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Jane Logan ist hochschwanger und endlich zu ihrer Lebensgefährtin nach Berlin gezogen. Hier ist alles neu für sie; die Sprache, die Straßen, die Leute. Ihre Freundin ist viel unterwegs, sie selbst auf sich allein gestellt und verunsichert: von dem lautstarken Streit in der Nachbarwohnung, von dem flackernden Licht im Hinterhaus. Als Jane der Tochter des Nachbarn auf der Treppe begegnet, schleicht sich ein Verdacht ein und sie befürchtet das Schlimmste ...

 

Verdacht ist ein unheimlicher Nachbar 

Originaltitel: The Girl on the Stairs
Autor: Louise Welsh
Übersetzer: Astrid Gravert
Verlag: Antje Kunstmann Verlag
Erschienen: 12. März 2014
ISBN: 978-3888979293
Seitenzahl: 275 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Als die schwangere Jane Logan nach Berlin zu ihrer Freundin zieht, ahnt die gebürtige Schottin nicht, dass sie damit schon bald von ernstzunehmenden Probleme steht. Zwar ist sie sich ihrer karg ausfallenden Sprachkenntnisse durchaus bewusst, doch das, was sie bereits in der ersten Nacht in einem Berliner Mietshaus erlebt, hat weniger mit sprachlichen Defiziten zu tun. Denn ohne es zu wollen, wird sie Zeuge, wie der nebenan wohnende Dr. Mann seine Tochter Anna als Hure beschimpft, während eine scheinbar verwirrte Nachbarin von einem gut vertuschten Verbrechen an Annas Mutter spricht. Doch damit nicht genug. Neben blauen Flecken an Annas Körper tauchen auch merkwürdige Lichter im unbewohnten Hinterhaus auf, und noch bevor es sich Jane versieht, steckt sie in einem Geflecht aus Wahrnehmungen und Vermutungen fest, die Schlimmes erahnen lassen.

"Verdacht ist ein unheimlicher Nachbar" ist ein gut durchdachter Roman, dessen Handlung eher von der Gedankenwelt einer unsicheren Hauptprotagonistin getragen wird, als von dem wirklichen Geschehen.


Stil und Sprache
Louise Welsh verfügt über eine bildliche Sprache und versteht es durch geschickt geschilderte Beobachtungen und unter Verwendung von vagen Andeutungen eine Handlung aufzubauen, deren Verlauf undurchschaubar ist. Dabei ist es egal, ob die schwangere Jane Logan nachts aus dem Fenster schaut oder am Tage über den Friedhof läuft. Immer wieder wird sie mit merkwürdigen Dingen konfrontiert, die sie sich nur schwer erklären lassen. Angefangen mit nächtlichen Schreien über aufblitzende Lichter bis hin zu dem seltsamen Verhalten einiger Figuren gibt es viele Vorkommnisse, die verwundern und erschrecken. Ein Plot also, der markante Bestandteile einer Thrillerhandlung enthält, in seinem Verlauf aber doch eher durch die geschickte Aneinanderreihung von Zufällen und den daraus erwachsenden Interpretationen einer emotional stark beanspruchten Frau getragen wird. Deshalb flacht ein aufkommender Spannungsbogen auch immer wieder ab und macht einer Atmosphäre Platz, die spürbar unheimlich ist. Und so findet der Leser in diesem Roman eher subtile als nervenaufreibende Spannung vor, wird aber am Ende des Geschehens mit einigen unvorhersehbaren Tatsachen überrascht.


Figuren
Jane Logan ist eine leidenschaftliche Frau, die sich viele Gedanken um ihre Mitmenschen macht und durch ihren Umzug nach Berlin in eine Welt eintaucht, die für sie fremd und mit unbekannten Gefahren verbunden ist. Von ihrer Freundin Petra tagsüber alleingelassen, verfügt sie über sehr viel Zeit, die sie neben einigen Spaziergängen, hauptsächlich mit Beobachtungen im Haus verbringt. Etwas, das ihrer in einer Bank arbeitenden und rational denkenden Freundin überhaupt nicht gefällt. Dadurch kommt es immer wieder einmal zu Meinungsverschiedenheiten, die von Petra zwar geschlichtet werden können, in deren Folge Jane aber glaubt, nicht ernst genommen zu werden. Aber nicht nur das Verhältnis zwischen Jane und Petra wird allmählich schlechter, auch der Umgang von Jane mit dem unmittelbaren Nachbarn und seiner Tochter wird zunehmend von Misstrauen geprägt. Denn während Dr. Mann anfänglich noch freundlich zu der werdenden Mutter ist, beginnt seine Fassade langsam zu bröckeln und ein unberechenbarer Sturkopf tritt dahinter hervor. Ein launenhafter Zeitgenosse, der wie auch seine Tochter Anna, mal trotzig, mal völlig abwesend und dann wiederum sehr umgänglich ist. Schnell wandelnde Eigenarten, die sich auch in weiteren Figuren widerspiegeln und die durch umfassende Beschreibungen äußerer Merkmale und der zwischen ihnen herrschenden Verbindungen ergänzt worden sind.


Aufmachung des Buches
Passend zu seinem Inhalt wurde das Cover des Buches mit einem Blick in das düstere Berliner Mietshaus versehen, in dessen Eingang eine nachdenklich wirkende Frau mit einem roten Mantel steht. Neben dem Klappentext wurden auf den aufklappbaren Innenseiten eine umfassende Inhaltsbeschreibung und ein Porträtbild mit der angefügten Kurzvita der Autorin aufgebracht. Eine gelungene Gestaltung, die dem Leser die düstere Stimmung des Buches wunderbar nahebringt.


Fazit
"Verdacht ist ein unheimlicher Nachbar" ist ein beklemmendes Buch, das seine Spannung aus mysteriösen Vorfällen und der sie umgebenden schauerlichen Atmosphäre zieht.



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