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Ruhrgebietstypen pur und ein Schlagabtausch spannend wie ein Revierderby

Kommissar Georg Schüppe, genannt  „der Spaten“, steht vor einem Rätsel: An den Tatorten dreier Morde finden sich Spuren eines kriminellen Albaners, der selbst schon tot ist und als Täter somit ausscheidet. Doch wer macht sich die Mühe, mit der DNA des Toten einen falsche Fährte zu legen – und vor allem warum? Unterstützung ungeahnter Art bekommt Schüppe von Reporter Tom Balzack. Der Boulevardjournalist ist pleite und bräuchte dringend mal wieder eine große Geschichte. Das könnte jetzt gelingen, da Balzack als Einziger einen Zusammenhang zwischen den drei Mordopfern kennt. Und diesen Trumpf weiß er zu nutzen …

 

Die Abtaucher 

Autor: Thomas Schweres
Verlag: grafit
Erschienen: 07/2014
ISBN: 978-894254452
Seitenzahl: 221 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Tom Balzack braucht dringend mal wieder eine richtig große Story, kann er sich mit seiner Minifirma broadcast.tv doch kaum mit Filmchen über die Sommerhitze in der Stadt und ähnliche Ereignisse über Wasser halten. Als er mehr zufällig über eine Pressemitteilung zu einem toten Einbrecher stolpert, hängt er sich richtig rein und entdeckt bald, dass diese Geschichte größer ist als gedacht. Allerdings merkt die Polizei das auch und so geraten Tom und Kommissar Georg Schüppe, zwischen denen eine Art professionelles Misstrauen kombiniert mit persönlicher Sympathie herrscht, in einen grenzüberschreitenden Fall, der für alle Beteiligten richtig gefährlich wird …

Ganz neu ist die Kombination „Filmteam gegen/mit Polizei“ ja nicht, welcher Ruhrgebiets-Krimi-Fan kennt nicht „Das Ekel von Datteln“ und dessen Folgebände um das Filmteam PEGASUS aus dem gleichen Verlag? Thomas Schweres gelingt es trotzdem, etwas Neues daraus zu machen, viele Details sind anders und so hat man nicht das Gefühl, einem Abklatsch alter Geschichten zu folgen.


Stil und Sprache
Nach einem kurzen Einstieg in die Geschichte aus Sicht des Täters geht es weiter mit einem fast normalen Morgen in Georg Schüppes Alltag. Er ist aber nicht alleiniger Erzähler, vielmehr wechseln sowohl Schauplätze als auch Erzähler recht rasant hin und her. Tom Balzack hat natürlich auch größere Erzählanteile, aber auch Schüppes Kollege Kroko und einige andere kommen zu Wort. Manchmal wechselt die gedankliche Perspektive auch mitten im Absatz, dann aber so unauffällig, dass man es als Leser kaum mitbekommt. Gewollt oder ungewollt? Wer weiß das schon, schaden tut es jedenfalls nicht, auch wenn es einen nicht hundertprozentig konsequenten Erzählfluss bedeutet.

Sprachlich merkt man Thomas Schweres an, dass er „von hier“ ist, locker, klar formuliert und mit einer Prise Humor führt er durch die geschickt konstruierte Geschichte, die sich von vielen anderen Lokalkrimis wohltuend durch ihre Tiefe abhebt. Spannung wird kontinuierlich aufgebaut und gipfelt in einem im wahrsten Sinne explosiven Finale, das keine Wünsche offen lässt.


Figuren
Das Ruhrgebiet hat ja den Ruf, voller ehrlicher Menschen zu stecken, die immer sagen, was sie denken und sich durch einen rauen, vielleicht etwas ruppigen Charme auszeichnen. Diese Menschen findet man zuhauf in Thomas Schweres‘ Roman wieder und er hat ja recht! Ich darf das sagen, ich bin im Ruhrgebiet geboren und lebe immer noch hier. Daher weiß ich auch, dass der Autor hier einerseits nicht übertreibt, andererseits aber auch nicht in seit Jahrzehnten ausgelutschte Klischees verfällt wie den gerne genommenen schwarzgesichtigen Bergmann mit Taubenschlag im Garten. Stattdessen gibt es moderne Menschen mit modernen Berufen und – genau – der typischen Prise Ruhgebietsschnauze, ohne dabei in Tegtmeier-Slang zu verfallen. Tom Balzack ist so einer und Georg Schüppe auch und so mögen sich die beiden eigentlich ganz gerne leiden, was sie aber nicht zugeben dürfen …

Sie sind, wie alle anderen Charaktere auch, echte Typen, ohne zu sehr in Klischees zu verfallen und das macht sie – und damit auch diesen  Krimi – so sympathisch. Hoffentlich gibt es bald mehr davon!


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist im einprägsamen Verlagsdesign aufgemacht und überwiegend schwarz. Lediglich etwas mehr als die Hälfte des Covers bleibt für ein Motiv, hier einige Wahrzeichen Dortmunds, die allerdings – passend zum Titel – auf den Kopf gestellt wurden. Innen gibt es insgesamt sieben große Kapitel, die wiederum in Tageszeiten unterteilt sind, sowie einen Epilog, der ein Jahr nach der Handlung spielt.


Fazit
Ein knackiger Ruhrgebietskrimi, der alles bietet, was man so braucht: viel Lokalkolorit, ein paar schräge Typen und eine rasante Story, das alles mit trockenem Humor gewürzt. Fast volle Punktzahl!


4 5 Sterne


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