Nach dem Tod ihres Ehemannes ist Josslyn verzweifelt. Ihre Trauer droht, sie zu überwältigen. Um sich abzulenken, besucht sie einen exklusiven Club, der den dunkleren Spielarten der Liebe vorbehalten ist. Nie hätte sie jedoch vermutet, dort den Mann zu treffen, der schon seit langem Quelle ihrer geheimsten Sehnsüchte ist: Dash, den besten Freund ihres verstorbenen Mannes ...
Originaltitel: Letting Go |
Die Grundidee der Handlung
Es ist der dritte Jahrestag von Carsons Tod an dem seine hübsche Witwe Joss an dessen Grab beschließt, dass die Trauerzeit ein Ende nehmen und sie ihr Leben wieder mit einem Lächeln auf den Lippen begrüßen muss. An diesem Wendepunkt in ihrem Leben will sie ein ganz besonderes Etablissement besuchen, wo sie ihre lang unterdrückte devote Art mit einem Fremden ausleben möchte. Zu ihrem Schrecken trifft sie dort allerdings schon am Eingang den besten Freund ihres Mannes, Dash, der ihr in der schweren Zeit zudem immer eine Stütze war und sie wütend von dem heißen Abenteuer wegzieht. Zuhause unter vier Augen macht er ihr den Vorschlag sie in die neue Art der körperlichen Vergnügen einzuweihen, wenn sie ihm im Gegenzug vollkommenen Gehorsam und Unterwerfung verspricht. Kann Joss Gefallen an der Praktik und in Dash sogar einen neuen Partner auf einer sexuellen Wellenlänge finden oder werden die lustvollen Schläge im Eifer des Gefechts zu einem echten Alptraum?
Auf dem Buchrücken wird die Autorin als „New-York-Times-Bestseller-Autorin“ angepriesen, was mich neugierig machte, jedoch nicht immer ein Zeichen für hochwertige Literatur bedeutet, sondern viel mehr den Geschmack einer breiten Massen widerspiegelt. Mich konnte Maya Banks mit der Idee einer Witwe auf dem Weg in ihren zweiten Frühling, der von Peitschenhieben und oberflächlichen Gesprächen mit ihrem Liebhaber gezeichnet sind, nicht überzeugen - neue Ansätze suchte ich vergeblich.
Stil und Sprache
Die Handlung bleibt über einen Seitenzahl von etwa 150 Seiten viel zu gemächlich und lässt nicht einmal zwischen den Zeilen eine gewisse Spannung oder knisternde Vorahnung durchblitzen. Zweifel, die Joss zu diesem Zeitpunkt auch verständlicherweise befallen, sind für mich als Leser ein regelrechter Lustkiller gewesen. Da war es schon fast unverständlich, wie lieb und brodelnd Dash trotz der ständigen Rückzieher und Ängste von Joss und gleichzeitigen Beteuerungen seinerseits ihr ein fürsorglicher Liebhaber zu sein, am Ball blieb.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Autorin einen Faible für die gleiche Wortwahl hat, sodass ich bei manchen Gedankengängen überlegte, ob ich aus Versehen zurückgeblättert habe, statt vorwärts zu gehen. Möglicherweise hat hier aber auch die Übersetzung ihren Teil dazu beigetragen, was ich nicht beurteilen möchte.
Negativer Höhepunkt der Geschichte war für mich die erste nähere Intimität der Hauptcharaktere, die jäh durch Joss' einseitigen Monolog über ihre Menstruationsprobleme unterbrochen wurde. Welcher Mann kann danach noch mit purer Lust ungehemmt weitere Zärtlichkeiten verteilen, als wäre nichts geschehen? Weder Dash, noch Joss waren aber insgesamt besonders unterhaltsam, wenn es darum ging ein tiefgründiges Gespräch zu führen.
Später beweist Maya Banks dann aber doch noch, dass sie auch erotische Szenen schreiben kann, die ohne störende Dialoge oder Nebenhandlungen auskommen. Dabei schreckt sie auch nicht vor dem eher heiklen Thema Analsex zurück, was die streckenweise schüchterne und leicht errötende Joss zuerst an ihre Grenzen bringt, aber genau darum geht es ja bei einer Beziehung, die auf Unterwerfung beruht. Behutsam und stilvoll wechseln sich diese Szenen mit harten Stößen oder gefühlvollem Blümchensex ab. Diese Mischung hat mir besonders gut gefallen, obwohl rote Ohren beim Lesen unter Umständen nicht ausbleiben. Ein wenig seltsam war es, dass wohl alle im Umkreis der Handelnden auch dem Hobby der Auspeitschung nachgehen und offen darüber beim Cocktail plaudern.
Figuren
Mit Joss lernen wir eine Protagonistin kennen, bei der wir wahrscheinlich sofort das Gefühl haben, dass eine Freundschaft einfach und unkompliziert wäre. Zu Beginn zeigt sie zwar ihre egoistische Seite, denn ihre Trauer um ihren Seelenverwandten hüllt sie in einen Mantel, der sie unempfindlich gegenüber den Sorgen ihrer besten Freundinnen Chessy und Kylie macht, aber danach macht sie sowohl als Gastgeberin, als auch als Trösterin eine gute Figur. Ihre innere Schönheit wird ein wenig klischeehaft auch von äußerer Perfektion abgerundet. Lediglich ihre Neigung zur leuchtenden Wangenröte ist eine Schwäche von ihr, was sie mir schon fast unsympathisch macht. Ein paar Kanten mehr würden der Witwe im weiteren Verlauf gut zu Gesicht stehen.
Dash, bei dessen Namen ich immer an das Waschmittel denken musste, ist ebenfalls ein Traummann und geißelte sich zusätzlich noch jahrelang mit der unerfüllten Zuneigung für die Frau seines besten Kumpels. Als Alphamann mit dem dominanten Trieb ist er zwar sexy, andererseits auch viel zu weich und beinahe bettelnd wie ein Hund, wenn es um Joss geht. Vermutlich würde er sich auch von ihr verprügeln lassen, nur um ihre Gunst zu erhalten.
Spannendster Punkt der Handlung ist für die weiteren Bände in welche Richtung sich Chessy und Tates Ehe entwickelt, da hier noch alles offen ist und entweder ein großer Knall oder nur ein dünnes Lüftchen wartet. An eine Erklärung, die in Tates Arbeitspensum begründet liegt, kann ich nicht so recht glauben und das wäre auch ziemlich langweilig.
Zu oft im Fokus war Kylies (und auch Carsons, da er ihr Bruder war) Missbrauch durch den herrischen Vater. Eine Therapie wäre bei der jungen Frau, die leider nur im Schwarz-Weiß-Muster ihre Entscheidungen trifft, angebracht, dann wäre mein Mitleid auch höher gewesen.
Aufmachung des Buches
Der riesige Wassertropfen auf dem Cover könnte als Sinnbild für Joss' Trauer angesehen werden, welche sie in diesem ersten Teil der Trilogie zu verarbeiten versucht. Für meinen Empfinden lässt aber höchstens der purpur-lilane Grundton auf das Erotik-Genre schließen, wodurch die äußere Gestaltung nicht ganz so glücklich bzw. aussagekräftig ist. Als kleines Extra gibt es am Schluss des Romans noch eine ausführliche Leseprobe für „KGI - Dunkle Stunde“ von der Autorin.
Fazit
Maya Banks hat in dem Auftakt der „Dark Surrender“- Reihe zwar mit ansprechenden Sex-Szenen punkten können, aber dafür den emotionalen Bezug der Leser für die Protagonisten auf der Strecke gelassen. Der zweite Teil erscheint schon im Sommer, den erwarte ich allerdings eher mit gemischten Gefühlen.
Hinweise
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