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London 1886. Die junge Cyn liebt es, gemeinsam mit ihrem Vater und den Freunden auf der Bühne zu stehen. Aber die Zeiten sind schlecht, und das Theater steht vor dem Bankrott. Alle sind sich einig, wer Schuld daran ist: Professor Caligore, der die Massen mit nie dagewesenen Illusionen in sein Caligorium lockt. Doch in dem Schattentheater gehen seltsame Dinge vor sich. Als Cyns Vater völlig verändert aus einer Vorstellung zurückkehrt, wird ihr klar, dass sie dem Professor auf die Schliche kommen muss.
Ein schattenhaftes Abenteuer beginnt ...

 

Spiel der Schatten 

Autor: Michael Peinkofer
Verlag: Baumhaus
Erschienen: 11. Oktober 2013
ISBN: 978-3-833902451
Seitenzahl: 238 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Das einst so erfolgreiche Puppentheater von Cynthias Vater Horace gibt seine endgültig letzte Vorstellung. Schuld an seiner Schließung ist das neue, geheimnisvolle Schattentheater Caligorium, das in aller Munde ist und die Menschen mit seinen unvergesslichen Darbietungen in Scharen anlockt. Als Cynthias Vater nach dem Besuch einer solchen Vorstellung ohne seine geliebte Bauchrednerpuppe Puck und zudem völlig verwandelt nach Hause zurückkehrt, beschließt Cynthia auf eigene Faust herauszufinden, was es mit dem rätselhaften Vorgängen dort auf sich hat. Auf ihrer Suche begegnet sie hinter den Kulissen dem geheimnisvollen Schattenjungen Milo, mit dem sie - nicht ahnend wer er wirklich ist - einen verhängnisvollen Pakt schließt.

Das Jugendbuch des deutschen Autors Michael Peinkofer ist eine gelungene Mischung aus mysteriösen Geheimnissen, gruseligen Fantasy-Elementen und abenteuerlichem Ausflug in das faszinierende London Ende des 19. Jahrhunderts.
Der Autor lässt die Leser eintauchen in die fesselnde Welt der früher allseits beliebten Attraktionen zur Unterhaltung und Zerstreuung wie Theater, Schattenspiele und Kuriositätenkabinette– eine magische Welt der Illusionen und Täuschungen, in der bewegte Bilder eigentlich noch in weiter Ferne waren.


Stil und Sprache
Der Einstieg in die Handlung beginnt im Jahre 1587 in Florenz mit einem unheimlichen und rätselhaften Prolog, der bereits die Unheil bringende Rolle der machtvollen Laterne erahnen lässt. Spannend und abwechslungsreich ist die 300 Jahre später im viktorianischen London angesiedelte Geschichte angelegt. Geschickt hat Peinkofer viele geschichtliche Details in die Handlung eingebaut und mit seinen anschaulichen Beschreibungen bekannte Schauplätze zum Leben erweckt, so dass der Leser mühelos ins historische Flair vom London Ende des 19. Jahrhunderts eintauchen kann. So nimmt der Autor uns gemeinsam mit Cyn und Milo auf einen ereignisreichen Tagesausflug zu vielen Londoner Attraktionen mit, wie beispielsweise der damals im Bau befindlichen London Bridge, der Nationalgalerie am Trafalgar Square oder zum Kristallpalast mit seinem Dinosaurier Park, der eigens für die große Weltausstellung errichtet wurde, und lässt ihn sogar Theaterluft schnuppern. Peinkofer versteht es, durch geschickt eingestreute fantastische Elemente eine unterschwellige Spannung zu erzeugen. Sehr gekonnt hat er die besonders gruselige Atmosphäre des mysteriösen Caligoriums eingefangen, beschwört unheilvolle Schatten in den nebligen Gassen herauf und lässt uns eindrucksvoll die verstörende Magie der geheimnisvollen Laterna magica miterleben. Trotz einiger zwischenzeitlicher Längen steigert sich die Spannung schrittweise zum grandiosen, temporeichen Showdown, bei dem schließlich die wirklichen Ziele und finsteren Machenschaften des Professor Caligore aufgedeckt werden, über die man lange Zeit nur spekulieren konnte.

„Spiel der Schatten“ wird aus wechselnden Perspektiven in der dritten Person - hauptsächlich aus dem Blickwinkel von Cynthia - erzählt und ist in einem gut lesbaren, flüssigen Schreibstil verfasst.


Figuren
Die Hauptfigur Cynthia ist ein auf Anhieb sympathisches 15-jähriges Mädchen, das für ihr Alter schon sehr reif und selbstbewusst auftritt. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter musste sie rasch erwachsen werden und wurde schon früh in das kleine Puppentheaterensemble ihres Vaters Horace mit eingebunden. Genau wie er liebt sie die Welt des Theaters und die familiäre Atmosphäre ihres kleinen Pennytheaters über alles. Sehr nachvollziehbar und plausibel ist dargestellt, wie sie mutig und voller Kampfesgeist versucht, herauszufinden, was ihrem geliebten Vater in jener Nacht im mysteriösen Caligorium zugestoßen ist. Wie sie immer mehr über sich hinauswächst, sich für ihn sogar auf einen höchst zweifelhaften, riskanten Pakt einlässt und äußerst entschlossen für ihre Überzeugungen eintritt, macht sie zu einer sehr bemerkenswerten und liebenswerten Figur.

Sehr vielschichtig und fesselnd ist auch die Charakterisierung von Cyns Vater Horace, dessen Bauchrednerpuppe, dem kleinen Kobold Puck, für ihn wie ein zweites Ich ist. Nach seinem Besuch im sonderbaren Caligoriums erlebt man den einst so herzlichen, fürsorglichen und verantwortungsvollen Menschen plötzlich als eine seelenlose Hülle, und kann Cyns Entsetzen darüber sehr gut nachvollziehen. Auch die übrigen Figuren sind ausreichend glaubhaft, tiefgründig und lebendig gezeichnet.
Die Figur des finsteren Gegenspielers Professor Umberto Caligore mit seinen schattenhaften Handlangern ist allerdings etwas zu blass geraten und als Verkörperung des Bösen zu wenig diabolisch, um wirkliches Grauen aufkommen zu lassen.


Aufmachung des Buches
Die Umschlaggestaltung des gebundenen Buchs wirkt insgesamt sehr mystisch und macht neugierig auf den Inhalt. Das in Schwarz, Grau und blaugrünen Farbtönen gehaltene Covermotiv zeigt im Vordergrund als dunklen Schattenriss ein tanzendes Paar, das Cynthia mit der Bauchrednerpuppe Puck darstellen soll. Neben einer Hausfassade ist der Turm von Big Ben als Hinweis auf den Londoner Schauplatz schemenhaft zu erkennen.

Neben Prolog und Epilog ist der Roman in 28 Kapitel unterteilt. Am Ende des Buches findet sich ein Glossar, in dem weniger geläufige Begriffe und spezielle englische Bezeichnungen erläutert werden.


Fazit
Michael Peinkofer ist mit seinem Jugendbuch ein unterhaltsamer, historischer Fantasyroman gelungen, der jugendliche Leser zu einer abenteuerlichen und fantastischen Zeitreise ins viktorianische London entführt. Die faszinierende Ausgangsidee rund um die mysteriöse Laterna magica, eine spannende Handlung und liebenswerte Charaktere machen das Buch zu einer lesenswerten Lektüre für Jugendliche ab 12 Jahren.


4 Sterne


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