stellt sie fest, dass ihre Familiengeschichte mit Matteo verbunden ist und sucht deshalb seine Nähe (sie will einen Bericht über ihn schreiben). Da wäre bei einer Neuauflage eine Überarbeitung des Textes angebracht. Die wichtigsten Informationen findet der Hörer auf den Innenseiten des Schubers, viel wird allerdings da nicht geliefert. Doch damit kann man mühelos leben, spricht doch der Roman für sich selber.


Fazit
Die Geschichte von Anja Jonuleit hat wesentlich mehr Zündstoff, als man zunächst vermuten würde. Erst nach und nach zeigt sich die Tiefe der Erzählung. "Der Apfelsammler" ist aber von anfang an wunderbar unterhaltsam und befriedigt alle Wünsche an einen Roman in diesem Genre. Auch die Kürzungen des Hörbuchs gegenüber dem Roman fallen nicht störend ins Gewicht.


4 Sterne


Hinweise
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