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In einer eleganten Bewegung erhob er sich und ging vor mir auf die Knie. Er nahm mein Gesicht in beide Hände. „Weißt du, wessen Zeichen du trägst, kleine Phédre?“ Seine Stimme war liebkosend, und mit seinen Daumen streichelte er mir über die Wangen, meinen Augen gefährlich nah. Ich zitterte zwischen seinen Händen.
„Nein“, flüsterte ich.
„Kushiels Pfeil“, sagte er und lachte…

 

  Autor: Jaqueline Carey
Verlag: Heyne
Erschienen: 04/2009
ISBN: 978-3-453-52256-5
Seitenzahl: 953 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Das Land Terre d’Ange wurde von der Gottheit Elua gegründet und die Menschen, die dort Leben, zeichnen sich mit besonderer Schönheit aus. Sie leben nach dem höchsten Gebot „Liebe, wie es dir gefällt“ und viele ihrer Kinder werden in einem der 13 Häuser ausgebildet und in der Kunst der körperlichen Liebe unterrichtet. Wenn sie alt genug sind, können sie sich an Freiersleute verkaufen und sich somit ihre Freiheit verdienen.
Auch Phédre wurde in eins dieser Häuser verkauft und dort großgezogen, obwohl sie einen Makel hat, der ihren Wert schmälert. Doch Anafiel Delaunay, ehemaliger Hofdichter, erkennt den Fleck in ihrem Auge. Es ist Kushiels Pfeil, eine göttliche Zeichnung, die Phédre Lust im Schmerz empfinden lässt. Delaunay kauft Phédres Marque und nimmt sie mit zu sich. Er bringt ihr bei zu denken, zu beobachten, zu hören, zu verstehen und daraus Schlüsse zu ziehen. Delaunay setzt Phédre für seine Recherchen ein und dabei einer großen Gefahr aus. Denn eines Tages, kommt Phédre einem schweren Verrat auf die Spur, der droht, ihr geliebtes Terre d’Ange zu zerstören. Von da an beginnt für Phédre und ihren treuen Begleiter eine schwere und lange Reise.


Stil und Sprache
Jaqueline Carey hat einen besonderen Stil. Sie beschreibt malerisch, lässt die Spannung gleichzeitig wachsen, aber hat dabei einen sehr ruhigen Stil. Das Buch liest sich sehr angenehm.

Es ist zunächst schwer, sich in einer völlig neuen Welt mit neuen Gesetzten und Werten zu Recht zu finden. Es ist eine Welt voller Huren und komplizierter Verhältnisse und man braucht viel Zeit, um das Buch zu lesen.
Die Welt, in der Phédre lebt, wird unglaublich gut und genau von der Autorin beschrieben. Auch wenn es bestimmt manchen schwer fällt, sich eine große Palette an Schönheit vorzustellen, die sich immer und immer wieder übertrifft, bekommen wir durch die Worte der Autorin eine gute Hilfe dabei. Sie malt uns eine tolle Welt aus. Sehr neu und gewöhnungsbedürftig sind Phédres Erfahrungen im Dienste Namaahs. Die Begegnungen mit ihren Freiersleuten werden am Anfang oft beschrieben. Ihre etwas härtere Lust mag für viele abschreckend wirken. Carey spricht die Dinge direkt an, beschreibt sie gewohnt wundervoll, aber lässt den Leser verstehen, was und wie schön es für Phédre ist.
Der Spannungsbogen beginnt, als Phédre ihren Herren Delaunay und ihren Freund Alcuin in ihrer Bibliothek ermordet findet. Kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse. Freunde werden zu Feinden und plötzlich findet sie sich jenseits der Grenzen von Terre d’Ange wieder. Sie deckt nach und nach einen gefährlichen Verrat auf, den der Leser langsam zu durchschauen vermag. Bis zum bitteren Ende kann man nicht wissen, wie die Geschichte letztendlich ausgeht.


Figuren
Phédre no Delaunay ist eine Anguisette. Sie ist der einzige Mensch, der Lust im Schmerz empfindet. Der Fleck in ihrem Auge, ein grausamer Makel ihrer Schönheit, wird so zu ihrem größten Kapital. Durch Delaunay lernt Phédre ihren Verstand einzusetzen und entwickelt sich zu einem sehr intelligenten und geschickten Mädchen. Sie ist ein sehr ruhiger Mensch und flüchtet sich immer wieder in das angelernte unterwürfige Verhalten zurück. Sie weiß um ihre Schönheit und ihrer Besonderheit als Anguisette und ist oft sehr eingebildet, eine ihrer negativen Eigenschaften. Doch vor allem tagen ihr Stolz und ihre Liebe zu Delaunay und ihrem Land sie weiter immer weiter und geben ihr Kraft. Das, was Phédre alles miterleben muss, hätte man ihr zu Anfang des Buches gar nicht zugetraut, aber hinter dem kleinen Mädchen steckt eine sehr starke Frau.

Hyacinthe ist Phédres längster und bester Freund. Sie lernt ihn kennen, noch bevor sie Delaunay kennenlernt. Er ist ein Tsingani, der Prinz des fahrenden Volkes. Sein größter Wunsch ist es, eines Tages sein Geburtsrecht bei seinem Großvater einzufordern. Er ist ein sehr intelligenter Junge und kann gut und schnell kombinieren. Zusammen mit Phédre versucht er hinter Delaunays Geheimnis zu kommen. Er ist immer gut gelaunt und schafft es, jedem ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Für Phédre und Terre d’Ange gibt er nicht nur sein Leben, sondern auch seine Liebe auf.

Joscelin ist ein cassilinischer Mönch. Er verabscheut Eluas und Namaahs Gebote und Sitten. Trotzdem wird er mit der Aufgabe betreut, Phédre zu beschützen. Am Anfang ist er ein „vertrockneter, alter Stockfisch“ von einem Cassilinen. Seine einzigen Eigenschaften sind sein Gehorsam, sein Ernst und sein Unwillen gegen Phédres Liebesart. Doch mit der Zeit, und gerade durch die schwere Zeit hinter den Grenzen, taut er auf. Phédre rückt immer mehr in den Mittelpunkt seines Lebens und nicht nur, weil er die Aufgabe hat, sie zu beschützen.

Delaunay ist ein Edelmann aus der Cité Eluas. Einst war er der Hofdichter, doch seine Werke wurden verboten. Er ist ein sehr kluger Mann und hat einen großen Freundeskreis, aber auch viele Feinde. Er ist damit beschäftigt, Informationen zu dem Verrat zusammenzutragen und auszuwerten. Dabei benutzt er Phédre und auch Alcuin, seine beiden Schüler.

Die Charaktere sind allesamt sehr vielseitig und nicht einer von ihnen kommt zu flach oder zu einseitig rüber. Sie haben viele Überraschungen parat und durchlaufen alle eine Veränderung, die man miterleben kann.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich um ein sehr dickes Taschenbuch von ungefähr tausend Seiten. Das Cover ist sehr schön gestaltet. Auf einem grauen Hintergrund mit einigen Schnörkeln ist Phédres Rücken mit ihrer vollendeten Marque zu sehen. Der Titel der Reihe steht in goldenen, glänzenden Buchstaben über der Mitte. Darüber in einer kleineren, schwarzen Schrift der Name der Autorin, sowie der Titel des Buches am unteren Rand. Da das Buch sehr dick ist, nutzen sich die Seiten sehr schnell ab.


Fazit
Das Buch ist erotisch, feminin und atemberaubend. Es das schönste Buch, das ich bis jetzt gelesen habe! Ein großartiger Auftakt zur Kushiel-Reihe.


5 Sterne


Hinweise
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